Lernen durch alle Kulturen

Personalmanagement

Mit dem HR Excellence Award 2016 sind zahlreiche herausragende HR-Projekte ausgezeichnet worden. Sie wollen wir hier vorstellen. Dieses Mal ist es das interkulturelle Ausbildungsprogramm von Horsch. Unsere Fragen dazu beantwortet Daniel Brandt, Leiter Kommunikation und Design bei dem Maschinenbauer.

Flüchtlinge in Ausbildung zu bringen, ist eine Herausforderung selbst für Großkonzerne. Es geht nicht nur darum, offen zu sein, sondern ganz pragmatisch auch darum, die Ausbildungsformate so zu gestalten, dass sie auch mit unterschiedlichen Voraussetzungen in Sprache, Bildungsgrad und Kultur funktionieren. Dem Landwirtschaftsmaschinenbauer Horsch ist das mit seinem interkulturellen Ausbildungsprogramm gelungen. Das Projekt ist in der Kategorie „HR Innovation des Jahres (KMU)“ ausgezeichnet worden.

Können Sie kurz Ihr Projekt beschreiben
Anfang 2016 hat die Geschäftsleitung beschlossen zum Ausbildungsbeginn im September 10 Flüchtlinge in die Ausbildung aufzunehmen. Es wurde das Integrationskonzept „Schwandorfer interkulturelles Ausbildungsprogramm“ entwickelt, welches auf vier Säulen basiert: staatliche Organisationen, soziale Organisationen, Berufsschule mit eigens vom Kultusministerium genehmigter Projektklasse mit Zusatzunterricht und Horsch als Ausbildungsbetrieb. Das Konzept impliziert einen ganzheitlichen Ansatz, der neben den Berufsschultagen Wissen vertieft, sprachliche und mathematische Fähigkeiten fördert und das private Leben, wie das Leben in der Wohngemeinschaft und nicht in der Gemeinschaftsunterkunft, beinhaltet.

Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere daran?
Das Schwandorfer Ausbildungsprogramm kann als Schablone für andere Unternehmen gewählt werden, dadurch dass alle involvierten Protagonisten definiert wurden. Im Fokus bei der Entwicklung des Konzepts war das Wissen, dass Ausbildung und die resultierende Integration nur dann erfolgreich ist, wenn die ganzheitliche Lebenswirklichkeit betrachtet wird. Das Konzept fokussiert nicht nur den Betrieb, sondern setzt auf die Bildung der Auszubildenden, wobei die Berufsschule als Partner ein wesentlicher Bestandteil ist. Hier wurde durch die Projektklasse eine didaktische Adaption initiiert und das Bildungssystem gestaltet.

Das interkulturelle Ausbildungsprogramm von Horsch, Fotos: Horsch

Wichtig ist außerdem, dass private Leben der Jugendlichen als Teil des ganzheitlichen Konzepts zu sehen. So begleitet Horsch den Lebensalltag der Jugendlichen durch die Unterstützung durch soziale Partner. Durch persönliche Integration und die erfolgreiche Ausbildung ist das Ziel, im Alltag anzukommen. Im Rahmen der Organisationsentwicklung wurde ein durchgängiges Schulungskonzept durch das Institut für interkulturelle Organisationsentwicklung geschaffen, was alle Hierarchiestufen bei Horsch beinhaltet.

Worin hat sich vor allem der Erfolg des Projektes gezeigt?
Zum Erfolg hat sicherlich beigetragen, dass ein ganzheitlicher Ansatz gewählt wurde und neben dem Betrieb, staatliche und soziale Einrichtungen involviert waren und vor allem auch die Berufsschule einen erheblichen Beitrag durch innovative Ideen und Gestaltungsräume beitrug. Das private Leben der Heranwachsenden als Bestandteil des Konzept zu begreifen und zu sehen, dass die Jugendlichen nach einem guten halben Jahr nun in ihrem schulischen, privaten und sozialen Leben „angekommen“ sind, macht uns stolz. Dass zehn Flüchtlinge bei Horsch eine Ausbildung machen, ist für uns mittlerweile kein Ausnahme mehr, sondern Normalität. Es freut uns und macht uns auch stolz zu sehen, welchen Leistungswillen die Jugendlichen an den Tag legen und wie sie von den anderen Auszubildenden auch privat und gesellschaftlich (zum Beispiel beim Sport) ganzheitlich integriert werden.

Horsch wird dieses Projekt fortführen und auch 2017 wieder jungen Flüchtlingen eine Ausbildung ermöglichen.

 

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Sven Pauleweit

Sven Pauleweit

Ehemaliger Redakteur Human Resources Manager

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