Lean Management im HR: Verstecktes Potenzial nutzen

Personalmanagement

Lean Management zielt als Unternehmensphilosophie darauf ab, Prozessabläufe so effizient wie möglich zu gestalten. So werden Verschwendungen in der Wertschöpfungskette vermieden. Auch Personalverantwortliche können diese Methode nutzen, um die Kosten ihrer Prozesse senken. Indem sie die individuellen Talente ihrer Mitarbeitenden fördern, leisten diese unabhängig ihres eigenen Fachbereichs einen Beitrag zum Firmenerfolg. Verborgenes Talent wird so endlich genutzt.

Knapp zwei Drittel der deutschen Beschäftigten ist sich sicher, ihr eigenes Potenzial im Job vor allem dann entfalten zu können, wenn sie ganz sie selbst sein können. Nach eigenen Angaben steht einem knappen Drittel dafür jedoch die aktuelle Kultur in ihrem Unternehmen im Weg. Talente bleiben so auf lange Sicht verborgen. Wie kann man dieses versteckte Potenzial langfristig fördern?

Lean Management lässt sich im HR nutzen

Ein vielversprechender Ansatz lässt sich in einer weit verbreiteten Führungs-Philosophie finden, deren Grundlagen sich auch im HR-Bereich anwenden lassen: Lean Management. Der Ansatz zielt darauf ab, die Wertschöpfungskette zu optimieren, also Prozesse auf ein Minimum zu reduzieren und in Einklang miteinander zu bringen. Dafür analysieren Unternehmen, an welchen Schnittstellen es prinzipiell zu Verschwendung kommt. Etwa dann, wenn Prozessabschnitte doppelt laufen, oder zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Lean Management wird beispielsweise in der Logistik angewendet, indem Güterströme mit sehr knapper Vorlaufzeit angestoßen werden, um Warendurchlaufzeiten zu verkürzen. Das Prinzip lebt von seiner Agilität und von viel Raum für stetige Verbesserung.

Doch nicht nur in der Logistik können die Unternehmen diesen Ansatz nutzen. Auch Personalverantwortliche können ihre Abteilungen optimieren, indem sie Verschwendung reduzieren und ihre Mitarbeitenden einbeziehen und deren verborgenes Potenzial entdecken, aktivieren und fördern. Das können sie vor allem mit Lean-Learning-Methoden erreichen, um Lernerfolge und unentdecktes Wissen (wenn es erst einmal freigesetzt ist) sofort in der Praxis anzuwenden.

Interne Weiterbildung durch unentdecktes Potenzial unterstützen

Das Interesse an beruflicher Weiterbildung ist hoch und der Bedarf nach Förderung in EDV und Sprache dominiert. Beide Fächer eignen sich besonders gut, um Lean Management im HR-Bereich effektiv einzusetzen.

Sie laden dazu ein, nach versteckten Talenten innerhalb der eigenen Organisation zu suchen, die lehrfähige Kenntnisse auf diesen Gebieten aufweisen. Diese kommen etwa durch privates Interesse, Kompetenzen aus Schule und Universität oder auch Kenntnisse aus früheren Jobs zustande. Im Bereich Sprache sollten Firmen Personen mit anderen Muttersprachen ausfindig machen, um mit ihnen ein Lehrkonzept zu erarbeiten. Auch im Bereich EDV (zum Beispiel Excel, WordPress oder Googl Ads) lassen sich in der Regel Mitarbeitende finden, die individuelle Vermittlungsfähigkeiten auf einem der benötigten Gebiete aufweisen. Das Ziel ist es, die eigenen Beschäftigten und ihre Fähigkeiten so zu fördern, dass sie in der Lage dazu sind, Unterricht auf ihrem Fachgebiet zu geben. Damit setzen Arbeitgeber an einem der Haupt-Schmerzpunkte ihrer Belegschaft an und sparen Kosten im Bereich Weiterbildung. Der Prozess, Fördermaßnahmen zu beschaffen, wird somit auf die interne Organisation zentriert und wirtschaftlich verschlankt. Unternehmen und Personalabteilungen sollten dieses Konzept der Befähigung von Mitarbeiten – auch kollaboratives Lernen genannt – als eine ihrer zentralen Lernphilosophien verinnerlichen, dass jeder zu einer Lernkultur beitragen kann.

So setzen Unternehmen ihr internes Talent-Scouting um

Mit dem Wunsch, Weiterbildungsangebote auszubauen, müssen Personalverantwortliche transparent an die Belegschaft herantreten. Dabei steht der Wunsch, interne Talente für dieses Angebot zu nutzen und zu fördern im Vordergrund. Firmen sollten schlafenden Talenten einen Anreiz bieten, damit sie ihre Fähigkeiten mit der Firma teilen. Veränderte Arbeitszeiten, die Freiraum für die Weitergabe der Fähigkeiten schaffen, sind denkbar. Beteiligung muss sich schließlich lohnen und darf nicht mit unbezahlten Überstunden Verbindung stehen.

In zweiter Instanz müssen Arbeitgeber zusammen mit den neu gewonnenen Talenten Bildungsformate erarbeiten. Für Excel-Kurse eigenen sich Tutorial-Videos oder spielerisch gestaltete Einführungs-Quizze, für Sprachkurse sind sogar ganze Unterrichtseinheiten denkbar. Der Schlüssel für ein solches erfolgreiches Training on the Job ist Motivation: Mit spielerischen Lernmethoden und -werkzeugen können Unternehmen beispielsweise die Motivation ihrer Mitarbeiter steigern. Außerdem können digitale Toolsdas Lernen voneinander optimal unterstützen. Firmen müssen jedoch unbedingt ein Format finden, welches sich gut in den Arbeitsalltag der Belegschaft integriert. Das stellt die Nutzung und den Erfolg der Maßnahmen sicher.

Fazit

Lean Management birgt großes Potenzial, HR-Prozesse zu verschlanken und Mitarbeitende erfolgreich zu integrieren. HR-Verantwortliche können die Vorteile insbesondere bei der Ausrichtung von Weiterbildungsangeboten nutzen. Ziel ist es, Kurse mit eigenen Teammitgliedern zu besetzen und so Kosten für externe Akteure oder Einrichtungen zu sparen. Die Herausforderung besteht darin, versteckte Talente ausfindig zu machen und ihre Fähigkeiten so einzusetzen, dass sie den erwünschten Effekt erzielen: Weiterbildung, Förderung individuellen Potenzials und Kostenreduktion. Um versteckte Talente ans Licht zu bringen, braucht es Anreize, damit sich ein solches Engagement lohnt. Erweist sich eine Maßnahme als erfolgreich, stehen die Chancen gut, dass auch zukünftig Mitarbeitende von selbst an ihren Arbeitgeber herantreten und ihr Talent anbieten – und so den Erfolg ihres Unternehmens proaktiv mitgestalten.

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James Micklethwait, Vice President bei Kahoot

James Micklethwait

James Micklethwait ist Vice President bei Kahoot at Work. Davor war er in leitenden Positionen in verschiedenen Bereichen für bekannte britischen Verbrauchermarken tätig. Er hat einen BA-Abschluss der Universität Oxford.

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