Immer schön vernetzt bleiben

Employer Branding

Der Einsatz eines Corporate-Alumni-Netzwerks ist nicht nur etwas für große Unternehmen. Wenn Sie sich genau überlegen, wofür Sie es einsetzen möchten, dann geht es auch in klein. Aber legen Sie bloß nicht gleich los, sondern planen Sie genau. Hier ein paar Starthilfen.

Sie sind Personalmanager in Ihrem Unternehmen und leiden hier und da am Fachkräftemangel? Gut so. Dann haben Sie mindestens einen Grund, sich mit dem Thema Corporate-Alumni-Netzwerke auseinanderzusetzen. Theoretisch ist das Thema nicht neu, aber praktisch nur in wenigen Organisationen angekommen. Studien zeigen, dass nur eine Minderheit der Unternehmen eine Form des Alumni Managements betreibt. Dabei sollte das Thema als Teil von Talent Management, Mitarbeiterbindung und Employer Branding ganz weit oben auf der To-Do-Liste stehen. Netzwerke für ehemalige Mitarbeiter, und ich spreche hier nicht nur von Pensionären, orientieren sich dabei weniger an den Alumni-Organisationen von Hochschulen, sondern haben ihre eigenen Entstehungsgründe.

Neben der möglichen Wiedereinstellung von Ehemaligen, also dem Rehiring, bieten Corporate-Alumni-Netzwerke weit mehr Einsatzgebiete. Ein nicht zu unterschätzendes Motiv ist das Empfehlungsmarketing, denn gute Leute kennen gute Leute. Und gerade ehemalige Mitarbeiter wissen, wer zum Unternehmen passt oder nicht. Die Voraussetzungen dafür sind allerdings, dass zum einen in Ihrer Organisation Kündigungen durch Mitarbeiter nicht negativ gesehen werden, sondern als weiterer Schritt in der persönlichen Entwicklung des Einzelnen. Sowie zum anderen ein positiv verankertes Trennungsmanagement existiert. Nur dann kann ein Alumni-Netzwerk überhaupt greifen und Ihre ehemaligen Mitarbeiter nehmen das Angebot an. Doch so ein Netzwerk kann nicht nur zur Talent(wieder)gewinnung dienen. Sofern es gut durchdacht und etabliert ist, nützt es auch immer dem Aufbau und der Pflege Ihrer Marke. Jedes einzelne Mitglied ist Markenbotschafter und kann dazu beitragen, das Image und die Reputation Ihrer Organisation zu verbessern. Im besten Fall wirkt ein Alumni-Netzwerk noch in weiteren Feldern. Eine regelmäßige Kontaktpflege zwischen Unternehmen und Alumni erleichtert den Zugriff auf wertvolles Expertenwissen und das kann die Geschäftschancen erhöhen. Aus ehemaligen Mitarbeitern können Kunden oder Geschäftspartner werden.

Gründe gibt es genug …

Bevor jedoch mit dem Aufbau eines Netzwerks gestartet wird, gilt es aus der Vielzahl der Motive den größten Treiber zu finden. Je nach Branche und Größe der Organisation kann dies variieren. Falls das (Re)Hiring einen Hauptgrund darstellt, sollte zunächst die Zielgruppe segmentiert werden. Darunter wird verstanden, an wen sich Ihr Alumni-Netzwerk richten soll. Möchten Sie alle ehemaligen Mitarbeiter aufnehmen, lediglich ehemalige Praktikanten und Werkstudenten für die Nachwuchsgewinnung oder ausschließlich High Potentials? Diese Frage beantwortet Ihre Talent-Management-Strategie.

Möchten Sie sich mit dem Alumni-Netzwerk dagegen eher dem Corporate Branding oder Business Development widmen, werden Sie es wieder anders zusammensetzen, gegebenenfalls sogar inklusive aktiver Mitarbeiter und über Ländergrenzen hinweg. Wofür auch immer Sie Ihr Netzwerk kreieren: An der Zielgruppe richten sich dann maßgeblich die Angebote aus. Die Ausgestaltung kann vielfältig sein. Grundsätzlich empfiehlt sich eine Online-Plattform, über die sowohl Sie sich mit den Alumni als auch die Ehemaligen untereinander austauschen können. Auf freiwilliger Basis könnten Sie neben einigen Stammdaten zudem Interessen und Fähigkeiten erfassen, um gezielt danach zu suchen. Nutzen Sie neben dieser Suche für Wiedereinstellungen auch Empfehlungen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis Ihrer Alumni und bieten Sie einen sogenannten Referral-Bonus an. Ein IT-Tool bietet Ihnen darüber hinaus die Möglichkeit, Neuigkeiten Ihres Unternehmens über einen Newsletter oder auch in anderer Form zu kommunizieren.

