Streben nach Gold

Leadership

Zwölf Weltrekorde, sechs Olympiamedaillen, davon dreimal Gold, fünffacher Welt- und 13-facher Europameister sowie viermal Sportler des Jahres: Michael Groß ist bis heute einer der erfolgreichsten Athleten Deutschlands. Den Moment in seiner Sportkarriere, den er sofort mit Exzellenz verbindet, erlebt er bei 27 Grad und Sonnenschein im Stadion von Los Angeles: Es ist der 30. Juli 1984, Finale über 100 Meter Schmetterling bei den Olympischen Sommerspielen. Als Favorit startet auf Bahn vier Pablo Morales: 19 Jahre alt, Schwimmer der USA und Halter des Weltrekords, den er im Vorlauf noch verbessert hat. Groß schwimmt für Deutschland auf Bahn fünf. Es geht los: Groß kommt schneller ins Wasser und führt. Morales holt auf. Nach 50 Metern wendet er besser und setzt sich nach vorn. Er hält den Kopf flach, kämpft. 80 Meter: Beide Athleten trennt nur ein Hauch. Groß nutzt die Spannweite seiner Arme, streckt die Hände ins Wasser und zieht. Mit 15 Hundertstelsekunden Vorsprung und neuer Bestzeit schlägt er vor Morales an. Gold und neuer Weltrekord!

„Für einen Schwimmer ist ein Sieg mit Rekord das Ultimative. Und es ist Exzellenz, weil Leistung und Erfolg zusammenkommen“, sagt Groß. Er habe Rennen gehabt, in denen er Erster war, aber hinter seinen eigenen Möglichkeiten zurückgeblieben sei. Oder er sei Rekordzeiten geschwommen, also besser gewesen als zuvor, habe aber trotzdem verloren. So wie Morales am 30. Juli in Los Angeles. Was an einem Tag zur Glanzleistung reicht, kann am nächsten Tag schon überholt sein.
Als Groß 1991 weiß, dass er im Sport alles erlebt hat, beendet er seine Karriere. Er habe schon immer unterschiedliche Interessen gehabt, schreibt er in seiner Vita, wollte Pilot werden oder Biochemie studieren – für das eine war er mit zwei Metern zu lang und für das andere hatte er zu schlechte Noten. Als Profischwimmer studiert er nebenher Germanistik. Er promoviert, wird Dozent, Berater und Coach. Seit 2023 ist er Honorarprofessor an der Goethe-Universität Frankfurt am Main für das Fachgebiet Organisation und Führung im digitalen Zeitalter. Er ist Autor zahlreicher Bücher, unter anderem von Handbuch Change-Manager, Digital Leader Gamebook oder Siegen kann jeder. Es gehe darum, sich durchzubeißen und immer wieder über sich hinauswachsen zu wollen, sagt er: „Exzellenz wird einem nicht in den Schoß gelegt.“

Michael Groß:
Talent, Willen, Wissen

© dpaKirsten Nijhof

„Talent ist geduldig. Wer es nicht trainiert, wird nicht gewinnen.“
Michael Groß, ehemaliger Profi-Schwimmer, Olympiasieger, Berater, Coach und Honorar­professor, Goethe-Universität Frankfurt am Main

Es ist Sonntag, Mitte April 1981, in Offenbach: Das Freibad hat schon geöffnet, doch auf den Bäumen, dem Rasen und den Fliesen liegt Schnee. Michael Groß kommt aus einer der Umkleidekabinen im Flachbau. Er streift die Badelatschen ab, legt den Mantel auf eine Bank und rennt. Drei Schritte bis zum Becken, ein Sprung ins Wasser, dann geht es los: sein Training, das er jeden Tag absolviert, auch wenn es wie heute sehr kalt ist und viele seiner Vereinskollegen lieber pausieren.
Es habe einige gegeben, die talentierter gewesen wären als er, sagt Groß. Doch er habe den Willen gehabt und trainiert. Talent, Willen, Wissen: Das sei der Dreiklang, aus dem Exzellenz entstehen könne, im Sport und im Beruf. Talent bedeute, einen leichteren Zugang zu einer Tätigkeit zu haben, beim Schwimmen sei es das Gefühl für und die Lage im Wasser. Aber: „Talent ist geduldig. Wer es nicht trainiert, wird nicht gewinnen.“ Erst Wille und Wissen machen den Unterschied. Auch nach seiner Sportlerkarriere habe er die Grenzen ständig verschoben, sich nicht auf einem Wissensstand ausgeruht, sondern ihn erweitert, um heute, mit inzwischen 60 Jahren, auch Themen wie künstliche Intelligenz zu begleiten.

