Missverständnis Soft Skills

Recruiting

Interessieren sich Unternehmen mehr für Hard oder für Soft Skills? Personaler und Berufseinsteiger liegen bei der Antwort weit auseinander. Das hat Folgen.

In vielem, das zum Thema Nachwuchsgewinnung geschrieben und diskutiert wird, wird den sozialen beziehungsweise emotionalen Kompetenzen eine hohe Bedeutung beigemessen. Dennoch scheint es in dieser Einschätzung zwischen Personalern und Führungskräften auf der einen und den Berufseinsteigern auf der anderen Seite keinen breiten Konsens zu geben. Das zumindest legt eine aktuelle Studie der Hay Group nahe.

So glauben 69 Prozent der für die Studie befragten Berufseinsteiger, dass emotionale und soziale Kompetenzen für die Arbeit eher hinderlich sind. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass gut die Hälfte denkt, es würde keinen Mehrwert für ein Team schaffen, auf die Gefühle anderer zu achten. Insgesamt glauben 70 Prozent der Berufseinsteiger, dass technische Fähigkeiten im Beruf wichtiger sind als soziale Kompetenz.

Doch Personaler und Führungskräfte sehen das ganz anders. Für sie (85 Prozent) sind die Hard Skills der Hochschulabsolventen lediglich eine Grundlage. Das eigentliche Entscheidungskriterium seien die Soft Skills.

Die Folgen dieser Diskrepanz sind alles andere als marginal. Für die Bewerber bedeutet das in erster Linie Druck, wie die Verfasser der Studie folgern. Denn es werden von den Berufseinsteigern Qualifikationen erwartet, deren Bedeutung ihnen weder bewusst ist, noch die Teil ihrer Ausbildung waren. Was bleibt, ist ein Gefühl des Unwohlseins am neuen Arbeitsplatz. So gaben ganze 53 Prozent der Befragten Berufseinsteiger an, schon über eine Kündigung nachgedacht zu haben, weil sie das Gefühl hatten, nicht ins Unternehmen zu passen.

Folgt man der Analyse der Studienverfasser, so liegt diese Diskrepanz jedoch nicht in einer Fehleinschätzung der Bewerber begründet, sondern im Recruiting-Prozess selbst. So würden sich viele Unternehmen zu sehr an Uniabschlüssen, die naturgemäß eher die fachlichen Kompetenzen abbilden, und Assessment-Ergebnissen orientieren. Das überrascht, gerade vor den Ergebnissen dieser Studie. Die Folgen sind klar: Viele Bewerber, die möglicherweise über die eigentlich geforderten Soft Skills verfügen, fachlich aber keine Spitzenwerte aufweisen, fallen somit durch das Raster.

Für die Studie der Hay Group wurden 450 Führungskräfte und HR-Manager sowie 450 Berufseinsteiger aus China, Indien und USA befragt. Zudem wurde im Januar 2015 eine Analyse der Daten durchgeführt, die der Assessment-Dienstleister Talent Q in den vergangenen fünf Jahren in Persönlichkeitstest und kognitiven Leistungstests gesammelt hat. Verglichen wurden weltweit 26.542 Hochschulabsolventen mit 16.212 Führungskräften.

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Sven Pauleweit

Sven Pauleweit

Ehemaliger Redakteur Human Resources Manager

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