Gemeinsam in den digitalen Kulturwandel

Personalmanagement

Mit dem HR Excellence Award 2016 sind zahlreiche herausragende HR-Projekte ausgezeichnet worden. Sie wollen wir hier vorstellen. Dieses Mal ist es das Reverse-Mentoring-Programm von Henkel. Unsere Fragen dazu beantwortet Julia Huhn aus der Kommunikation des Unternehmens.

Die Digitalisierung ist für so gut wie jedes Unternehmen ein Thema, um das es früher oder später nicht herumkommen wird. Doch mit technischen Neuerungen und Modernisierungen alleine wird man nicht zukunftsfest. Entscheidender ist es, den digitalen Gedanken nachhaltig in der Unternehmenskultur zu verankern. Der Konsumgüterhersteller Henkel nutzt hierfür innerhalb seiner Digitalstrategie ein Reverse-Mentoring-Programm. Das Projekt ist in der Kategorie „Konzerne Arbeiten 4.0“ ausgezeichnet worden.

Können Sie kurz Ihr Projekt beschreiben?
Mit dem Reverse Mentoring sind wir bei Henkel einen weiteren Schritt hin zu einer noch digitaleren Unternehmenskultur gegangen. Unser Ziel war es, mit dieser Initiative einen inspirierenden Austausch über das Thema Digitalisierung und digitale Technologien zu schaffen. Und der Name signalisiert bereits, welchen Ansatz wir dabei verfolgt haben: Wir haben das klassische Mentoring-Konzept umgekehrt.

Das bedeutet konkret: Weltweit sind zwischen November 2015 und Mai 2016 rund 160 digitalaffine Nachwuchsmanager in die Mentoren-Rolle geschlüpft und haben mehr als 220 interessierten Führungskräften Einblicke in ihren digitalen Alltag gewährt. Beim Frühstück auf Twitter die aktuellsten News lesen, ein Foto vom Konzertbesuch per Snapchat mit Freunden teilen oder auf Airbnb das perfekte Zimmer für den langersehnten Trip nach Barcelona finden – das ist für einige normaler Alltag, für andere jedoch noch ein unbekannteres Terrain. So zeigten die Nachwuchsmanager ihr digitales Nutzerverhalten, erklärten ihre Lieblings-Apps und diskutierten mit den Führungskräften allgemeine digitale Trends. In den 1-zu-1-Treffen sollte es ausdrücklich nicht um konkrete Digitalisierungsinitiativen im Unternehmen gehen, sondern sie waren bewusst als offenes und persönliches Gespräch angelegt. Bei der Zusammenstellung der Tandems wurde auch darauf geachtet, dass Teilnehmer aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen und Funktionen ausgewählt wurden – so wurde auch der Austausch innerhalb des Unternehmens weiter gefördert. Für uns ist das Projekt ein tolles Beispiel dafür, wie man die Vielfalt innerhalb des Unternehmens nutzen kann, um vorhandenes Wissen zu teilen und zu erweitern.

Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere daran?
Das Besondere an unserer Reverse Mentoring-Initiative ist, dass wir durch das Aufbrechen des üblichen Mentor-Mentee-Verhältnisses einen beidseitigen Erfahrungsgewinn schaffen konnten. Die Nachwuchskräfte konnten in die Rolle der Mentoren schlüpfen und wichtige Soft Skills ausbauen. Auf der anderen Seite hatten die erfahrenen Führungskräfte die Möglichkeit, sich in den Gesprächen mit den Mentoren ganz offen über digitale Entwicklungen und Trends auszutauschen. Die Teilnahme am Reverse Mentoring erfolgte auf freiwilliger Basis und die Motivation und Offenheit, sich auf ein Thema auf eine ganz neue Art und Weise einzulassen, zeigte sich in jedem einzelnen Treffen.

Und noch etwas ist besonders: Die Reverse Mentoring-Initiative wurde vollständig intern geplant und umgesetzt – von der Konzeption über die Durchführung und Begleitung bis hin zur Evaluation.

Worin hat sich vor allem der Erfolg des Projektes gezeigt?
Natürlich spricht allein die Teilnehmerzahl für den Erfolg des Reverse Mentoring: In 17 Ländern gab es Tandem-Paare – mit insgesamt 380 teilnehmenden Führungskräften und Digitaltalenten. Uns war es darüber hinaus aber auch wichtig, das direkte Feedback der Teilnehmer einzuholen. Hier haben wir überaus positive Rückmeldungen erhalten: neun von zehn Kollegen würden das Programm beispielsweise einem Kollegen empfehlen. Insgesamt 96 Prozent der Führungskräfte und mehr als 80 Prozent der Digitaltalente bewerteten die Initiative mit gut oder sehr gut – und viele der Tandems haben beschlossen, den Austausch über das organisierte Programm hinweg regelmäßig fortzuführen. Das freut uns natürlich sehr und ist ein toller Erfolg.

Außerdem haben wir einige Anfragen von anderen Organisationen und Unternehmen erhalten, die unser Reverse Mentoring so spannend fanden, dass sie sich gerne mit uns über unseren Ansatz und unsere Erfahrungen austauschen möchten. Das zeigt: Neue Wege zu gehen – zum Beispiel, wenn es um das Thema Digitalisierung geht – lohnt sich.

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Sven Pauleweit

Sven Pauleweit

Ehemaliger Redakteur Human Resources Manager

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