Fotos: Kaspar Jensen / Quadriga
Meditation am Morgen
Wenn ich meine Kinder in die Schule gebracht habe – die zum Glück nah an meinem Büro ist –, ist es oft 8.38 Uhr. Ich habe also noch 22 Minuten, bis meine Kollegen eintreffen. Diese Zeit nutze ich für ein Mediationsprogramm, das tatsächlich auch nur 22 Minuten andauert. Ich lasse das Licht immer ausgeschaltet und sitze – den Mantel lasse ich an, damit es schnell geht – auf unserem Sofa und entspanne mich. Wenn ich nicht meditiere, hole ich mir Energie durch Singen – aktuell am liebsten „Hungriges Herz“ von Mia oder „Hello“ von Lionel Richie. Ich bin nämlich jeden zweiten Mittwochabend in einem Chor.
Meine Wochenplanung
Als Juristin gelte ich laut Studienlage als Heavy User in Bezug auf meinen Papierverbrauch. Das stimmt tatsächlich. Auch unsere Deadlines und Ziele in Form von Objectives & Key Results hängen ausgedruckt neben meinem Schreibtisch im Büro. An der Steinbeis-Hochschule habe ich übrigens keinen eigenen Schreibtisch, da ich meine Vorlesungen in wechselnden Städten halte. Wichtiger ist mein Schreibtisch zu Hause. Dort kümmere ich mich am Abend oft um verbleibende berufliche Aufgaben, plane und priorisiere meine Aufgaben für den nächsten Tag und schreibe sie auf meinen Tages-Post-it.
Meine Lieblingsapp
Wir benutzen natürlich alle gängigen Anwendungen wie Outlook, Trello und Slack. Die App, die ich momentan am meisten nutze, ist aber unsere eigene: Culcha. Denn wir sind gerade mitten im nervenaufreibenden Entstehungsprozess für dieses Programm, mit dem Unternehmen ihre Führungskultur via App modernisieren können.
Eine neue Form von Führung
Auch ich verändere mich gerade sehr, denn die Neuerfindung von Culcha hat zur Folge, dass ich uns quasi selbst kannibalisiere: Wir transformieren unsere Arbeit von zeit- zu technologiebasiert. Und das geht nur mit viel gegenseitigem Verständnis und Vertrauen, mit konstanten Werten, geschärftem Sinn, Motivation – und meinerseits auch Loslassen: Früher habe ich, wenn es gebrannt hat, die Nacht durchgearbeitet. Heute muss unser Tech-Team – hier Chief Technical Officer Robert und unsere Product Managerin Maria – die Dinge lösen. Meine einzige Aufgabe in dem Moment ist, ihnen nicht auf die Nerven zu gehen.
Unser Spardosen-Einhorn
Das Einhorn auf dem Tisch haben wir vor einiger Zeit in einer Zu-verschenken-Kiste auf der Linienstraße gefunden. Ich stecke dort immer Geld hinein, wenn wir einen Vertrag abschließen – und damit feiert dann das ganze Team, mal im Büro, mal auch außerhalb.
Mein Fahrrad
Ich fahre morgens mit dem Auto zur Arbeit, weil ich meine beiden Töchter zur Schule bringe. Für kurze Wege zu Terminen nehme ich jedoch am liebsten mein Fahrrad. Ich fahre wahnsinnig gern die Linienstraße entlang, die wie mein Zuhause ist – ich kenne dort nahezu jeden aus den umliegenden Geschäften. Direkt neben meinem Büro ist eine Feuerwehr. Das ist ein lustiger Zufall, denn als Kind wollte ich Feuerwehrfrau werden.
Der Dönerladen
Mittags gehe ich am liebsten um die Ecke zum Kebab Baba und kaufe meine Spezialzusammenstellung: wenig Fleisch, viel Gemüse und Schafskäse. Ich bilde mir ein, das sei fast so gesund wie Salat. Selbst dem Inhaber gebe ich manchmal Tipps, wie er sein Geschäft digitalisieren kann, indem er zum Beispiel per Whatsapp Sammelbestellungen aus den umliegenden Büros aufnimmt und dann durch ein Familienmitglied ausliefern lässt.
Zur Person: Katja Nettesheim ist Gründerin und Geschäftsführerin des Berliner Beratungsunternehmens Mediate und des Start-ups Culcha. Die Juristin lehrt zudem als Professorin zu Themen rund um die digitale Transformation und Start-ups an der Steinbeis-Hochschule und ist in mehreren Aufsichtsräten und
Beiräten vertreten.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Neuro. Das Heft können Sie hier bestellen.