Jobsicherheit ist das neue New Work

Employer Branding

Die Corona-Krise stellt sämtliche Lebensbereiche vor neue Herausforderungen – auch den Arbeitsmarkt und seine Akteure. Nils Wagener, CEO der Königsteiner Gruppe, wagt den Blick in die Glaskugel und wirft fünf Thesen auf, die den Recruiting-Markt 2020/2021 kennzeichnen könnten. Seine Prognose: Einige Begrifflichkeiten werden verschwinden, neue Attraktivitätsmerkmale entstehen und der öffentliche Dienst steht vor einer historischen Chance.

#1 New Work tritt 2020 in den Hintergrund

Während wir uns alle in den letzten Monaten und Jahren – auch getrieben durch einen extrem starken Kandidatenmarkt – vor allem mit Fragestellungen beschäftigt haben, wie neue Arbeitszeitmodelle aussehen könnten, wie Arbeit und Privatleben idealtypisch miteinander verbunden werden und wie sinnstiftend eine berufliche Aufgabe sein sollte, hat sich durch die Corona-Krise der Arbeitsmarkt im Eiltempo gedreht. Die Arbeitgeber kommen für kurze Zeit wieder in die Situation, den Recruiting-Prozess bestimmen zu können. Ihnen stehen wieder mehr Kandidaten zur Verfügung. Der Selektionsprozess kehrt zurück. Das Thema New Work tritt ein Stück weit in den Hintergrund, da sowohl Arbeitgeber als auch Kandidaten nun andere Probleme umtreiben, als die das Konzept des New Work thematisiert.

#2 Resilienz wird zu einem wichtigen Wert der Arbeitgebermarke

Die Pandemie zwingt die Unternehmen derzeit in den Notfallmodus. Dieser ist erzwungen und von Einstellungsstopps und Kurzarbeit gekennzeichnet. Überleben werden diese schwierige Phase aller Voraussicht nach vor allem die Unternehmen, die ein gutes Krisenmanagement realisieren. Dem aktuellen Kununu Transparency Ticker zufolge zeigen sich die meisten Unternehmen in der ersten Phase auch gut gerüstet. Drei Viertel aller Mitarbeiter geben demnach zu Protokoll, dass sie mit dem Krisenmanagement ihres Arbeitgebers zufrieden sind. Dieser Umgang mit der bestehenden Krise wird in Zukunft zu einem ganz wichtigen Arbeitgebermarkenwert, mit denen Unternehmen im Recruiting der Zukunft punkten können. Denn die Kandidaten, die auf den Arbeitsmarkt kommen, wissen nichts mehr zu schätzen als Resilienz in der Krise. Arbeitgeber, die das erkennen und jetzt entschieden in Recruiting-Kampagnen voranstellen, werden 2020/2021 erfolgreicher Mitarbeiter finden als noch vor der Krise.

#3 Desinfektionsspender auf Karrierewebseiten und in Stellenanzeigen

Infektionsmanagement und betriebliches Gesundheitsmanagement werden ab sofort zu entscheidenden Attraktivitätsmerkmalen für Arbeitgeber. Wir werden im dritten und vierten Quartal dieses Jahres zahlreiche Stellenanzeigen und Karrierewebseiten lesen, in denen unter dem Abschnitt „Wir bieten“ nicht mehr das Homeoffice oder der Firmenwagen steht, sondern wie viele Desinfektionsspender im Unternehmen zur Verfügung stehen, wie hoch der Vorrat an Schutzmasken ist und wie intensiv sanitäre Einrichtungen gepflegt werden.

#4 Die soziale Isolation der letzten Wochen konnotiert das Homeoffice negativ

Während auch wir in sehr vielen Kandidatenstudien vor der Krise herausgefunden haben, dass das Homeoffice als Goodie für Kandidaten sehr gefragt war, bin ich für die Zukunft kritisch, was das Thema angeht. Zahlreiche Mitarbeiter in ganz Deutschland waren in den letzten Wochen im Homeoffice und haben es in dieser Zeit so intensiv kennengelernt wie nie zuvor. Damit einher ging eine vergleichsweise langfristige soziale Isolation, die dem Homeoffice für lange Zeit den Reiz nehmen wird und ihn zugleich begrifflich nachhaltig negativ auflädt. Folge: Mit dem Homeoffice als vorangestellter Benefit wird in Zukunft kein Kandidat mehr zu gewinnen sein.

#5 Der öffentliche Dienst steht vor einer historischen Recruiting-Chance

Eine McKinsey Studie aus diesem Jahr hat herausgefunden, dass schon 2030 mehr als 730.000 Nachwuchskräfte im öffentlichen Dienst fehlen werden. Mal ganz abgesehen davon, dass dies auch mit einem Versäumnis der öffentlichen Institutionen und derer verfehlten Recruiting-Planung zu tun hat – nun bietet sich die historische Chance das Problem anzugehen. Denn wenn jemand mit den Argumenten Sicherheit und Verlässlichkeit punkten kann, dann ist es der Öffentliche Dienst. Er sollte nun vorangehen und eine Einstellungsoffensive starten, die sein ureigenes Problem zu lösen hilft, die aber auch ein wichtiges Vorbild für die freie Wirtschaft sein kann. Denn eines ist mindestens für das laufende Jahr 2020 klar: Jobsicherheit ist das neue New Work!

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Nils Wagener, CEO Königsteiner Gruppe

Nils Wagener

Nils Wagener ist Geschäftsführer Königsteiner Gruppe, einer HR-Beratung mit sechs Standorten. Das Unternehmen deckt die gesamte Palette des Personalmarketings ab, von der klassischen Annonce bis hin zu nachhaltigen Employer-Branding-Konzepten und Programmatic-Marketing-Kampagnen. Mit „Data Driven Recruiting" und modernen Performance-Onlinemarketing-Methoden bringt die digitale HR-Beratung nahezu alle potenziellen Kandidaten mit suchenden Arbeitgebern zusammen.

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