Fehlende Authentizität in Recruiting-Videos

Recruiting

So gut wie jeder Dax 30-Konzern setzt im Recruiting auch auf Videos. Doch weil nur Positives gezeigt wird, fehlt es den Spots an Glaubwürdigkeit, urteilt eine aktuelle Studie und findet nur eine einzige Ausnahme.

Recruiting-Videos sind auf den Karriereseiten der Dax 30-Konzerne inzwischen keine Seltenheit mehr und auch der Mittelstand zieht nach. Damit wird es für die Unternehmen immer schwieriger, sich durch das Video als solches von der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt abzuheben. Überraschend ist, dass dies vor allem den großen Konzernen nicht zu gelingen scheint.

So zumindest sieht es eine aktuelle Studie der Dr. ZitelmannPB. GmbH, für die 47 Recruiting-Videos aus 29 Dax 30-Unternehmen daraufhin untersucht wurden, inwiefern sie potenziellen Bewerbern glaubwürdig verdeutlichen können, warum sie sich für den Arbeitgeber entscheiden sollten.

Größter Kritikpunkt ist dabei, dass die Unternehmen in ihren Videos auf Schönfärberei setzen und keinerlei Schwachpunkte preisgeben. Dies schadet aus Sicht der Studienverfasser der Authentizität der Recruiting-Videos und damit auch der Glaubwürdigkeit der jeweiligen Arbeitgeber-Positionierung. Hier gab es lediglich eine Ausnahme. So kommt in einem Video der Bayer AG zumindest zur Sprache, dass auch Überstunden anfallen können.

Problematisch ist auch, dass das Gros der Videos mit Standardargumenten arbeitet und immer wieder dieselben Vorteile ins Feld führt. So finden „Interessante Jobs“ 59-mal Erwähnung in den untersuchten Videos. 38-mal werden Karrieremöglichkeiten angesprochen, 36-mal die Arbeitsbedingungen und 15-mal die Work-Life-Balance. Dementsprechend sind die Auftritte der Unternehmen und das vermittelte Bild für Bewerber schwer zu differenzieren, heißt es weiter.

Grundsätzlich arbeiten zu wenig der Dax 30-Unternehmen in ihren Recruiting-Videos ihre spezifische Unternehmenskultur heraus. So wird in 40 Prozent der Fälle die Internationalität des Konzerns betont. Auch „abwechslungsreiche Aufgaben“ (38 Prozent), „gute Aus- und Weiterbildung“ ebenfalls mit 38 Prozent sowie Teamgeist und Kollegialität (34 Prozent) gehören zu den häufig erwähnten Aspekten. Doch gehören diese Punkte zu den „Hygienefaktoren“, die jeder Bewerber von einem Dax-Konzern erwarten würde, urteilt die Studie. Als positives Beispiel ist einzig die Lufthansa angeführt, die an verschiedenen Stellen betont, dass selbstloses Handeln zur Firmenkultur gehört und die Teamergebnisse an erster Stelle stehen.

Wie letztendlich Recruiting-Videos vor allem auch in puncto Glaubwürdigkeit zu bewerten sind, ist immer auch eine subjektive Frage, was auch in dieser Studie anklingt. Auf den Eindruck, den ein Bewerber von einem Unternehmen dadurch bekommt, trifft das allerdings auch zu.

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Sven Pauleweit

Sven Pauleweit

Ehemaliger Redakteur Human Resources Manager

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