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Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist in keiner guten Verfassung, Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten erschüttern die Welt, der Klimawandel zwingt Politik und Unternehmen zum Handeln und der demografische Wandel verstärkt den Fachkräftemangel. Der Human Resources Manager hat führende CHROs nach ihren Zukunftsbildern für die Profession HR gefragt und wie sie die HR-Rolle der Zukunft sehen, welche Schwerpunkte und Herausforderungen aus ihrer Sicht vorrangig sein werden (sowohl allgemein als auch besonders in ihrer Branche) und wo sie welchen akuten Handlungsbedarf für HR ausmachen. Wir danken allen, die sich an dieser Umfrage beteiligt und damit ein kleines HR-Stimmungsbild
ermöglicht haben.
Strategische Ziele des Unternehmens unterstützen
„In der heutigen dynamischen Geschäftswelt entwickelt sich HR von einem Enabler zu einem proaktiven Treiber, der die strategischen Ziele des Unternehmens unterstützt. Um dieser Rolle gerecht zu werden, muss sich HR auf die Geschäftsentwicklung ausrichten, die Talententwicklung fördern und die eigene digitale Transformation vorantreiben. Dazu gehören der Einsatz generativer KI, die Gestaltung schlanker, automatisierter globaler Prozesse und die Reduzierung transaktionaler Tätigkeiten. Das ist für mich die Basis einer zukunftsfähigen HR-Funktion – nur so gewinnen wir Freiräume für strategische Beratung und schaffen eine moderne, wettbewerbsfähige Organisation. Unser Credo ‚People create value, engagement drives people‘ leitet uns dabei. So gestalten wir eine Zukunft, in der HR ein wertschöpfender Berater ist, der langfristiges profitables Wachstum fördert und die Geschäftsziele des Unternehmens unterstützt.“
Markus Fink ist Executive Vice President und Chief Human Resources Officer der Infineon Technologies AG und verfügt über mehr als 25 Jahre HR-Erfahrung in verschiedenen Funktionen und Regionen des Unternehmens. Von 2009 bis 2013 war er Vice President Human Resources Asia Pacific in Singapur sowie HR-seitig verantwortlich für wichtige Integrationen wie International Rectifier und Cypress. Seit er 2020 die Rolle des CHRO übernommen hat, hat Fink die Umwandlung von HR in eine strategische Funktion sowie die Unternehmensentwicklung durch innovative HR-Lösungen und strategische Initiativen maßgeblich vorangetrieben.
© InfineonTalentmanagement und Fähigkeiten neu definieren
„In einer Zeit umfassender Transformation, nicht zuletzt durch neue technologische Möglichkeiten wie KI, wird die Arbeit von HR neu bestimmt. Als Partner des operativen Geschäfts und als Enabler bei der Einführung des neuartigen Organisationsmodells ‚Dynamic Shared Ownership‘ beschäftigt HR bei Bayer die Frage, wie Organisationsstrukturen, Prozesse und interne Bürokratie verschlankt und abgebaut werden können. Dafür wird perspektivisch auch eine neue Definition von Talentmanagement benötigt: Karrieren werden künftig aus vielfältigen Fähigkeiten und Erfahrungen entstehen, die wie Legosteine aufeinander aufbauen. Ein erhöhter Talentfluss, unterstützt durch gezieltes Skills-Management, wird zum Erfolgsfaktor für Unternehmen. Und Führung muss in Zukunft viel stärker Befähigung und viel weniger Kontrolle der Mitarbeitenden bedeuten.“
Heike Prinz verantwortet seit 2023 im Vorstand der Bayer AG als „Chief Talent Officer“ und Arbeitsdirektorin den Bereich Personal. Die Diplom-Kauffrau begann ihre Laufbahn 1986 bei der damaligen Schering AG. Nach deren Übernahme von Bayer setzte Prinz ihre Karriere auf verschiedenen Marketing- und Vertriebspositionen im In- und Ausland fort. Vor ihrer Berufung in den Konzernvorstand leitete sie den Bereich Commercial Operations EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) der Division Pharmaceuticals von Bayer.
