Merken, wenn die Stimmung kippt

Personalmanagement

Mithilfe des online-basierten Tools CompanyMood lässt sich die Stimmung innerhalb einer Belegschaft langfristig messen. Dessen Programmierer Markus Schwed sieht darin den Vorteil, Probleme bereits im Kern erkennen und mit kleinem Aufwand gegensteuern zu können.

Schwed entwickelte CompanyMood in seiner Freizeit. Er sieht das Tool daher als seinen „digital playground“ und arbeitet stetig an dessen Weiterentwicklung und Verbesserung. Seine neueste Idee ist eine Art Siegel, das die Unternehmen auf ihre Karrierewebsite stellen können: Ein grüner Button soll dabei dafür stehen, dass die entsprechende Firma das Tool verwendet und sich daher für ihre Mitarbeiter interessiert, einen goldenen Button bekommen diejenigen, bei denen die Stimmung über einen längeren Zeitraum hinweg besonders gut ist. Die kostenlose Plattform wird aktuell vorrangig von Firmen aus dem Bereich E-Commerce, IT und Softwareentwicklung genutzt.

Herr Schwed, warum haben Sie CompanyMood entwickelt?
Wir haben damals in meiner Firma einen wertvollen Mitarbeiter verloren. Die Vermutung, warum er gegangen ist, war, dass er sich von einem Misserfolg in einem Projekt nicht wirklich erholt hat. Das hat aber keiner mitbekommen, weil er nicht darüber geredet hat. Danach haben wir begonnen, auf Tafeln in unserem alten Büro mithilfe einer kleinen Matrix von null bis zehn zu markieren, wie die aktuelle, durchschnittliche Stimmung eines jeden ist. Nachdem wir in ein neues Büro umgezogen sind, hatten wir aber die Tafeln nicht mehr. Also hab ich mich in meiner Freizeit hingesetzt, die Idee zu CompanyMood entwickelt und einen Prototyp gebaut. Den hab ich dann der Firma vorgestellt.

Das wurde von den Kollegen angenommen?
Ja, zu einem sehr großen Teil. Dazu muss man aber auch sagen, dass wir einen sehr familiären Umgang haben hier in der Firma. Und zu dem Zeitpunkt waren wir auch nur rund 20 Leute. Mit der Zeit kamen dann auch immer mehr Anfragen von Kunden, die das Tool ebenfalls nutzen wollten. Also habe ich es weiterentwickelt, sowohl im Design als auch in den Features, beispielsweise mit dem vollständig anonymisierten Kummerkasten.

Aber muss es denn unbedingt ein onlinebasiertes Tool sein, das noch dazu jede Woche die Stimmung unter der Belegschaft einfängt? Früher tat es doch auch die regelmäßige Mitarbeiterumfrage.
Die meisten Mitarbeiterumfragen finden jährlich oder halbjährlich statt. Das ist ein Problem. Denn der Mensch tendiert zur Verdrängung. Wenn man also nur in solch langen Abständen nachfragt, werden sich die Mitarbeiter kaum noch an die Phasen erinnern, in denen es ihnen nicht gut ging. Darüber hinaus ist es ein gutes Stück schwieriger, den „Karren aus dem Dreck zu ziehen“ – also einen Mitarbeiter oder eine Abteilung wieder zu motivieren und für eine gute Grundstimmung zu sorgen – wenn man erst so spät darauf aufmerksam wird. Wenn man aber schon im Kern erkennt, dass die Stimmung kippt, kann man direkt nachfragen und mit kleinerem Aufwand gegensteuern.

Damit haben die Personalabteilungen aber noch mehr Daten über die Mitarbeiter zur Verfügung, was zu deren Skepsis führen könnte.
Meine Erfahrung ist, dass CompanyMood gerade in mittelständischen und kleinen Firmen gut angenommen wird. Da ist der Gedanke, das für den Mitarbeiter zu machen, stark ausgeprägt. Und wenn man Sorgen hat, dass die Angaben im Tool zum eigenen Nachteil verwendet werden könnten, kann man anonym seine Stimmung angeben und auch keine personalisierte Kurznachricht mit anfügen. Dann hat man als Personaler oder Geschäftsführer aber natürlich nur den generellen Überblick über die Firma oder Abteilung und kann die Ergebnisse nicht auf einzelne Mitarbeiter zurückführen. Grundsätzlich glaube ich aber tatsächlich, dass CompanyMood die Situation für die Arbeitnehmer eines Unternehmens und dadurch auch die des Unternehmens selbst wirklich verbessern kann.

Wie viele Mitarbeiter sind denn im Durchschnitt dazu bereit, ihre Stimmung kundzutun?
Aktuell ist es so, dass sich bei 72 Prozent der Firmen, die registriert sind, mehr als 80 Prozent der Mitarbeiter beteiligen. Das spricht für sich, finde ich. Ein weiteres Zeichen dafür, dass das Tool aktiv genutzt wird, ist, dass die aktuell registrierten Firmen Anfragen zur Erweiterung von Funktionalitäten an mich richten. Aktuell ist zum Beispiel die Möglichkeit gefragt, die Ergebnisse der Stimmungserhebung ins firmeneigene Intranet zu übertragen.

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Kathrin Justen

Kathrin Justen ist Verantwortliche für People and Culture bei der Digitalberatung Digital Dna und arbeitet nebenberuflich als freie Journalistin.

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