Seit dem Aus der Sportkarriere ist Groß Berater, erst mit einer Agentur für Kommunikation, dann mit seinem Unternehmen für Change-, Talent-Management und Coaching. Seine Erfahrung aus dem Leistungssport spiegelt sich in seinen Ansätzen. So ist es ihm wichtig, immer Feedback einzuholen. Bei seinen Trainings verteilt er Zettel auf den Sitzen im Raum und lässt die Teilnehmenden abstimmen. Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie gut erfüllt der Tag die Erwartungen? Wie verständlich ist das, was sie lernen, und wie gut für sie umsetzbar? Auch an der Universität fragt er nach. Die Generation Z erwarte nach vier Stunden die erste Feedbackschleife, sagt er. Es würde sich mit seinem sportlichen Ehrgeiz decken, sich zu vergewissern, ob er exzellent sei oder etwas korrigieren müsse. „Exzellenz ist jenseits des Sports relativ“, sagt er.

Einige Unternehmen geben wirklich klare Werte vor, die weniger relativ sind, High-Performance-Organisationen wie Investmentbanken und Unternehmensberatungen etwa. Permanenter Leistungsdruck kann Mitarbeitende zermürben. Studien zeigen, dass immer mehr Personen über Stress und Burn-out am Arbeitsplatz klagen. „Es ist wichtig, den Wettbewerb fair zu organisieren und ein Verständnis dafür zu definieren, was Exzellenz in der jeweiligen Organisation ist“, sagt Groß. Was bedeutet es, eine exzellente HR zu haben, einen exzellenten Empfang oder eine exzellente Putzkolonne? Die Antworten ergeben ein Sammelsurium, doch gebe es Muster, die sich herausarbeiten lassen und definieren, was eine Organisation als Erfolg versteht. Sich dabei nur auf Messbares zu stützen, sei falsch. Im Sport habe es zwar die Zeiten als Maßstab gegeben, aber auch das positive Erlebnis im Team sei wichtig. Groß: „Einem gemeinsamen Sinn zu folgen, schafft die Basis. Nur über Messbares bekomme ich niemanden nachhaltig motiviert.“

Verena Bentele:
Das Team gewinnt

© Susie Knoll

„Vertrauen ist die Basis, damit Menschen ihre Potenziale ­erkennen und entwickeln.“
Verena Bentele, ehemalige Profi-Biathletin, ­Paraolympiasiegerin, Keynote-Speakerin und ­Präsidentin des VdK

Betriebsausflug des größten deutschen Sozialverbands VdK: Nach Wanderung und Ratespielen steht ein Wettbewerb an, Türme bauen auf Zeit. Auf dem Tisch stapeln sich zwölf Becher. Jedes Team schickt eine Person, die eine Augenbinde bekommt und mit verschlossenen Augen drei Türme baut: zwei mit drei Bechern, einen mit sechs. Die Türme müssen stabil sein, die Becher erst aufgestellt und dann abgebaut werden. Los geht’s: Das Team feuert seine Kandidatin an. Sie nimmt sofort zwei Becher, baut das Fundament, dann einen für die Spitze, fertig. Nächster Turm: drei Becher unten, dann zwei, einer, fertig, weiter. Nur 34 Sekunden, dann ist sie durch. Bestzeit! „Wettbewerbe triggern mich“, sagt sie. Eigentlich wollte sie das Spiel einer Kollegin überlassen, da es für sie zu einfach sei. „Ich bin Profi im Nichtsehen“, sagt sie: Verena Bentele, Präsidentin des VdK und ehemalige Paraolympionikin. Sie ist von Geburt an blind.

