Innovation Hubs: Wie funktio­nieren sie und wer profitiert?

Personalmanagement

Vor allem Großkonzerne versprechen sich von Innovation Hubs frische Ideen und technisches Know-how. Wann lohnt sich das und was sollten sie beachten?

In Zeiten der Digitalisierung revolutionieren sich ganze Branchen. Die Digitalisierung ermöglicht es, übliche Arbeitsmuster in Unternehmen und deren eingefahrene Strukturen aufzubrechen. Immer mehr Menschen arbeiten in flexiblen Arbeitsmodellen und suchen Abwechslung in ihrem Büroalltag – auch, um sich schneller weiterzubilden und somit neues Know-how in die Firma einzubringen.

Ein inzwischen gerade bei Großkonzernen weit verbreiteter Schritt, um aus klassischen Workflows auszubrechen, ist es neben den ursprünglichen Büros sogenannte Innovation Hubs einzurichten – in der Regel räumlich getrennt vom Konzern in den europäischen Tech-Hubs. Dort haben die Firmen Zugriff auf Digital-Talente und können in einem anderen Umfeld und als Teil des Tech-Ökosystems neue Arbeitsweisen erproben.

Innovation Hubs sind allerdings kein Allheilmittel zur erfolgreichen Digitalisierung eines Unternehmens – der Schritt birgt auch neue Herausforderungen. Wer diese allerdings kennt und meistert, der kann am Ende durch räumliches und vor allem inhaltliches Lösen von alten Konzernstrukturen davon profitieren.

Was sind Innovation Hubs?

Bei Innovation Hubs handelt es sich im Prinzip um ausgelagerte Büros, in der Regel örtlich deutlich getrennt von der Unternehmenszentrale. Hinsichtlich ihrer Ausgestaltung und dem Design unterscheiden sie sich oft sehr stark von der Konzernzentrale: keine festen Arbeitsplätze, viel Raum für Kreativität und natürlich kein Dresscode. Optisch orientiert man sich sehr deutlich an Start-ups, die für Agilität und Dynamik stehen. Dabei sind die Teammitglieder oft eine Mischung aus neu rekrutierten Mitarbeitern und Mitarbeitern aus bereits existierenden Standorten wie etwa der Konzernzentrale. Die neuen Mitarbeiter sind dabei oft eine Mischung aus Festangestellten und externer, projektbezogener Unterstützung wie etwa Freelancern, die von außen Expertise, Tech Know-how und neue Arbeitsmethoden einbringen können.

Wozu sind Innovation Hubs gut?

Obwohl Innovation Hubs formal zur „alten Firma“ gehören, sind sie frei(er) von alten Mustern und Konzernstrukturen. Die örtliche Trennung wird zum Anlass genommen an innovativen Themen zu arbeiten, die in sich geschlossen, vom Konzernalltag losgelöst und vor allem zukunftsgewandt sind. Es wird deutlich mehr ausprobiert und “out of the box” gedacht, was Voraussetzung für die in Innovation Hubs beheimateten Digitalisierungsthemen ist.

Man trennt sich optisch wie auch inhaltlich ganz bewusst von der eigenen Konzernstruktur, um innovativ und agil arbeiten zu können und nicht von der Unternehmensbürokratie behindert zu werden – nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich orientieren sich Firmen hier an der Arbeitsweise von Start-ups.

Was ist bei der Standort- und Bürowahl zu beachten?

Wenn Ihre Firma das Festland ist, sind Innovation Hubs die ausgelagerten Inseln mitten im wilden Ozean. Eine räumliche Trennung von der Konzernzentrale ist nahezu notwendig, um glaubhaft und sichtbar etwas anders zu machen als der Mutterkonzern. In der Regel sind Innovation Hubs deshalb sogar in einer anderen Stadt als die Konzernzentrale angesiedelt. Der Austausch mit der Konzernzentrale braucht dadurch nicht behindert zu werden, er findet digital statt. So entscheiden sich europäische Firmen auch dafür Innovation Hubs in anderen Ländern, wie zum Beispiel den USA, zu eröffnen.

