Die klassische Leiterkarriere gehört der Vergangenheit an. Um als Arbeitgeber noch interessant zu sein, sollten Unternehmen eine neue Karrierekultur etablieren – basierend auf Sinnhaftigkeit und Flexibilität.
Der traditionelle Karrierevertrag zwischen Unternehmen und Beschäftigten existiert nicht mehr. Die rasante Veränderungsgeschwindigkeit der Wirtschaft führt bereits seit einiger Zeit dazu, dass das Versprechen von Arbeitskraft und Loyalität des Mitarbeiters im Austausch für Jobsicherheit und Aufstiegschancen obsolet geworden ist. Die klassische Leiterkarriere, die den kontinuierlichen Aufstieg in die jeweils höhere Hierarchieebene vorsieht, gehört immer öfter der Vergangenheit an. Die Hierarchien werden flacher. Unternehmen benötigen mehr Möglichkeiten zum flexiblen Personaleinsatz, um schnell auf Marktchancen und -risiken reagieren zu können. Damit werden Karrieren weniger planbar. Das führt dazu, dass Mitarbeiter ihre Tätigkeit und ihren Arbeitgeber hinterfragen. Wenn die berufliche Tätigkeit kein Garant mehr für finanzielle Sicherheit und den beruflichen Aufstieg ist, wofür lohnt sich dann ein Engagement mit Herzblut? Für viele lautet die Antwort: Für eine sinnvolle und bedeutsame Aufgabe. Und, Mitarbeiter erwarten, dass der Arbeitgeber eben so viel Flexibilität bietet, wie er von seinen Mitarbeitern fordert. Das heißt, dass er ihnen die Möglichkeit eröffnet, den beruflichen Rahmen an die Bedürfnisse ihrer aktuellen Lebensphase anzupassen.
Unternehmenskultur und Handlungsspielräume wirken sinnstiftend
Die Kriterien, die Arbeitgeber attraktiv machen, verändern sich durch den demografischen und den Wertewandel stark. Statusdenken wird abgelöst von flexiblen Arbeitszeitmodellen und dem Wunsch nach Sinnhaftigkeit und Bedeutsamkeit. Unternehmen, die auch zukünftig für neue Mitarbeiter attraktiv sein und ihre Leistungsträger an sich binden möchten, müssen diesen Wunsch befriedigen. Dies ist gar nicht so schwierig, wie es auf den ersten Blick klingen mag. Denn Beschäftigte haben keineswegs nur große idealistische Ziele vor Augen. Sinn erkennen die Meisten bereits, wenn sie für ihre Tätigkeit Wertschätzung erfahren oder anderen Menschen helfen können. Sinnstiftend wirkt auch das Wissen, wie das eigene Tun zum Unternehmenserfolg beiträgt und damit das Gefühl, einen wichtigen Beitrag zu leisten. Das Commitment ist zudem bei den Mitarbeitern besonders hoch, die Mitglied eines Teams sind, in dem die Chemie stimmt und in dem alle an einem Strang ziehen.
Damit die Chemie stimmt: Teams mit gleichen Werten zusammenstellen
Unternehmenswerte, Führungs- und Karrierekultur, spielen in diesem Kontext eine zentrale Rolle. Handlungsspielräume im täglichen Arbeiten sowie die Möglichkeit, die eigenen Aufgaben und die persönliche Entwicklung mitzugestalten, liefern beste Rahmenbedingungen, damit Beschäftigte Sinn und Bedeutsamkeit im beruflichen Alltag erfahren. Denn in dem Bereich, in dem die Werte des Einzelnen mit denen des Unternehmens übereinstimmen, und sich die persönlichen Kompetenzen mit dem Bedarf und den Aufgaben im Unternehmen decken, erreichen Mitarbeiter ihre höchste Leistungsfähigkeit.
Unternehmen, die dafür die Voraussetzungen schaffen und ihre Arbeitgebermarke stärken wollen, sollten sich ihre Werte bewusst machen und intern wie extern aktiv darüber kommunizieren, zum Beispiel in Teammeetings, auf der Webseite und in ihren Employer Branding-Aktivitäten. Es gilt bereits bei der Personalauswahl sicherzustellen, dass neue Mitarbeiter zur Unternehmens- und Teamkultur passen.
Mosaikkarriere macht Mitarbeiter zu Karrierepiloten
Auch – oder gerade weil – das Modell der Leiterkarriere der Vergangenheit angehört, ist es an der Zeit eine neue Karrierekultur in Unternehmen zu etablieren. Das Konzept der Mosaikkarriere ermöglicht es Mitarbeitern, je nach aktueller Lebensphase und persönlichen Bedürfnissen, verschiedene Rollen und Aufgaben im Unternehmen zu übernehmen. So entsteht ein Mosaik aus unterschiedlichen Aufgaben und Einsätzen als Fach- oder Führungskraft oder in Projektteams. In Kombination mit flexiblen Arbeitszeitmodellen bietet dieser Ansatz Mitarbeitern zudem die Möglichkeit, parallel zur beruflichen Tätigkeit eigene Herzensprojekte voranzutreiben. Ein Aspekt, der die Arbeitgeberattraktivität stärkt und Unternehmen die dringend notwendige Flexibilität beim Mitarbeitereinsatz verleiht.
Immer öfter fragen Kandidaten bereits im Vorstellungsgespräch gezielt, ob und für welche Organisationen sich der potenzielle Arbeitgeber engagiert. Unternehmen machen gute Erfahrungen damit, Mitarbeiter für einen bestimmten Zeitraum für die aktive Teilnahme an Corporate Social Responsibility Projekten des Unternehmens oder Projekte ihrer Wahl freizustellen.
Der Anspruch an die eigene Tätigkeit und den Arbeitgeber haben sich in den letzten Jahren enorm verändert. Unternehmen, die auch künftig attraktiv bleiben wollen, müssen den Wunsch nach Sinnhaftigkeit ernst nehmen. Das kann bedeuten, neue Karrieremodelle zu implementieren und die Unternehmenskultur neuzugestalten. Natürlich gelingt das nicht von heute auf morgen. Es zahlt sich aber sowohl für Unternehmen wie auch für Mitarbeiter aus: Mitarbeiter sind motivierter, bringen bessere Leistungen und entwickeln eine engere Bindung zum Unternehmen. Sie sichern dadurch den Unternehmenserfolg und stärken als Markenbotschafter die Attraktivität der Arbeitgebermarke.