Bevor Bentele politisch wurde und unter anderem Behindertenbeauftragte der Bundesregierung war, legte sie eine steile Sportkarriere hin: Bei den paralympischen Winterspielen gewann sie insgesamt zwölf Gold-, zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen. Sie ist viermalige Weltmeisterin und mehrfache Siegerin des Gesamtweltcups im Biathlon und Skilanglauf. Wie Groß ist auch Bentele Mitglied in der Hall of Fame des deutschen Sports, dem Forum für Athletinnen und Athleten, die mit ihrem Erfolg und Einsatz „Geschichte geschrieben haben“. Bentele sagt: „Ich gewinne gern.“ Das habe sie schon als Kind gemerkt, beim Fangen oder Fahrradfahren mit ihren Brüdern. Als blindes Mädchen sei sie ständig unterschätzt worden und habe von Menschen, die sie nicht kannten, für einfache Tätigkeiten Lob kassiert, etwa den Tisch zu decken oder die Spülmaschine auszuräumen. Selten sei es darum gegangen, was sie auszeichne, welches Talent sie habe. „Der Sport war für mich ideal, um meine Talente zu zeigen und auszubauen, die mich von anderen unterscheiden und für die ich Respekt verdiene“, sagt sie. Und wie gesagt: Sie gewinnt einfach gerne, auch heute noch.

Um gewinnen zu können, war Bentele auf Hilfe angewiesen. Sie hatte einen Begleitläufer, der beim Langlauf vor ihr fuhr und sie mit akustischen Signalen anleitete. „Ich wusste: Je besser wir harmonieren und kommunizieren, desto besser wird unsere Leistung sein“, sagt sie. Wie wichtig das Team und dessen Unterstützung ist, hat sie im Profisport gelernt. Auch als Hobbysportlerin trainiert sie mit anderen, läuft Marathons, fährt Tandem. Dieses klare Verständnis, dass ein Team gewinnt, nicht nur eine Person, sei ihr erhalten geblieben, auch als Chefin des Verbands. Regelmäßig lässt sie sich führen, legt den Blindenstock zur Seite und hakt sich bei Kolleginnen oder Kollegen unter. Es sei spannend, wenn sich die Rollen ändern, sagt sie. Der Perspektivenwechsel helfe, Vertrauen aufzubauen.

Nach dem Sturz:
Vertrauen aufbauen

Januar 2009: Kalter Wind weht in Nesselwang. Mit Temperaturen um den Gefrierpunkt sind viele Wiesen kahl und Pisten vereist bei den Deutschen Meisterschaften. Bentele tritt im Skilanglauf an. „Hopp, hopp“ ruft ihr Begleitläufer, beschreibt die Kurven rechts und links. Die Skier kratzen, der Schnee knirscht, Bentele kann ihn kaum hören. „Deine Spur ist links“, ruft er. Sie zieht rüber, auf dem Eis zu schnell, es geht bergab. Plötzlich ist keine Loipe mehr da. Bentele verliert den Boden, fliegt den Hang hinab, nur drei Meter, doch die Skier verheddern sich. Das Bachbett ist trocken und hart. Sie landet auf einem Stein, quetscht sich Leber und Niere, verletzt sich die Kapseln in zwei Fingern, mehrere Bänder und das Kreuzband am Knie. „Ich habe grundsätzlich wenig Angst, aber ich musste mich nach diesem Schreck erst wieder an Geschwindigkeit gewöhnen und Vertrauen aufbauen“, sagt sie. Erst privat, auf dem Fahrrad, dann mit einem neuen Begleitläufer. Er habe ihr bergab die Spitze des Skistocks gereicht, bis sie sich wieder getraut habe, allein zu fahren.
Als Coach hilft Bentele heute anderen Teams, organisiert Workshops, um Vertrauen zu trainieren. So wie vor Kurzem in der Sächsischen Schweiz: Jeweils zwei Personen sollen sich durch die Landschaft führen, über Wiesen gehen und Baumwurzeln. Eine trägt eine Augenbinde. Beide lernen, wie wichtig Absprachen sind und wie sie gegenseitig Vertrauen aufbauen. „Vertrauen ist für mich sehr wichtig“, sagt sie. Sie hat ein Buch zum Thema geschrieben und hält Vorträge dazu. „Vertrauen ist die Basis, damit Menschen ihre Potenziale erkennen und entwickeln.“ Genau wie es Verena Bentele erfahren hat, die von ihren Eltern Unterstützung bekam, um sich auszuprobieren und den Sport zu finden, in dem sie einzigartig ist. Tief im Inneren brenne jede Person für etwas und wolle erfolgreich sein, sagt Bentele. Auch wenn das im Beruf nicht bedeute, zuerst im Ziel zu sein: „Es geht nicht darum, wer die besten Ergebnisse bringt und gewinnt, sondern welchen Beitrag jede und jeder Einzelne zum Ganzen leistet. Niemand sollte glauben, auf mich kommt es nicht an, im Gegenteil: Ihre Arbeit ist wichtig und wird gesehen.“

