Sieben Gedanken zu Fokus

Fokus

Ablenkungen und Unterbrechungen prägen den Joballtag derart, dass viele sie als notwendiges Übel hinnehmen. Mal funkt jemand mit einer Nachricht aufs Smartphone dazwischen, mal grätscht ein Gruppenchat rein, mal unterbricht eine Kollegin das eigene Tun, weil sie schnell etwas besprechen will. Aber Störungen sind kein Schicksal, dem man nicht entrinnen kann. Sie haben es selbst in der Hand, ob Sie fokussiert von A nach B kommen oder sich einen Ablenkungs-Slalom aufzwingen lassen. Wenn Sie fokussiert arbeiten möchten, müssen Sie zuerst erkennen, woran es wirklich liegt, dass Ihnen der Fokus fehlt.

1. Toxischer Sofortismus

Im digitalen Zeitalter, in dem der Abstand zwischen einem Reiz und seiner Befriedigung auf einen einzigen Tastendruck geschrumpft ist, scheint nur ein Zeitrahmen akzeptabel zu sein: sofort. Nach dem „Pling“ sofort aufs Smartphone schauen. Sofort reagieren. Sofort Präsenz zeigen. Die schädliche Mischung aus überspanntem Sofortismus und Dauerunterbrechungen wird immer schlimmer – es sei denn, Sie setzen bewusst etwas dagegen.

2. Busy is the New Stupid

Bill Gates hat das Problem auf den Punkt gebracht: „Busy is the new stupid.“ Wer dauergestresst ist und keine Kraft mehr hat für das tiefe Denken und die Zukunftsgestaltung, hat sich von der Rolle als Führungskra£ verabschiedet. Werden Sie Ihrer Rolle als Wertschöpfer gerecht und widerstehen Sie der toxischen Mischung aus Sofortismus und Dauerdringlichkeit.

3. Die Illusion der Multitasking-Effizienz

Viele glauben noch immer, Multitasking sei effizient, aber das Gegenteil ist der Fall. Der ständige Wechsel zwischen Aufgaben in Verbindung mit häufigen Unterbrechungen verbraucht immense geistige Energie und macht unproduktiv. Das Gehirn kann nicht gleichzeitig fokussiert arbeiten und parallel auf Ablenkungen reagieren.

4. Zwei Minuten, die einen krassen Unterschied machen

Was tun? Bauen Sie Momente des ruhigen Verweilens in den Tag ein – zwei Minuten genügen. Die Praxis geht so: Kurz innehalten, die Augen schließen und mehrmals bewusst und tief ein- und ausatmen. Dann stellen Sie sich eine Frage: „Was ist meine Intention für meine nächste Aktivität?“ Statt automatisch in alte Reaktionsmuster einzusteigen, können Sie bewusst entscheiden, kurz innezuhalten. Und plötzlich eröffnet sich eine neue Dimension des Bewusstseins. Eine, die zuvor verschlossen war. Sie öffnet den Raum für Eingebungen, Ideen und Impulse, die ganz neue Lösungsqualitäten in sich tragen.

5. Die Macht der Intention

Wenn Sie beispielsweise beginnen möchten, Mails zu beantworten, könnten Sie kurz innehalten und Ihre Intention so formulieren: „Ich werde zügig und freundlich die Mails beantworten und gleichzeitig darauf achten, dass meine Antworten nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen.“ Oder kurz bevor Sie in ein Meeting gehen, könnten Sie sich sagen: „Ich werde mit allen Sinnen anwesend sein. Ich werde wirklich zuhören, was die anderen zu sagen haben. Gleichzeitig werde ich mich nicht scheuen, auch unbequeme Punkte anzusprechen.“

6. Reflexion statt Reflex

Indem Sie sich regelmäßig Zeit nehmen, Ihren Geist zu beruhigen und sich Ihre Intention bewusst zu machen, holen Sie nicht nur bewusst die Konzentration zurück, sondern schaffen auch die Voraussetzung für „Deep Work“. Momente des ruhigen Verweilens sind keine Zeitfresser, sondern sie lassen uns wirksamer werden. Regelmäßig (!) ruhiges Sein zu kultivieren, ist die Voraussetzung für konzentriertes Arbeiten, für tiefes Denken, für kreatives Neukombinieren.

7. Geist klären, Fokus schärfen

Probieren Sie es aus! Und dann lassen Sie auch Ihr Team experimentieren. Den Geist immer wieder zu beruhigen und zu fokussieren, um dadurch Klarheit und tiefe Ruhe zu erlangen, reduziert Stress, erhöht die Produktivität – und es macht auch sehr viel Spaß.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Performance. Das Heft können Sie hier bestellen.

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Anja Förster

Anja Förster ist Gründerin der Initiative Rebels at Work und Speakerin, die mit ihren Vorträgen in über 30 Ländern mehr als 250.000 Zuhörerinnen und Zuhörer erreicht hat. Zuletzt erschien von ihr das Buch 7 Superkräfte. Gestalten, Leben und Sein in einer chaotischen Welt (Econ, 2024).

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