Die Wahl der Stadt hängt davon ab, was man mit dem Innovation Hub erreichen möchte. Oft ist einer der wichtigsten Beweggründe, digitale Talente für die eigene Firma zu begeistern. Und diese befinden sich in der Regel in den Tech-Hubs wie etwa Berlin, Stockholm, London oder natürlich dem Silicon Valley. Oft geht es auch darum Teil eines spezifischen Ökosystems zu werden – hier können Themenschwerpunkte des jeweiligen Ökosystems ausschlaggebend für die Standortwahl sein.

Lohnt sich ein Innovation Hub finanziell?

In der Regel ist Profitabilität nicht das Ziel eines Innovation Hubs – ganz im Gegenteil. Es geht darum neue Wege zu gehen, zu investieren und neue Dinge auszuprobieren.

Diese Experimentierfreudigkeit und Fehlerkultur geht in der Regel mit hohen Kosten einher. Darüber hinaus sind die Einrichtungskosten erheblich, vom Büro in einer teuren Großstadt bis hin zur Rekrutierung gefragter Tech-Talente.

Finanzielle Erträge sieht man erst Jahre später, wenn neue Geschäftsmodelle entwickelt und an den Markt gebracht werden. Darüber hinaus sind offensichtliche Erträge wie die Akquisition von Know-how deutlich schwerer zu quantifizieren als Umsatzzahlen. Deshalb sollte ein Innovation Hub langfristig geplant werden und als eine Investition in die Zukunft gesehen werden. Eine kurze Amortisierung der anfallenden Kosten darf nicht der Beweggrund für die Gründung eines Innovation Hubs sein.

Welche Probleme können auftauchen?

Natürlich verläuft die Zusammenarbeit zwischen einer Mutterfirma und einem Innovation Hub nicht immer konfliktfrei. Gerade, weil die Strukturen so unterschiedlich sind und auch sein sollen. Es wird Momente geben, an denen es an Verständnis zwischen den Parteien mangelt. Deshalb ist eine offene, respektvolle und freundliche Kommunikation von unschätzbarem Wert.

Darüber hinaus kann man immer wieder beobachten, dass sich Innovation Hubs im Alltag doch nicht vollständig von den Strukturen des Konzerns lösen können. Lange Abstimmungszeiten mit der Konzernzentrale und eine in der Praxis vom Konzern vorgegebene Risikobereitschaft können die Motivation der Mitarbeiter schnell trüben. Deshalb ist es für den Erfolg eines solchen Hubs entscheidend, dass es das Commitment des Konzern-Managements gibt, dem Innovation Hub deutliche Freiheiten zuzugestehen. Nur dann kann das Experiment Innovation Hub ein nachhaltiger Erfolg werden.

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Arne Hosemann, Managing Director & Co-Founder, Expertlead

Arne Hosemann

Managing Director & Co-Founder, Expertlead
Arne Hosemann ist Managing Director Co-Founder bei Expertlead. Hosemann schloss ein Studium an der Stockholm School of Economics und der Universität Mannheim ab bevor er eine Karriere als Unternehmensberater bei Bain & Company begann. Aus dem Frankfurter Büro von Bain & Company hat er primär an digitalen Strategie- und Private Equity- Projekten in Europa gearbeitet. Expertlead ist eine B2B-Plattform zur Vermittlung von führenden Tech-Freelancern: Software-Entwickler, Data Scientists, Produkt-/Projektmanager und UI/ UX Designer.
Alexander Schlomberg, Managing Director & Co-Founder, Expertlead

Alexander Schlomberg

Alexander Schlomberg ist Managing Director Co-Founder bei Expertlead. Schlomberg hat einen Doppel-Abschluss in BWL und VWL von der Stockholm School of Economics. Nach der Uni hat er zunächst für drei Jahre als Unternehmensberater bei McKinsey gearbeitet, inbesondere an Projekten zu digitalen Transformationen. Expertlead ist eine B2B-Plattform zur Vermittlung von führenden Tech-Freelancern: Software-Entwickler, Data Scientists, Produkt-/Projektmanager und UI/ UX Designer.

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