© Bayer AGPersonalentwicklung gezielt und nachhaltig umsetzen
„HR ist strategischer Partner für Transformation, Wachstum und Innovation und gestaltet den Kulturwandel in der Arbeitswelt. Die Schwerpunkte liegen dabei auf der Förderung von Agilität, Diversität sowie kontinuierlicher Kompetenzentwicklung, um den Herausforderungen des Fachkräftemangels und des digitalen Wandels gerecht zu werden. Insbesondere bei der Deutschen Bahn spielen spezifische Qualifikationen eine zentrale Rolle. Es bedarf daher der Etablierung einer zukunftsgerichteten HR-Strategie, die es erlaubt, gezielte und nachhaltige Maßnahmen zur Personalentwicklung umzusetzen und den Unternehmenserfolg langfristig zu sichern, Talente zu gewinnen und zu binden. HR wird hier zum Treiber für eine zukunftsfähige, resiliente Organisation, bei der Menschen im Mittelpunkt stehen – denn Menschen machen Zukunft.“
Martin Seiler ist Vorstand Personal und Recht der Deutsche Bahn AG. Vor seinem Wechsel zur DB war er seit 2010 in verschiedenen HR-Funktionen bei der Deutschen Telekom tätig und zuletzt ab Juni 2015 als Geschäftsführer Personal und Arbeitsdirektor der Telekom Deutschland. Seine berufliche Laufbahn begann Seiler 1980 bei der Deutschen Post. Nach Stationen bei der Deutschen Postgewerkschaft und ver.di übernahm er ab 2003 verschiedene Management-Funktionen bei der Deutschen Post DHL in Bonn.
© Pablo CastagnoKultur des kontinuierlichen Lernens schaffen
„Heute spielt Inspirational Leadership bereits eine entscheidende Rolle – also die Fähigkeit, als Führungskraft auch als Vorbild zu agieren, seine Mitarbeitenden zu inspirieren und eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Verbesserung zu schaffen. Zunehmend wichtiger wird jedoch das kontextuelle Denken und das situative Führen: Führungskräfte müssen den globalen
Kontext und die sich ständig verändernden Rahmenbedingungen im Blick behalten und ihre eigene Rolle entsprechend anpassen. Führung bedeutet zukünftig, Mitarbeitende durch Veränderungen erfolgreich zu begleiten und gleichzeitig achtsam auf die eigene Entwicklung zu schauen. Insbesondere in Zeiten rasanter technologischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Umbrüche ist dies wichtiger denn je.“
Rebecca Steinhage ist Geschäftsführerin Human Resources & Corporate Affairs der Miele Gruppe, in die sie 2019 als Senior Vice President Human Resources eingetreten ist. Als Geschäftsführerin verantwortet sie zusätzlich die Bereiche Sustainability & Regulatory Affairs, Communications sowie Internal Auditing. Vor ihrem Start bei Miele war sie Senior Vice President Corporate HR, Executives and Talents bei Bertelsmann, wo die Industriekauffrau und Diplom-Betriebswirtin 2001 ihr duales Studium abgeschlossen und anschließend verschiedene HR-Führungspositionen durchlaufen hatte. 2010 wechselte sie zur LR Global Holding GmbH, wo sie den Bereich Global Human Resources verantwortete, ehe sie 2015 zu Bertelsmann zurückkehrte.
