Armutszeugnis für HR

Employer Branding

Das Stellwerk-Desaster bei der Bahn passierte aufgrund einer verfehlten Planung. Sparzwang hin oder her: die HR-Funktion hat versagt. Ein Kommentar.

Freud und Leid liegen oft ganz nah beieinander: Im Mai erhielt die Deutsche Bahn den Sonderpreis „Employer Branding Innovation des Jahres“. Die Arbeitgeberkampagne „Kein Job wie jeder andere“ wurde auch von vielen Seiten gelobt. DB-Mitarbeitern kam dabei die wichtige Rolle als Botschafter des Unternehmens zu. Sie sollten den authentischen Blick hinter die Kulissen gewähren. Allzu viele Fahrdienstleiter haben bei der Kampagne vermutlich nicht mitgemacht. „Die Leute sind ausgelaugt, verunsichert und wütend auf ihren Arbeitgeber“, sagte im August einer der Bahn-Lotsen anonym.

Kompliment an das Human Resources Management der Bahn für die Kampagne und auch sonstige sehr gute Personalmarketing-Maßnahmen. Doch das Stellwerk-Desaster machte auch ein Versagen von HR deutlich. Personalplanung und vernünftige Arbeitsbedingungen schaffen sind Schwarzbrot-Arbeit von HR. Da muss es zuallererst stimmen. Bei der DB Netz war dem nicht so.

Deswegen verlor im Frühjahr nicht nur der Chef der DB Netz seinen Job, sondern ebenfalls der Personalvorstand. In der Vergangenheit wurde zu viel gespart, die Personalplanung ging daneben. Der Aufbau einer mobilen Reserve wurde erst angekündigt, als das ganze Land nach Mainz schaute. Dass viele Fahrdienstleiter in Mainz im Sommer krankgeschrieben waren, ist nicht nur Pech für den Arbeitgeber, sondern auch ein Indiz dafür, dass etwas für die Arbeitsbedingungen getan werden muss. Und nun dürfen die Arbeitnehmervertreter bei der Personalplanung mitreden, damit diese sich 2014 nach dem „tatsächlichen Bedarf“ richtet, wie der Gewerkschaftschef Alexander Kirchner sagte. Wie man es dreht und wendet: HR kommt bei der Sache nicht gut weg. Entweder haben die leitenden Personalmanager die Sparpolitik abgenickt oder sie hatten Bedenken dagegen, konnten aber die fatalen Kürzungen trotz besseren Wissens nicht abwenden. Beides ist ein Armutszeugnis.

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