Head of Remote Work: Eine neue Rolle entsteht

Future of Work

Die Digitalisierung wird die Berufswelt nachhaltig verändern. Die Covid-19-Pandemie hat als Katalysator bereits für grundlegende Veränderungen und digitalen Wandel gesorgt: Wir erleben die Hybridisierung der Büro-Arbeitswelt mit Präsenz der Mitarbeitenden im Büro und der Flexibilität des mobilen Arbeitens.

Wann gehen deutsche Unternehmen daher den nächsten Schritt in die hybride Arbeitswelt und schaffen Führungspositionen als „Leitung Remote Work“ oder auch als „Head of Hybrid Work“? Vielfältige Kompetenzen sind gefragt und erstrecken sich über kulturelle sowie organisatorische Herausforderungen. Wichtig sind auch eine schnelle fachliche Auffassungs- und Verknüpfungsgabe hinsichtlich der Fachthemen HR, Compliance, Change Management, Corporate Governance, Digitalisierung und IT.

Die Fragen lauten also: Lohnt sich ein Head of Remote Work für ein Unternehmen? Was wäre der berufliche Hintergrund der Person in dieser Rolle? Welche Kompetenzen sind notwendig? Was ist in der Rolle abgedeckt und wie ist sie von der Leitung Mobility abzugrenzen? Hat die Corona-Krise dafür gesorgt, dass ein neues Berufsbild entsteht?

Was macht ein Head of Remote Work?

Ein Head of Remote Work oder Head of Hybrid Work ist ein neues Berufsbild auf Führungsebene, das als Folge der Covid-19-Pandemie vor allem im angelsächsischen Raum im Jahr 2020 entstanden ist. Facebook war eines der ersten Unternehmen, das die Ernennung eines Director Remote Work bekannt gab. Dies geschah nach der Ankündigung, dass es allen Facebook-Mitarbeitenden gestattet ist, künftig von zu Hause aus zu arbeiten. Viele große Tech-Unternehmen wie Twitter und Quora folgten diesem Beispiel schnell.

Der Head of Remote Work ist mit einer Reihe von Aufgaben betraut. Einige davon sind aufgrund der jetzigen hybriden Arbeitswelt neu. Die Aufgabe des Head of Remote Work ist es vor allem, den organisatorischen Übergang zu einer hybriden Arbeitswelt auf strategische und methodische Weise zu leiten, mit dem Ziel, die bestehende Unternehmenskultur zu erhalten und neue Talente einzubinden. Je größer und globaler das Unternehmen ist, desto größer sind die Herausforderungen an den Head of Remote Work.

Zu den Anforderungen und Aufgaben gehören beispielsweise:

  • Die Sicherstellung, dass das Unternehmen über die notwendigen Technologien und Strukturen verfügt, um eine produktive Arbeit zu gewährleisten; dies bedeutet, dass die Mitarbeitenden ordnungsgemäßen Zugriff auf Tools und Plattformen des Unternehmens haben sowie über das notwendige Equipment verfügen
  • Die Fähigkeit, die Interessen verschiedener Stakeholder (Vorstand, Geschäftseinheiten, HR, Steuern, Compliance, IT) zu verstehen und Vereinbarungen (Common Ground) zu moderieren
  • Unterstützung der Unternehmensstrategie und Planung in vielfältiger Hinsicht, zum Beispiel von Recruiting bis Büroflächenanmietung
  • Beratung von internen Entscheidungstragenden und Einbindung von interner und externer Fachexpertise
  • Unterstützung des virtuellen Onboardings im Rahmen der hybriden Arbeitswelt sowie virtuelle Personalentwicklung von aktuellen und zukünftigen Mitarbeitenden
  • Einführung und Etablierung einer virtuellen Unternehmenskultur; dies beinhaltet ein ausgeprägtes Verständnis für firmenkulturelle Zusammenhänge auf nationaler und globaler Ebene
  • Etablierung von Konzernrichtlinien und unternehmensinternen Guidelines zur Remote Work sowie Steuerung der internen Kommunikationsprozesse, um die neue Organisationsform für alle Stakeholder eines Unternehmens transparent zu machen
  • Richtlinien für virtuelles Performance Management und Planung zur Neugestaltung von Vergütungsstrukturen (in Abhängigkeit von persönlichem Wohnort oder Sitz des Arbeitgebers)
  • Verständnis für virtuelles Leadership, um die Führungskräfte für die unterschiedlichen Herausforderungen der Remote Work-Umgebung zu schulen
  • Verhandlungen mit Betriebsräten oder Gewerkschaften zum Abschluss von Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträgen, welche die neue Arbeitswelt abdecken
  • Vor dem Hintergrund eines global tätigen Unternehmens sind die Herausforderungen, die die Flexibilität des Arbeitens von überall auf der Welt („work from anywhere“) mit sich bringt, aktiv voranzutreiben und Richtlinien zu erarbeiten

Diese Kompetenzen braucht der Head of Remote Work

Eine Vielzahl der Anforderungen von Kommunikation, Personalentwicklung über Unternehmenskultur sind HR basiert. Der ideale Kandidat oder die ideale Kandidatin denkt strategisch, mit starker Fokussierung auf HR-Themen. Gleichwohl gehört aber auch die Fähigkeit, technologische Veränderungen langfristig und kontinuierlich voranzutreiben. Die Person sollte daher eine Generalistin beziehungsweise Generalist sein. Das ist allein schon an der Fülle der Aufgaben ablesbar.

Die neuen Herausforderungen, welche die Veränderung der hybriden Arbeitswelt mit sich bringt, könnten zu groß sein, um in den Aufgabenbereich einer bestehenden IT- oder Personalleitung integriert zu werden. Einige Unternehmen geben die Aufgaben auch an funktionsübergreifende Teams oder Führungskräfte. Der Head Remote Work sollte hierbei die Klammer um das Team bilden und in seiner strategischen Position, die in alle Unternehmensbereiche hinreichen kann, die Fäden zusammenziehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich eine längerfristige Veränderung der Arbeitswelt abzeichnet. Die Aufgabe, alles zu beaufsichtigen, was eine weit verstreute Belegschaft braucht, von technischem Equipment, Konzernrichtlinien oder Guidelines zum Remote Working bis hin zu Möglichkeiten, formell und informell miteinander in Kontakt zu bleiben, wird in der Regel weiterhin von denselben Führungskräften erledigt. Die Berufsbezeichnung „Head of Remote Work“ mag neu sein. Sie hebt die Rolle aber auf eine neue Ebene der Verantwortung innerhalb der Unternehmensstruktur. Ein Head of Remote Work schafft Rahmenbedingungen und steht für Transformation.

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Thomas Efkemann, KPMG

Thomas Efkemann

Thomas Efkemann ist Partner im Bereich Global Mobility Services bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Beratung internationaler Kunden. Thomas Efkemann ist spezialisiert auf HR Mobility Transformation, Technologie und Managed Services.
Sandra Wagner, KPMG

Sandra Wagner

Sandra Wagner ist Manager im Bereich Global Mobility Services bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Mit mehr als 15 Jahren Erfahrung ist ihr Beratungsschwerpunkt die laufende steuerliche Compliance-Beratung und Konzeptionierung von „Work Anywhere, Together“- Programmen.

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