Wie Unternehmen neuen Ideen Starthilfe geben

Personalmanagement

Die radikalen Veränderungen in Gesellschaft und Technologie stellen Unternehmen heute vor große Herausforderungen: Betriebliche Prozesse verändern sich grundlegend, neue Technologien machen altbewährte Techniken überflüssig und ermöglichen völlig neue Geschäftsfelder. Schon immer war Innovation ein Motor für die Wirtschaft und insbesondere heute, in Zeiten noch schnelleren Umbruchs, werden Innovationen wichtiger denn je. Doch gerade hier scheint es zu stocken – vor allem in Deutschland kommt es zu einem nachlassenden Innovationsbeitrag des Mittelstandes. Nur reaktionsfreudige und innovative Firmen und Konzepte mit einem klaren USP können sich durchsetzen. Wie schafft man es also dieses Rad in Gang zu setzen und dauerhaft am Laufen zu halten?

Schnelles Feedback ist wichtig, Fehler motivieren zum Lernen

Damit Innovation überhaupt stattfinden kann bedarf es einer schnellen und agilen Reaktion auf Entwicklungen. Dezentral gesteuerte Innovationsprozesse werden immer attraktiver, da sie direkt aus der Konfrontation mit Problemstellungen und Bedürfnissen wachsen. Jedoch müssen Firmenstrukturen dieses direkte Reagieren ermöglichen und dürfen sie nicht durch langsame und beschwerliche Bürokratie ausbremsen.

Permanente Innovation wird durch ein iteratives Vorgehen gestützt. Dabei ist wichtig, eine schnelle Reaktionsgeschwindigkeit zu entwickeln und möglichst rasch neue Ideen zu bestätigen, um mögliche Fehlentwicklungen und Investitionen zu umgehen. Pitch fast ist Name und Credo dieses Ansatzes, denn zeitnahes Feedback ermöglicht ein genaues Anpassen an Kundenbedürfnisse. Doch der Gedanke des pitch fast stößt verbreitet auf Resistenzen. Vor allem der deutsche Mittelstand scheint sich nicht damit anzufreunden, sich externen Partnern zu öffnen und somit durch einen „open Innovation“ Prozess ergänzendes Know-how zu erschließen.

Generell hat sich in der Software-Entwicklung genau eine solche möglichst schnelle, iterative Innovationsmethodik, die agile Entwicklung, durchgesetzt. Diese agilen Methoden gehen nicht nur von einer grundlegend veränderten Art und Weise zu arbeiten aus, sondern von vollständig neuen Werten, Vorstellungen und Haltungen. Grundlage dafür ist eine positive Fehlerkultur und Kurskorrektur. Fehler werden als Lern- und Weiterentwicklungsmöglichkeit gesehen. Dieser Wandel in der Haltung kann Innovationen antreiben und zu (erfolgreichen) Experimenten ermutigen.

Wie ein Unternehmen eine positive Fehlerkultur etablieren kann

Dadurch stellt sich die Frage, wie man durch operative Methoden, agiles und iteratives Arbeiten, eine positive Fehlerkultur sowie eine dezentrale Steuerung umsetzen kann.

Dabei geht es zunächst einmal um die Grundlagen: Wie entstehen Kreativität und Innovation? Genaue Rahmenbedingungen und ein klarer Prozess helfen die Ideenfindung klar zu definieren. Dadurch können Ideen zunächst fokussiert und dann strategisch aufgearbeitet werden. Gerade Methoden wie das Design Thinking geben einen bestimmten Ablauf vor und laden zur Zusammenarbeit ein. Es wird zunächst die Herausforderung aus allen Perspektiven betrachtet, um dann in gemeinsamer Ideation zu einem schnellen Prototyping zu kommen. Dies wiederum lädt zu baldigen Feedbacks und einer Validierung ein. Diese Prozesse eigenen sich auch zum department- und firmenübergreifenden Co-Creation.

Community basierte Techniken wie Working out Loud stützen insbesondere die Mitarbeitermotivation. Mit dem Ziel des Aufbaus eines gezielten Netzwerkes und gegenseitiger Unterstützung wird schnelles Lernen, miteinander Arbeiten und damit auch gemeinsames Erschaffen gelernt. Infrastrukturell liefern Innovation-Spaces physische Strukturen für das gemeinsame Arbeiten. Dabei werden Räume so gestaltet, dass die Mitarbeiter schnell gegenseitig in Austausch kommen und in ungezwungener, lockerer Atmosphäre kreative Ideen ausarbeiten oder verwirklichen können. Ein weiterer Einflussfaktor auf die Innovationskraft eines Unternehmens ist die Lernkultur. Lernende Mitarbeiter können viel schneller auf Änderungen im Umfeld antworten, sind up-to-date in substanziellen Themen und können dadurch relevantere Denkanstöße liefern.

Vertrauen in die Mitarbeiter zeigen, offen für Trends sein

Diese Veränderung bedeuten auch tiefgreifende Änderungen für das Management. Dezentraler Arbeiten heißt auch nicht mehr so viel Kontrolle über die einzelnen Vorgänge zu haben und Verantwortung an Teams und Mitarbeiter abzugeben. Gerade Digital Natives fordern jetzt schon andere Arbeitsweisen ein. Die Schnelligkeit, mit der sich Dinge verändern fordert heute mehr Selbständigkeit der Mitarbeiter. Das bedeutet für die Führungskräfte klare Positionierungen und Vertrauen in die Mitarbeiter. Daneben ist die Offenheit für Trends eine Schlüsseleigenschaft für Manager. Durch Trendanalysen erhalten Führungskräfte einen Weitblick über die Geschehnisse am Markt und können sie ihre Mitarbeiter bei relevanten Themen und Inhalten lenken. Operativ stellen offene Hierarchien jedoch Herausforderungen dar: Sie funktionieren nicht überall, verlangen eine gewisse Gewöhnungsphase und veränderte Arbeitsweisen.

KPIs gewinnen an Bedeutung

Wenn nun der direkte Einfluss auf die Mitarbeiter schwindet, werden KPIs oder andere Messfaktoren umso wichtiger. Insbesondere im Bereich Innovation und Kreativität stellt sich das, aber als schwierig dar. Klassische Ansätze messen die Anzahl von Verbesserungen und Ideen beziehungsweise den Umsatz mit neuen Produkten. Indirekt lässt sich durch Kundenfeedback einschätzen, wie Firma und die Mitarbeiter abschneiden. Eine weitere Möglichkeit stellt der Vergleich der eigenen Produkte mit jenen der Konkurrenz dar, hier fließen allerdings viele subjektiven Bewertungen ein.

Klar ist, im Zentrum der Innovation in jedem Unternehmen stehen die Mitarbeiter. Dazu ist einerseits konsequente Unterstützung nötig und andererseits ist das Fördern durch gezielte Lern- und Weiterbildungsmöglichkeiten gefragt. Es bedarf darüber hinaus einer Arbeitsumgebung, die den Freiraum zum Experimentieren und für Fehler zulässt. Nur eine Kombination aus diesen Faktoren kann letztlich Innovation in Unternehmen stützen und vorantreibt.

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(c) PDAgroup

Dietmar Kilian

Prof. Dr. Dietmar Kilian ist Fachbereichsleiter Geschäftsprozessmanagement und Digitalisierung am Management Center Innsbruck (MCI) sowie Geschäftsführer der PDA Group GmbH.
Annette Behrendt, PDA Group

Annette Behrendt

Annette Behrendt ist Digital Learning Consultant bei der PDA Group und in dieser Funktion in viele Innovationsprozesse eingebunden.

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