Meine People Trends für 2022

The Big Shift

Neues Jahr – neue gute Vorsätze. Wir haben uns zum Jahreswechsel zahlreiche internationale Studien zur Entwicklung der Arbeitswelt angeschaut. Die Meta-Trends sind hoch spannend. Hier zeichnen sich einige Themen ab, die auch auf meiner People Agenda für das Jahr 2022 stehen. Es geht darum, die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. People First.

Die zwei Jahren Pandemie haben von den Menschen im Unternehmen viel abverlangt. Aber es ist dabei etwas großartiges entstanden: eine flexiblere Arbeitsorganisation – die sich mehr an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden orientiert. Jetzt geht es darum, dieses Neue Normal zu festigen und den Weg weiterzugehen. Da gibt es noch viel zu tun.

Alle Trendindikatoren sagen uns beispielsweise, dass wir vor einem historischen Exodus an Arbeitskraft stehen. Der Arbeitsmarkt ist nahezu leergefegt. Derzeit fehlen in Deutschland laut der Bundesagentur für Arbeit etwa 1,2 Millionen Arbeitskräfte, davon zwei Drittel Fachkräfte. Gerade in der IT-Branche ist das längst ein kritisches Thema.

Quelle: Bitkom 3. Januar 2022

Führungskräfte, Top-Talente und vor allem Frauen zeigen eine hohe Wechselbereitschaft: The Great Reshuffle ist da und er wird zur zentralen Herausforderung der 20er-Jahre. Starkes Wachstum und Transformation müssen mit extremem Ressourcen-Mangel bewältigt werden. Mitarbeiter sind daher so wertvoll wie nie zuvor. Skill ist die neue Währung am Arbeitsmarkt.

Megatrends

Der Umgang mit den Menschen im Unternehmen wird absolut erfolgskritisch. Das geht über den War of Talents, den wir schon seit Jahren kennen, deutlich hinaus. Die Unternehmen mit den attraktivsten Arbeitsbedingungen, werden die Nase vorne haben. Welche Trends zeichnen sich ab:

  • Hybrides Arbeiten wird Lifestyle: Arbeiten im Büro wird niemals mehr so sein, wie zuvor.
  • Der Mensch im Mittelpunkt: Neben der Professionalisierung der Customer Experience wird der Ausbau eines Employee-Experience-Management zur Schlüsselaufgabe. Immer mehr crossfunktionale Lösungen entstehen, die über das HR-Silo hinaus nutzen für Mitarbeitende bringen.
  • Mehr Selbstbestimmung erfordert klare Spielregeln. Klare Strukturen und Taktungen sowie eine deutlich verbesserte Methoden-Kompetenz und neue Skills – darauf wird es jetzt ankommen.

Die Zukunft gehört den Caring Companies. Unternehmen müssen sich sichtbar und spürbar um ihre Mitarbeitenden bemühen und deren Interessen in den Vordergrund stellen. Die Menschen erwarten wertebasierte Arbeitgeber, die sich kümmern, die sich an Nachhaltigkeit orientieren und die Chancengerechtigkeit und Vielfalt ernst nehmen.

Der perfekte Arbeitstag

Zum Glück setzen wir uns bei Atruvia mit diesen Themen schon seit geraumer Zeit auseinander und schauen schon auf einen beachtlichen Track Record zurück. Aber es gibt noch viel zu tun – und das gilt für viele Unternehmen, die ich beobachte. Jetzt wird es darum gehen, die hybride Arbeitswelt digital und physisch auf den neuesten Stand zu bringen – mit einem wirklich flexiblen Workplace Design und einer noch leistungsfähigeren IT-Unterstützung. Ein wichtiger Punkt dabei ist das Activity Based Working: Der Schreibtisch als Allround-Arbeitsplatz hat ausgedient. Die Arbeitswelt passt sich den Aufgaben der Menschen an. Die Kommunikations-, Kreativ- und Teamarbeitsflächen werden ausgebaut. Der mobile Arbeitsplatz für Einzelarbeit wird in die neue, lebensnahe Bürolandschaft eingebunden. Selbst die Kantinen werden zu Kommunikations- und Genussoasen. Genau das entsteht bei uns gerade. Das Ziel ist, dass die Menschen gerne, mit Sinn und zur Inspiration ins Büro kommen. Der neugebaute Atruvia-Campus in Karlsruhe und die Anpassungen an den anderen Standorten werden bis 2023 auf diese Weise das Arbeiten um einen Quantensprung verändern.

