Azubi-Recruiting: Jede:r Zweite bricht Online-Bewerbung ab

Recruiting

Laut dem Azubi-Report 2021 verlieren Unternehmen viele Ausbildungssuchende bereits im Bewerbungsprozess – und zwar unbemerkt. Wie kommt es dazu?

Für Unternehmen fatal: Laut dem Azubi-Report 2021 von Ausbildung.de bricht jede:r zweite Ausbildungssuchende eine Online-Bewerbung ab. Doch wie kommt es gerade bei einer Zielgruppe dazu, die sich mit wenigen Klicks durch digitale Marktplätze klickt? Die Gründe dafür sind technischer Natur: So konnten sich 12 Prozent der potenziellen Bewerber nicht registrieren, 18 Prozent konnten ihre Unterlagen nicht hochladen und weiteren 19 Prozent war es zu kompliziert.

Bewerben – so einfach wie Sneaker bestellen

Das Problem einer fehlgeschlagenen Bewerbung liegt also häufig nicht auf der Nutzerseite, die Anwendungen selbst sind nicht ausreichend in ihrer Usability. Dabei sollte das Bewerben nicht schwieriger sein, als neue Sneaker oder eine Pizza zu bestellen. Je einfacher die Handhabung, desto geringer die Absprungquote. Wenige Klicks sollten zum Erfolg führen, denn komplizierte und zeitintensive Prozesse führen zu Frust auf der Bewerberseite.

Vor allem eines gilt es in dieser Hinsicht zu bedenken: Die Konkurrenz schläft nicht! Und es sind gerade die Bewerbungsprozesse, die für einen hohen Konkurrenzdruck sorgen – nicht bei den Bewerbern, sondern bei den Unternehmen. Denn der Azubi-Report 2021 offenbart: Im Vergleich zu den letzten Jahren haben sich diese enorm beschleunigt. Für knapp die Hälfte der Befragten reichen bis zu fünf Bewerbungen aus, um eine Stelle zu finden. Bis zur Zusage vergingen bei ebenfalls knapp der Hälfte höchstens vier Wochen.

© Ausbildung.de

Ganz klar: Wer hier trödelt, verliert! So steigen 36 Prozent der Bewerber aus einem laufenden Prozess aus, weil ein anderes Unternehmen schneller zugesagt hat. 52 Prozent, weil sie ein besseres Angebot erhalten haben. Geschwindigkeit ist also ein wichtiger Faktor, aber eben nicht der Einzige, der den Konkurrenzdruck erhöht. Potenzielle Bewerber:innen machen viel davon abhängig, was das Unternehmen ihnen bieten kann. Das Gehalt spielt dabei zunächst eine untergeordnete Rolle. Nur für 19 Prozent war es der Anreiz zur Zusage.

Das gute Gefühl entscheidet

Bewerber:innen denken früh an ihre berufliche Zukunft, wenn man die Argumente ihrer Entscheidung betrachtet. So sind der gute Ruf eines Unternehmens oder die Karrieremöglichkeiten, die geboten werden, Gründe für eine Zusage. Was aber besonders auffällt: Es kommt auf das Zwischenmenschliche an. Alleine für 40 Prozent war die Sympathie im Bewerbungsgespräch ein Grund, sich für den Ausbildungsbetrieb zu entscheiden. Darauf zahlt übrigens auch die Kommunikation in der Bewerbungsphase ein. Feste Ansprechpartner:innen, die für Fragen rund um den Prozess zur Verfügung stehen sowie regelmäßige Updates zum Fortschritt tragen maßgeblich zu einer positiven Haltung gegenüber dem Unternehmen bei und fördern die Sympathie bereits vor dem Bewerbungsgespräch.

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Influencen mit echten Insights

Es stehen einige Möglichkeiten zur Verfügung, sich im War for Talents von der Konkurrenz abzuheben. Seine Vorteile bewusst in der eigenen Kommunikation auszuspielen, ist dabei die Herausforderung. Die eigenen, zufriedenen Auszubildenden in den Fokus zu rücken und via Social Media konkrete Einblicke in ihren Berufsalltag zu geben, entfaltet in dieser Hinsicht besonderes Potenzial. Denn die Digital Natives schenken Influencern ihr Vertrauen. Doch bereits in der Stellenanzeige gilt es, Klarheit zu schaffen. Der Anspruch sollte darin liegen, sich nicht in Standardfloskeln zu verlieren oder mit Fachbegriffskauderwelsch potenzielle Bewerber:innen abzuschrecken. So bleibt eine offene und ehrliche Kommunikation das A und O. Echte Einblicke statt Stock-Fotos, echte To-dos statt komplizierter Erklärungen. Übrigens: Auch die Angabe des Gehalts kann sich lohnen!

Auch im Gehalt steckt eine Botschaft

Auch wenn die Vergütung nicht maßgeblich zur Entscheidungsfindung für eine Ausbildung oder für ein Unternehmen beiträgt, so wird sie während der Ausbildung immer relevanter, denn letztendlich ist es nicht bloß reine Leistungsvergütung. Es ist auch Ausdruck von Wertschätzung und Respekt. So sollte es zu denken geben, wenn 60 Prozent der in der Studie Befragten ihr Gehalt nicht oder nur teilweise angemessen finden und ganze 65 Prozent nicht oder nur teilweise davon leben können.

Vorausschauendes Denken: Die entscheidende Weiche im War for Talents

Der Azubi-Report 2021 zeigt deutlich, dass der War for Talents seinen Peak noch lange nicht erreicht hat. Ganz im Gegenteil: Die Corona-Krise wirkt als treibende Kraft. Gerade jetzt gilt es vorausschauend zu denken, Bewerbungsprozesse bestmöglich zu optimieren und die Ausbildung im eigenen Unternehmen so attraktiv wie möglich zu machen. Denn die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen, die in Zukunft dringender gebraucht werden als je zuvor.

Weitere Studienergebnisse können Sie hier downloaden.

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Tobias Klem, Ausbildung.de

Tobias Klem

Tobias Klem ist Experte für B2B-Kommunikation und Content-Marketing bei Ausbildung.de. Mit seiner Arbeit an Ausbildung.de, dem laut DISQ besten Portal für Berufseinsteiger, zeigt er, dass es mehr ist als eine reine Jobbörse. Mit Studien wie dem Azubi-Report oder der Starklar Schülerstudie gibt Ausbildung.de Aufschluss über die Situation am Ausbildungsmarkt und die Herausforderungen in Sachen Recruiting.

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