© MieleDie digitale Transformation aktiv begleiten
„Das Personalmanagement steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Getrieben von Megatrends wie der Digitalisierung, dem Fachkräftemangel und neuen Arbeitsmodellen müssen HR-Abteilungen ihre Rolle weiterentwickeln oder neu definieren. Künstliche Intelligenz und Automatisierung revolutionieren die HR-Prozesse – und das weit über Routineaufgaben hinaus. HR-Profis konzentrieren sich auf gestalterische Aufgaben, etwa im Talentmanagement oder Employer Branding. Darüber hinaus möchten wir den Bedürfnissen der älter werdenden Belegschaft entsprechen. Dies erfordert neue Ansätze, beispielsweise in der Gesundheitsförderung und der Wissensübertragung. Auch dem Fachkräftemangel müssen wir mit innovativen Recruiting-Strategien begegnen. Zudem stellen Modelle wie das mobile oder das hybride Arbeiten HR-Abteilungen vor Herausforderungen. Flexible Arbeitszeitmodelle, die virtuelle Zusammenarbeit und die Förderung einer positiven Unternehmenskultur werden immer wichtiger. Fazit: Die Personalarbeit der Zukunft ist datengetrieben und agil. HR-Experten müssen sich als proaktiver unternehmerischer Partner positionieren, die digitale Transformation aktiv begleiten und die Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen.“
Roland Hehn ist Vorstand Personal bei Schwarz Corporate Solutions in Neckarsulm und verantwortet maßgeblich die gemeinsame Personalstrategie für die Unternehmen der Schwarz Gruppe. Von 2014 bis 2022 war er unter anderem Mitglied der Geschäftsleitung sowie Chief Human Resources Officer bei Heraeus Holding. Zuvor war er sechs Jahre Mitglied der Geschäftsführung und Chief Human Resources Officer bei Otto Bock Healthcare. Hehn studierte Wirtschaftspädagogik im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
© Schwarz UnternehmenskommunikationProzesse in der Transformation konsequent anpassen
„15 Jahre Jubiläum laden dazu ein, den Blick nach vorne zu wagen und die Personalarbeit der Zukunft zu skizzieren. Jahr 2039: Die multiplexen Herausforderungen der vergangenen Jahre haben
unsere Arbeitsweise revolutioniert und uns im Umgang mit Unwegsamkeiten hart auf die Probe gestellt. Das Ergebnis? Wo früher eine skeptische Zurückhaltung im Umgang mit Veränderungsprozessen vorherrschend war, dominieren heute Innovationsdurst und Anpassungsfähigkeit. Auf dem Weg vom Zuschauer zum Vorreiter haben wir es geschafft, Kompetenzen an der richtigen Stelle aufzubauen und Potenziale von Data-driven HR und KI gezielt für uns zu nutzen. Dazu wurde nicht verzweifelt dem richtigen Mindset hinterhergejagt, sondern vor allem auf die richtigen Hebel gesetzt: Outcome-Orientierung zur Identifikation von echten Use-Cases und konsequente Anpassung der entsprechenden Prozesse. Gekrönt wurde der Weg zu exzellenter HR-Arbeit durch den Mut, einen
‚ungeschönten‘ Blick auf die Diskussion um ‚gute Führung‘ und die ‚richtige Unternehmenskultur‘ zu werfen und tradierte Gewissheiten neu zu denken. So ist uns der Weg zu vorausschauendem Personalmanagement und innovativen Lösungsansätzen gelungen.“
Sirka Laudon verantwortet bei der AXA Konzern AG als Vorständin People Experience die Themen HR und Workplace & Infrastrukturmanagement. Zuvor hat sie in verschiedenen Führungspositionen bei Otto, Axel Springer und der Deutschen Bahn die digitale Transformation dieser Unternehmen begleitet. Mit ihrem Pragmatismus entlarvt sie manche Thesen über die Fähigkeit etablierter Konzerne, sich selbst zu erneuern. Dabei entzaubert die Psychologin Allerweltsbegriffe wie Disruption und Transformation. Sie ist Jurymitglied unter anderem beim HR Innovation Award und den HR Excellence Awards.
© PrivatZukunftsgerichtete Fähigkeiten entwickeln
„Die HR-Funktion steht vor großen Chancen und Herausforderungen. Mit Offenheit zu Veränderungen können wir die Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz bietet, nutzen. Durch die Entlastung von transaktionalen Aufgaben kann sich die HR-Funktion noch mehr auf den Menschen konzentrieren. Gleichzeitig wird es entscheidend sein, zukunftsgerichtete Fähigkeiten zu entwickeln, da ähnliche Umbrüche auch andere Unternehmensfunktionen betreffen. Das Kompetenzmanagement erlangt daher eine zentrale Bedeutung in unserer HR-Arbeit. Damit verbunden wird die HR Funktion eine treibende Kraft für kulturelle Veränderungen sein. Sie wird eine zentrale Rolle darin einnehmen, Verhaltens- und Arbeitsweisen zu transformieren. Gleichzeitig bleibt die Aufgabe bestehen, die Attraktivität der Unternehmen als Arbeitgeber zu bewahren. Um dies zu erreichen, müssen wir mehr Zeit und Aufmerksamkeit auf das Menschliche richten und die Zukunft einer Organisation aktiv mitgestalten.“
Sven Sommerlatte ist Chief HR Officer bei Boehringer Ingelheim. Er absolvierte seinen MBA im Jahr 1994 und promovierte im Bereich Organisationsentwicklung. Seine berufliche Laufbahn begann er in der Managementberatung. Sommerlatte betreibt er einen Blog und einen Youtube-Kanal, die sich beide mit Karriereentwicklung befassen. Er ist Autor von Successful Career Strategy: An HR Practitioner‘s Guide to Reach Your Dream Job (Springer, 2023).
