Erfolgreich im Aufschwung

Arbeitsrecht

Obwohl in Deutschland de facto Vollbeschäftigung herrscht, boomt das Geschäft der Outplacement-Beratungen. Dafür ist vor allem der zunehmende Veränderungsdruck verantwortlich, dem die Kunden der Berater ausgesetzt sind.

Die Arbeitslosenquote in Deutschland hat ein Rekordtief erreicht, Unternehmen vieler Branchen suchen händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern. Doch die Branche der Outplacement-Berater leidet nicht unter dieser Situation. Ganz im Gegenteil: Das Geschäft der Dienstleister, die sich im Auftrag ihrer Kunden um entlassene Mitarbeiter kümmern, brummt. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz der Outplacement-Berater in Deutschland bei 81 Millionen Euro. Das sind über neun Prozent mehr als im Jahr 2013. Die Annahme, dass Outplacement-Berater vor allem in Krisenzeiten gefragt sind, gilt also nicht.

Beobachter der Branche sehen für den Boom in wirtschaftlich guten Zeiten mehrere Gründe. So stehen Unternehmen zum Beispiel zunehmend unter Druck, sich laufend zu verändern und ihre Organisation den veränderten Marktbedingungen anzupassen. „Das können wir beispielsweise im Bankensektor beobachten“, sagt Arne Hellmuth, Geschäftsführer der Outplacement-Beratung Lee Hecht Harrison Deutschland. „Bei vielen Banken fallen momentan ganze Bereiche weg. Und deren Mitarbeiter brauchen dann einen neuen Job – oft außerhalb des bisherigen Unternehmens.“ Ein weiterer Faktor, der Outplacement-Beratern Aufträge beschert, sind Fusionen und Übernahmen. Sie führen dazu, dass Unternehmen Führungsstrukturen straffen und Personal abbauen.

Die Arbeit der Outplacement-Berater beginnt, nachdem sich ihre Kunden entschieden haben, sich von Mitarbeitern zu trennen. Die Dienstleister unterscheiden dabei zwischen Einzel- und Gruppen-Outplacement-Beratung. Manager und hochqualifizierte Fachkräfte kommen meist in den Genuss einer Einzelberatung, während sich weniger qualifizierte Mitarbeiter mit einer Gruppen-Outplacement-Beratung begnügen müssen. Beide Varianten gliedern sich in mehrere Phasen: Zunächst analysieren die Berater gemeinsam mit den geschassten Angestellten deren Stärken und Kompetenzen und definieren die weiteren beruflichen Ziele. Danach erstellen sie Bewerbungsunterlagen und trainieren Job-Interviews. Wie intensiv die Berater einzelne Kandidaten betreuen, hängt auch von der Laufzeit der Beratung ab, für die der ehemalige Arbeitgeber zahlt. Eine Beratung mit einer unbefristeten Laufzeit endet erst dann, wenn ein Kandidat einen neuen Arbeitsplatz gefunden hat oder sich selbstständig macht. Eine befristete Beratung kann auch enden, ohne dass ein neuer Job gefunden ist.

Erwartungen an die Berater steigen

Outplacement-Berater in Deutschland machen den Löwenanteil ihres Umsatzes mit Einzel-Outplacement-Beratung. Dieses Segment hat einen Anteil von knapp 90 Prozent am gesamten Markt, belegt eine Studie des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU). Und: Die Nachfrage nach unbefristeter Einzelberatung wächst weiter stark, in den vergangenen drei Jahren hat sie um 50 Prozent zugelegt. Caterine Schwierz, Chief Operating Officer beim Anbieter Rundstedt & Partner und Vorsitzende des BDU-Fachverbandes Outplacement-Beratung, sieht darin auch ein Zeichen für einen Paradigmenwechsel in vielen Unternehmen, die sich von Mitarbeitern trennen. „Fairness gegenüber den ausscheidenden Mitarbeitern ist Unternehmen zunehmend wichtig“, sagt Schwierz. „Dies drückt sich in dem Angebot aus, eine professionelle Outplacement-Beratung in Anspruch zu nehmen.“

Allerdings: Wenn Unternehmen für eine Outplacement-Beratung zahlen, verfolgen sie damit auch eigene Interessen. So lässt sich auf diesem Weg nicht nur ein drohender Imageschaden vermeiden, sondern Unternehmen entgehen so auch teuren Arbeitsrechts-Prozessen mit ihren ehemaligen Mitarbeitern.
Outplacement-Berater müssen derweil auf viele Veränderungen reagieren. So haben Kandidaten heute viele Möglichkeiten, sich selbstständig über Job-Perspektiven zu informieren, etwa bei Online-Job-Portalen. „Viele Kandidaten sind bestens informiert und zeigen eine große Eigeninitiative“, sagt Beraterin Schwierz. „Unsere Rolle ist dann die des Navigators durch die Flut von Informationen.“ Gleichzeitig bemerkt sie, dass die Erwartungen an die Berater laufend steigen: Auftraggeber und Kandidaten fordern immer kurzfristiger Ergebnisse ein und verlangen nach einer uneingeschränkten Dienstleistungsmentalität.

In den kommenden Jahren wird der Outplacement-Markt in Deutschland weiter wachsen, erwarten Berater. Für die etablierten Anbieter hat das allerdings eine Kehrseite. Der Erfolg der Dienstleistung lockt neue Konkurrenten auf den Markt. Das bringt vor allem kleine Outplacement-Beratungen in eine schwierige Situation, warnt Lee-Hecht-Harrison-Chef Hellmuth. „Viele kleine, zum Teil eigentümergeführte Unternehmen werden es zukünftig schwer haben. Der Konkurrenzdruck am Markt wächst.“

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