Eine weitere „Großbaustelle“ in vielen Unternehmen heißt Employee Experience. Dabei geht es um ein integriertes, crossfunktionales Mitarbeitenden-Erlebnis im Unternehmen. Das ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Stellschrauben gibt es viele: Sinnerfülltes Arbeitserlebnis, positive Arbeitsatmosphäre, Fokus auf Produktivität und Gesundheit, eine leistungsfähige Arbeitsinfrastruktur, Karriereperspektiven und langfristiges Vertrauen in das Unternehmen, IT-Infrastruktur und Performance Management – es geht um den perfect Work Day der oder des Mitarbeitenden. Viel davon haben wir auf den Weg gebracht – das jetzt vertieft und professionalisiert werden muss.

Und dann ist da noch die Transformation und der Skill Shift durch mehr agile Zusammenarbeit: Viele verwechseln agiles Arbeiten mit kompletter Freiheit. Aber mehr Selbstbestimmung erfordert auch mehr Disziplin und mehr unternehmensweite Routinen. Die Menschen bei Atruvia genießen die neu entstandenen Freiräume, wo sie eigene Entscheidungen treffen können. Aber es gibt einen Preis dafür: die konsequente Anwendung von standardisierten, agilen Methoden. Ein Beispiel ist die konsequente Fokussierung auf die Unternehmensziele durch Objectives and Key Results (OKRs), mit Reviews alle drei Monate, einem unternehmensweiten Portfolioprozess-Review alle drei bis vier Monate und weiteren Dailies und Weeklies. Die neuen Anforderungen aus dem rhythmischen Veränderungsprozess unseres Unternehmens verbunden mit der frühen Einbindung der Kunden in die Entwicklung neuer Lösungen stößt einen enormen Skill Shift in unserer Organisation an. Wir implementieren lebenslanges Lernen, fokussieren uns auf Kompetenzen, die wettbewerbsdifferenzierend sind, steigern Wertschöpfung durch Value Streams und arbeiten viel mehr mit Partnern zusammen. Eine neue Art der Wertschöpfung und Arbeitsverteilung entsteht.

Nichts davon ist einfach. Vieles ist neu und Pionierarbeit. Aber ich verspreche Ihnen: Die 20er Jahre werden ein Aufbruch in eine hybride Arbeitswelt – spannend, herausfordernd aber sehr lohnend.

Weitere Beiträge aus der Kolumne:

The Great Reshuffle: Ich bin dann mal weg

Ich will hier rein

The End of HR as We Know It

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Jörg Staff, Chief People Officer bei Atruvia

Jörg Staff

Jörg Staff ist Mitglied des Vorstands und Chief People Officer bei Atruvia (früher Fiducia & GAD) sowie Aufsichtsrat, Beirat und Investor von (Tech-)Start-ups. Er arbeitete vor dieser Position über 20 Jahre als Mitglied von Global Executive Leadership Teams direkt für CEOs und Vorstände führender globaler Unternehmen in der IT- Industrie (SAP, Debis Systemhaus), Logistik (Deutsche Post/DHL) und der Automobilindustrie (Daimler). In seinen globalen Positionen verantwortete er unternehmensweite Strategie-/Transformationsprogramme, Restrukturierungs- und Effizienzprogramme und unterstützte diverse Wachstumsinitiativen. Darüber hinaus sind Schwerpunkte seiner Arbeit People-Themen, wie die Ausrichtung der Unternehmensorganisation auf Human Experience, die Einführung agiler Zusammenarbeitsmodelle und die Stärkung der Innovationkraft. Staff absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaft und einen Master of Business Administration (MBA). Über 30.000 Leserinnen und Leser haben bisher seine Kolumne Logbuch einer Transformation gelesen, die 2019/2020 monatlich auf humanresourcesmanager.de erschienen ist. 2021 ist er zum CHRO of the Year gewählt worden.

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