Laden Sie Ihre Alumni in regelmäßigen Abständen außerdem zu Events ein: Suchen Sie junge Talente und bieten Sie zum Beispiel Ihren ehemaligen Praktikanten an, an einem Firmen- und Recruiting-Event teilzunehmen. Und wenn Sie ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung bekannt machen wollen, macht es Sinn, Ihre Ehemaligen als Botschafter zu nutzen und sie exklusiv zu informieren.

Sorgen Sie ferner auch für einen persönlichen Austausch und regen Sie regelmäßige Stammtische an. Vernetzen Sie aktive und ehemalige Mitarbeiter für vielfältige Tätigkeiten wie Ehrenämter oder Sport. Gratulieren Sie zu Geburtstagen, bieten Sie Zugriff auf fachliche Publikationen oder Teilhabe an Online-Kursen. Unterschätzen Sie nie das Zusammengehörigkeitsgefühl, das Sie damit erreichen. Bei allen denkbaren Möglichkeiten für Ihr Alumni-Netzwerk ist allein maßgeblich, was Sie jetzt für aktive Mitarbeiter tun und was Sie bereit sind, für Ehemalige anzubieten. Ihre Unternehmenskultur gestaltet indirekt das Alumni-Netzwerk mit.

… Fehler auch …

Für den langfristigen Erfolg eines Alumni-Netzwerks ist ausschlaggebend, dass die Entscheidung von der obersten Managementebene mitgetragen und unterstützt wird. Dies hängt damit zusammen, dass nicht nur dauerhaft Verantwortliche benannt werden müssen, sondern das Vorhaben mit weiteren Unternehmensbereichen permanent diskutiert und abgestimmt werden muss. Dazu gehören neben dem Hauptakteur Human Resources unbedingt auch die Kollegen der Kommunikations-, Marketing- und Rechtsabteilung sowie, je nach Technik-Einsatz, die IT-Fraktion. Damit diese Zusammenarbeit nicht nur in der Planungsphase gelingt, sollte die Kommunikations- beziehungsweise Talentstrategie im Unternehmen einen hohen Stellenwert besitzen, denn das Alumni-Netzwerk wird ein Teil beider werden.

Sind diese Schritte getan, geht es an die detaillierte Planung, die gut ein paar Monate bis hin zu mehr als einem Jahr betragen kann – je nach Größe des geplanten Netzwerks. Eine festgeschriebene Mission und Zielsetzung hilft, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Zuständigkeiten sind sowohl für die Projekt- als auch spätere Betriebsphase abzuklären. Denn die besten HRler sind nicht unbedingt die besten Newsletter-Schreiber.

Weiter sind grundlegende Fragen zu Budget, technischer Plattform sowie Datenerfassung zu beantworten. Machen Sie einen Business Case: Was rechnet sich für Ihr Anwendungsgebiet und was macht Sinn für Ihr Vorhaben? Legen Sie Prozesse zum Eintritt und Austritt ins Alumni-Netzwerk fest und definieren Sie alle notwendigen internen Verfahren.
Lassen Sie auch Erfolgskriterien nicht außen vor, denn daran wird sich auch ein Alumni-Netzwerk messen lassen müssen. Zu guter Letzt sind die oben angesprochenen Angebote für die Alumni abzustimmen sowie deren Erwartungshaltung zu berücksichtigen. Machen Sie ruhig eine Umfrage unter Ehemaligen, dann wissen Sie in etwa, was erwartet werden würde.

… und Arbeit, vor allem Arbeit

Das klingt nach viel Arbeit und das ist es auch. Ein Alumni-Netzwerk ist definitiv keine kurzfristig anzusetzende und schnell umgesetzte Angelegenheit, sondern erfordert ein gut durchdachtes Konzept. Wenn zu Beginn Fehler gemacht oder Entscheidungen verschleppt werden, wird das später spürbare Konsequenzen haben. Plötzlich existieren keine Budgets mehr, das Passwort für das IT-Tool ist verschollen, eine Abteilung sieht sich nicht mehr in der Verantwortung oder niemand beantwortet Fragen der Alumni. Alles mögliche Szenarien, die sich dann sehr negativ auswirken würden. Doch das muss nicht passieren, denn Sie haben es in der Hand.

Das hat Sie nicht abgeschreckt? Gut, dann legen Sie am besten gleich los, aber planen Sie genau.

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Sophie Asmus

Sophie Asmus

Referentin Employer Branding / Social Media
IBM
Sophie Asmus ist verantwortlich für Employer Branding bei IBM und Social Media Expertin. Sie verfügt über zehn Jahre praktische Erfahrung im HR- und Kommunikationsumfeld. Ihre Themen sind Talentfindung und -gewinnung sowie Mitarbeitermotivation und -bindung. Zuvor war die studierte Wirtschaftsinformatikerin acht Jahre in der IT-Beratung tätig.

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