Alfred Gislason:
Führung ­reflektieren

© picture alliancedpawolf sportfoto

„Bei allen Talenten, die ich bis heute entwickeln durfte, war es besser, sie zu pushen und zu ­fordern statt zu schonen. Und zwar nicht nur für die einzelne Person, sondern auch für das ganze Team.“
Alfred Gislason, Handball-Bundestrainer und Coach

2018 in der Halle des Handballvereins THW Kiel: Über 10.000 Menschen sitzen, stehen und toben auf den nach oben ansteigenden Sitzplätzen. Mit Fahnen und Tröten feuern sie ihre Mannschaft an, die auf dem Spielfeld kämpft. Am Spielfeldrand läuft Trainer Alfred Gislason. Er ballt die Fäuste und gestikuliert in Richtung der Spieler. Auszeit: Alle versammeln sich an der Bank. Gislason erklärt die Spielzüge, ruhig und klar. Dann geht es weiter. Die Halle tobt. Nur Sascha Herbst blickt regungslos auf das Feld, beobachtet und analysiert. „Ich gönne mir diesen Zen-Moment, auch wenn es die Fans aufregt“, sagt er. Er habe es ritualisiert, dazusitzen und die Dynamik zu analysieren. „Mich fasziniert die Klaviatur der Kommunikation, die Gislason nutzt, und wie es ihm gelingt, das Team zum Sieg zu führen, wenn alles um ihn herum durchdreht.“

Herbst ist einer von drei Geschäftsführern der Agentur Dreizunull, die den Handballverein THW Kiel beim Markenauftritt betreut. Er kam von der Bundeswehr, war einen dogmatischen Stil gewöhnt und habe lernen müssen, dass es im Marketing kein klares „Falsch“ oder „Richtig“ gibt. Es habe ihm Spaß gemacht, Führungsfragen zu reflektieren, sagt er. Die Welt des Sports fände er inspirierend, ob die Erfahrung als Läufer oder Beobachtungen beim Handballturnier: „Mich begeistert die Ehrlichkeit beim Sport, da nur Leistung zählt.“

© dreizunull

„Das ist Exzellenz: die Bereitschaft, immer weiter zu lernen, um das nächste Niveau zu erreichen.“
Sascha Herbst, Co-Geschäftsführer Agentur Dreizunull

Teamplay, Training, Gewinnen: Die Agentur spielt auf ihrer Website mit diesen Schlagworten. Auch ihr Name orientiert sich am Sport: drei Sätze ohne Niederlage – das bestmögliche Ergebnis im Volleyball. „Ein Team zu einem drei zu null zu führen, ist von vielen Unwägbarkeiten begleitet. Eine Führungskraft kann das nur schaffen, wenn sie flexibel ist und lernt. Das ist Exzellenz: die Bereitschaft, immer weiter zu lernen, um das nächste Niveau zu erreichen“, sagt Herbst.
Um zu lernen, lädt Herbst im Jahr 2020 zwölf Personen zum Austausch über Führung in ein Resort an der Ostsee ein. Zwei Ärzte sind dabei, ein Tech-Gründer, ein Soldat, eine Designerin, ein Manager des THW Kiel sowie Marketing- und Kommunikationsexperten. Zu seiner Überraschung folgt auch Gislason, der seit Kurzem Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft ist, der Einladung. Er sei aus Neugier gekommen, sagt er: „Ich wollte schauen, ob es wirklich Überschneidungen zwischen Sport und Wirtschaft gibt. Ich bin grundsätzlich offen für Themen außerhalb des Handballs, lasse mich gern inspirieren. Und ich lerne gern dazu.“ So beginnt der Austausch zwischen Herbst und Gislason, die sich regelmäßig in der Agentur treffen: an der Kieler Förde im Turm aus Glas, auf der fünften Etage in einem Raum mit Surfbrettern als Wandschmuck und einer Tischtennisplatte als Tisch.

