Personal qualifizieren statt Fachkräftemangel lamentieren

Personalmanagement

Der Fachkräftemangel ist seit einigen Jahren in aller Munde: Während zahlreiche Stellen durch die Automatisierung wegfallen, bleiben andere unbesetzt, weil schlichtweg Personal mit digitalen Kompetenzen fehlt. Laut Expert:innen der Enquete-Kommission der Bundesregierung„Berufliche Bildung in der Digitalen Arbeitswelt“ steckt die Lösung für den vielbesprochenen Fachkräftemangel in Um- und Weiterbildungsmaßnahmen für digitale Fähigkeiten. Das zeigt sich in ihrem kürzlich veröffentlichten Bericht zu dem Thema.

Er macht deutlich, was viele bereits erkannt haben, aber noch nicht klar benennen konnten: Wir haben es nicht mit einem Fachkräfte-, sondern vielmehr mit einem Qualifizierungsmangel zu tun. Gehen wir diesen gezielt an, können wir auch das Fehlen der Fachkräfte lösen. Für mich eine glasklare Schlussfolgerung, der nun umgehend Taten folgen sollten. Nur wer Mitarbeitende digital weiterbildet (Upskilling) oder für digitalorientierte Jobs qualifiziert (Reskilling), kann dem steigenden Fachkräftebedarf in der Bundesrepublik künftig gerecht werden.

Eine gute Nachricht vorweg

Das Gute für Personaler:innen und Führungskräfte ist: Sie müssen nicht händeringend nach neuem Personal mit besonderen Digital-Skills suchen, weil die Lösung viel näherliegt – im Unternehmen selbst bei den eigenen Mitarbeitenden. Leider ist das vielen aber noch nicht ganz klar. Laut dem Reskilling-Index von XU nutzt rund die Hälfte (48 Prozent) der deutschen Unternehmen nicht die Chance, die eigenen Mitarbeiter:innen neu zu qualifizieren. Im Finanz- und Versicherungssektor sowie in der Automobilindustrie ist das Signal bereits angekommen. Sie haben erkannt, dass sie ihre Mitarbeiter:innen mit digitalen Up- und Reskilling-Angeboten fördern können – und ihr Unternehmen somit zukunfts- und wettbewerbsfähig machen. Worauf warten die anderen also noch?

Es liegt natürlich auf der Hand, dass so ein Prozess in Unternehmen nicht von heute auf morgen läuft. Daher kann ich nur raten, schnellstmöglich damit anzufangen, die eigene Belegschaft fit für die digitale Zukunft zu machen. Eins vorweg: Am Geld sollte dieses Vorhaben nicht scheitern. Die Bundesregierung hat zahlreiche Anreize für Unternehmen geschaffen, ihre Belegschaft weiterzubilden. Verschiedene Gesetzesinitiativen und Investitionsprogramme schaffen rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen und unterstützen Unternehmen beim Up- und Reskilling.

Eine Win-win-Situation für alle

Dass die eigene Belegschaft dem digitalen Wandel positiv gegenübersteht, ist begrüßenswert. Doch viele Unternehmen verfallen immer noch in Schockstarre, wenn sie das Wort Digitalisierung hören. Umso wichtiger ist es, Mitarbeitende bei dem Thema mitzunehmen. Wer unbegründete Ängste und Scheu davor hat, der muss die Vorteile digitaler Lösungen klar und transparent aufgezeigt bekommen. Demonstrieren Sie, dass der Arbeitsalltag durch die Nutzung digitaler Tools einfacher zu bewältigen ist. Durch offene Kommunikation und eine begleitende Engagement-Kampagne bleibt keiner zurück.

Und keine Sorge: Bei vielen kommt die Motivation von ganz allein, sobald sie erkennen, wie digitale Skills im Job nicht nur ein Plus an Kompetenz sind, sondern auch Sicherheit für die Zukunft geben. Falls es im Unternehmen bereits jemanden gibt, der als Role Model für digitale Prozesse vorangehen kann, umso besser. Lassen Sie diese Ambassador:innen zu Wort kommen und den Kolleg:innen auf Augenhöhe erzählen, wie ihr Job funktioniert – und die Begeisterung für die Arbeit mit digitalen Tools wecken. Der Zugang zu diesen muss natürlich da sein, da gibt es nichts zu diskutieren.

Die Vision für ein digitales Morgen

Was am Ende zählt, ist vor allem die gemeinsame Vision: Welche Zukunftsjobs ergeben sich in der jeweiligen Branche und welche Chancen bringen digitale Weiterbildungsmaßnahmen für das Unternehmen mit sich? Wer weiß, wie spannend der eigene Job in der digitalen Zukunft aussehen könnte, muss nicht lange davon überzeugt werden – und kann die neuen Skills und Programme unkompliziert mithilfe einer Online-Weiterbildung erlernen.

Wer weiß: Vielleicht gibt es bereits Mitarbeitende in den eigenen Reihen, die der Head of Digital von Morgen sind. Um das herauszufinden, empfehle ich einen Test, der digitale Kenntnisse und Fähigkeiten der Kolleg:innen erhebt – so kann die individuelle Kompetenz festgelegt und passgenau weiterentwickelt werden. Und noch besser: ungesehene Potenziale können sich entfalten. Sind das nicht mehr als genug Gründe, den Qualifizierungsmangel endlich zu erkennen und noch viel wichtiger: ihn auch anzugehen? Worauf noch warten: Bringen Sie das eigene Unternehmen und die Belegschaft digital auf Zack. Glauben Sie mir, es gibt nichts zu verlieren!

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Nicole Gaiziunas, Gründerin und Geschäftsführerin des Unternehmens XU und Hochschulinitiatorin der XU Exponential University

Nicole Gaiziunas

Nicole Gaiziunas ist Gründerin und Geschäftsführerin des Unternehmens XU und Hochschulinitiatorin der XU Exponential University. Als Bildungsneudenkerin und digitale Rebellin mit klarer Vision beschäftigt sie sich vor allem mit unserer digitalen Zukunft. In ihrem kürzlich erschienen Buch 44 Fallen der Digitalisierung … und wie wir alle sie vermeiden deckt sie die vielfach verbreitete Digitalpanik auf und gibt praxisbewährte Handlungstipps für die digitale Intervention.

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