© Boehringer IngelheimZusammenarbeit mit CEO und CFO im Powerdreieck
„In der heutigen VUCA-Welt, geprägt von digitaler Transformation, dem War for Talent und Multikrisen, stehen Unternehmen vor enormen Herausforderungen. Um diesen zu begegnen und Unternehmen sowie Mitarbeitende in dynamischen Zeiten zukunftsfähig zu halten, braucht es eine HR-Funktion, die aktiv das Steuer übernimmt, besonders in Krisenzeiten. Die Zukunft von HR liegt in der Rolle als strategischer Partner des Business. In enger Zusammenarbeit mit dem CEO und CFO bildet der CHRO im „Powerdreieck“ eine entscheidende Schnittstelle, um die langfristige Erfolgsstrategie des Unternehmens zu gestalten. Durch gezielte Organisationsentwicklung und eine zukunftsorientierte Unternehmenskultur kann HR den notwendigen Impuls für nachhaltiges Wachstum und Innovation setzen. Dabei ist die Balance zwischen strategischer Ausrichtung und operativer Exzellenz unerlässlich: Alle operativen HR-Prozesse müssen effizient und zielgerichtet ablaufen, damit sich HR auf den strategischen Führungsanspruch konzentrieren kann.“
Oliver Maassen ist Mitglied des Vorstands und CHRO der Trumpf-Gruppe, einem deutschen Maschinenbaukonzern mit Hauptsitz in Ditzingen. Zuvor war er Leiter Human Resources der Trumpf Gruppe.Zusätzlich verantwortet Oliver Maassen die Business Services von Trumpf. Von 2009 bis 2012 war Maassen Bereichsvorstand und Personalchef der HypoVereinsbank in München und ab 2013 nach einem Sabbatical Geschäftsführer beim Beratungsunternehmen Pawlik Consultants in Hamburg. Maassen begann seine Laufbahn mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann in Düsseldorf, studierte dann Betriebswirtschaftslehre in Bochum.
© TrumpfArbeitswelt aktiv entwickeln und gestalten
In einer Welt im politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und technologischen Wandel ist es an uns, die Arbeitswelt stetig weiterzuentwickeln und aktiv zu gestalten. Bereits jetzt verändert künstliche Intelligenz unsere tägliche Personalarbeit: Recruiting via KI, KI-Coaches, KI-Chatbots oder personalisiertes Lernen dank KI. Vielleicht werden uns bald digitale Zwillinge bei unserer täglichen Arbeit unterstützen. Daher ist es essenziell, unsere Mitarbeitenden zu befähigen, mit den Technologien der Zukunft umzugehen. Denn künstliche Intelligenz fordert von uns auch mehr menschliche Intelligenz. KI kann unser Gehirn allenfalls imitieren. Die Fähigkeit zum kritischen Denken und Urteilsvermögen – das ist den Menschen eigen. Darum, um die Menschen,
kümmern wir uns als werteorientierte HR. Denn sie sind das schlagende Herz eines jeden Unternehmens. Jetzt und in Zukunft.“
Birgit Bohle ist Vorständin für Personal und Recht sowie Arbeitsdirektorin der Deutschen Telekom AG. In ihrer Rolle treibt sie den Wandel vom Staatskonzern zur „Leading Digital Telco“ auch bei HR und den Mitarbeitenden voran. Im Fokus stehen die Digitalisierung und Automatisierung von Personalprozessen sowie der weitreichende Einsatz von künstlicher Intelligenz. Ihre berufliche Laufbahn begann Bohle 1992 bei BASF mit einer Ausbildung zur Industriekauffrau. Anschließend studierte sie Betriebswirtschaftslehre an der WHU in Koblenz und an der ESC Nizza und machte parallel dazu einen MBA an der University of Texas in Austin.
© Deutsche Telekom
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Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Exzellenz. Das Heft können Sie hier bestellen.