Beide reflektieren, was gute Führung ausmacht, wie es Gislason schafft, sein Team zum Erfolg zu führen, und wie sich das auf andere übertragen lässt. „Ich wollte es unbedingt besser machen als manche Trainer, die ich selbst erlebt hatte“, sagt er. Wie Menschen Informationen verarbeiten und kommunizieren, ändere sich mit der Zeit. Führung müsse sich anpassen. So habe er gelernt, dass es erfolgversprechender sei, Spieler die Züge erklären zu lassen, weil sie Strategien besser verstehen und zu eigenen machen. „Lass deine Leute das Wie und Warum gegenseitig erklären“, lautet eine der Regeln, die er mit Herbst formuliert hat und in Coachings vermittelt. Neun weitere gibt es oder soll es geben, wie die neueste zur Intention, an der er feile, und die ihm als Isländer besonders am Herzen liege: „Es ist wichtig, dass Führungskräfte nicht nur in ihrem Kopf leben.“

Immer weiter fordern

Handball-Viertelfinale der Männer bei den Olympischen Sommerspielen 2024: Die deutsche Mannschaft kämpft gegen Gastgeber und Titelverteidiger Frankreich. Ein „Olympia-Krimi“, schreibt die Sportschau: Immer wieder holt Deutschland auf, scheitert aber am Torwart der Gegner. Sechs Sekunden vor Abpfiff: Frankreich führt. Doch dann: Fehlpass. Deutschland fängt den Ball, zielt und trifft. Verlängerung! Kurz vor dem Ende macht das deutsche Team erneut den entscheidenden Treffer: Halbfinale! Dass sie vier Tage später im Finale gegen Dänemark verlieren, ist bitter. „Wir haben uns leider nicht mit einem guten Finale belohnt“, sagte Gislason.

Niederlagen gehören im Sport dazu. Es gibt keine Gewinngarantie. Doch was den Sport auszeichnet, ist, dass man immer wieder versucht, besser zu sein. „Pushe die Besten im Team und erzeuge Zugkraft“, lautet Regel Nummer sechs. „Bei allen Talenten, die ich bis heute entwickeln durfte, war es besser, sie zu pushen und zu fordern statt zu schonen. Und zwar nicht nur für die einzelne Person, sondern auch für das ganze Team“, sagt Gislason. Das habe eine Sogwirkung fürs Team. Herbst bestätigt, dass er bei seinen stärksten Mitarbeitenden oft aus den Augen verloren habe, dass sie irgendwie zu dieser Stärke gefunden haben und einen „eigenen Entwicklungsanspruch“ hätten. Im „vertrauensvollen Miteinander“ sei jedes Teammitglied dankbar, wenn er mehr in ihnen sehe und sie zur Exzellenz antreibe.

Der Wille, ständig über sich hinauszuwachsen und die beste Leistung zu bringen, klingt anstrengend. „Lerne, den Druck zu lieben und sinnvoll einzusetzen“, schreiben Gislason und Herbst. Schließlich habe man die Position erarbeitet und den Druck verdient. Herbst: „Wenn sich jemand anmaßt, andere zu führen, dann erwarte ich Exzellenz.“ Er wolle als Trainer nicht immer gewinnen, sagt Gislason, zumindest sei das nicht alles, was zählt: „Für mich ist es viel spannender, etwas entwickeln zu wollen und zu können. Der Weg bis zum eigentlichen Gewinnen ist kreativ und schön.“

Lesen Sie hierzu auch das Interview mit Irg Torben Bührer, Gründer und CEO der Beratungsfirma Patparius. Er berät Profi-Athletinnen und -Athleten während und nach ihrer Sportkarriere.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Exzellenz. Das Heft können Sie hier bestellen.

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Mirjam Stegherr

Freie Journalistin, Moderatorin und Beraterin
Mirjam Stegherr ist freie Journalistin, Moderatorin und Beraterin.

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