Solo-Selbständige sind Erwerbstätige, die eine selbstständige Tätigkeit ausüben, jedoch keine angestellten Mitarbeitenden haben. Viele Unternehmen greifen regelmäßig auf ihre Dienstleistungen, vor allem im IT-Bereich zurück. Doch das Dasein als Solo-Selbstständiger bringt anscheinend oft auch Frust mit sich, wie das Gutachten Unternehmerisches Selbstverständnis von Selbstständigen in Deutschland: Tätigkeitsmerkmale, soziale Sicherung und Einstellungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zeigt.
Mehr als ein Drittel der deutschen Solo-Selbstständigen denkt darüber nach, ins Ausland zu gehen und dort zu arbeiten. Zu diesem Ergebnis kam die Studie des IW. Insgesamt gaben 27 Prozent der Befragten an, dass sie wegen bürokratischen Hürden sogar darüber nachdenken, ihre Selbstständigkeit ganz aufzugeben oder ins Ausland zu wechseln.
Furcht vorm Statusfeststellungsverfahren
Ein Grund dafür: Das Statusfeststellungsverfahren. Im Rahmen dessen wird geprüft, ob eine selbstständige Person scheinselbstständig ist. (Laut DIHK kann eine Scheinselbstständigkeit vorliegen, wenn ein Arbeitnehmer zwar mit einem Werkvertrag nach außen als selbstständiger Unternehmer agiert, bei der Erledigung seiner Aufgaben aber vollkommen weisungsgebunden und in die Organisation des Arbeitgebers eingebunden ist.) Die Überprüfung der Scheinselbstständigkeit kann mit einem hohen bürokratischen Aufwand und einer Rechtsunsicherheit für Selbstständige verbunden sein. Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass rund 60 Prozent der Selbstständigen, die ein solches Verfahren durchlaufen, einen größeren Aufwand haben, neue Aufträge zu erhalten. Ein Drittel gibt sogar an, dadurch Aufträge zu verlieren.
IT-Fachleute betroffen
Besonders junge Selbstständige mit überdurchschnittlichem Gewinn und IT-Freelancerinnen und -Freiberufler überlegen, ihre Selbstständigkeit aufzugeben oder ins Ausland abzuwandern. Obwohl genau diese Fachkräfte gebraucht und gesucht werden. „Die enorme Bürokratiebelastung und die damit einhergehende Rechtsunsicherheit stellen für viele Selbstständige eine erhebliche Hürde dar, ihre Tätigkeit in Deutschland fortzusetzen. Diese Entwicklung könnte insbesondere für die IT-Branche mit einem hohen Fachkräftebedarf gravierende Folgen haben und die Innovationsfähigkeit des Landes gefährden“, warnt IW-Direktor Michael Hüther.
Über die Studie
Die vom IW durchgeführte Studie befragte von Juli bis September 2023 über 6.300 Selbstständige zu ihrer wirtschaftlichen Situation, ihrem unternehmerischen Handlungsspielraum, ihrer sozialen Absicherung und ihrem Verständnis von unternehmerischer Tätigkeit. Hier gelangen Sie zu der Studie.
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