So lesen Sie Gesichter und verstehen, was Menschen fühlen

Leadership

Wie erkenne ich, was mein Gegenüber gerade fühlt? Michaela Vogel zeigt auf dem PMK 2019, wie man Emotionen in der Mimik eines Menschen lesen kann.

„In Zeiten von Fake News sind Fake Faces keine Seltenheit“, meint Michaela Vogel, Mimikresonanztrainerin der Coaching-Firma Vogel Perspektiven. In ihrem einstündigen Vortrag zeigt sie Interessierten beim Personalmanagementkongress 2019, wie man die Mimik des Gegenübers richtig deutet.

Seit mittlerweile vier Jahren setzt sich Vogel mit den Themen Mimikerkennung und emotionale Intelligenz auseinander. „Die meisten Menschen überschätzen ihre Fähigkeit, Emotionen erkennen zu können.“ Studien zeigten, dass nicht trainierte Personen lediglich eine Trefferquote von rund 50 Prozent haben. „Profis hingegen sind in der Lage Emotionen fast immer richtig zu erkennen und so auch in 95 Prozent der Fälle sagen zu können, ob eine Person lügt oder nicht.“

Mikroexpressionen entlarven uns

Eigentlich sei jeder Mensch sehr gut dazu in der Lage, Emotionen anderer zu erkennen, insbesondere im Kindesalter. Erwachsene fokussierten sich allerdings zu sehr auf das gesprochene Wort und täten sich daher schwerer damit. Insbesondere für Personaler sei es jedoch wichtig, Emotionen anhand der Mimik deuten zu können. „Wie wichtig ist einem Bewerber der Job? Welches Signal von ihm wünschen Sie sich? Die Emotion lässt sich anhand der sogenannten Mikroexpressionen erkennen“, so Vogel. Dabei handle es sich um emotional ausgelöste Gesichtsausdrücke. Es sind Signale von Gefühlen, die eigentlich verheimlicht werden sollen. „Mikroexpressionen treten nur sehr kurz auf, und zwar dann, wenn eine Person gefühlsmäßig stark involviert ist.“ Zu beobachten seien diese zum Beispiel bei Politikern kurz nach Bekanntgabe der Prognose am Wahlabend oder auch bei Fußballern auf dem Platz.

Überraschung (c) Eilert-Akademie, Hans Scherhaufer
Überraschung (c) Eilert-Akademie, Hans Scherhaufer

 

Vogel macht das an einem Beispiel deutlich, das auch zeigt, wie schwer es ist, eine Emotion richtig zu erkennen: Ein Chef erklärt einer seiner Mitarbeiterin, dass einige Filialen geschlossen werden müssen. Die Frau zieht die Innenseiten ihrer Augenbrauen zusammen und dann nach oben. Welche Emotion das ist? Die erste Reaktion aus dem Publikum: „Überraschung“. Die richtige Antwort ist „Angst“. Zuvor zeigte Vogel den Zuhörern im Raum 14 verschiedene Menschen, die je eine der sieben Basis-Emotionen für den Bruchteil einer Sekunde erkennen ließen. Zu diesen Emotionen gehören Freude, Überraschung, Angst, Ekel, Trauer, Ärger und Verachtung. Kein Zuhörer konnte alle Gesichtsausdrücke richtig deuten, nur eine Person lag immerhin 13 Mal richtig.

Angst (c) Eilert-Akademie, Hans Scherhaufer
Angst (c) Eilert-Akademie, Hans Scherhaufer

Soziales versus echtes Lächeln

Leichter fiel dem Publikum dagegen das Unterscheiden eines echten und eines Fake-Lächelns. Die Augen sind der Schlüssel. „Nur bei echter Freude gibt es eine Kontraktion des Augenringmuskels, das heißt, das Augenlied senkt sich. Das Lächeln baut sich von unten und oben auf“, erklärt Vogel. Ein soziales Lächeln wiederum baue sich nur von unten über den Mund auf. „Beobachten Sie das einmal, wenn Sie jemandem etwas schenken.“ Entspricht das Geschenk nicht den Erwartungen könne sich in der Mimik trotz eines augenscheinlichen Lächelns eine Mischung aus Freude und Trauer zeigen.

Allen, die noch mehr Interesse an Mimik und Emotionen haben, empfiehlt Vogel die Serie „Lie to me“. Protagonist Dr. Cal Lightman ist Experte auf dem Gebiet der Körpersprache und Mikromimik. Er und sein Team helfen ihren Auftraggebern durch die Analyse von Mikroexpressionen auf der Suche nach der Wahrheit.
Michaela Vogel ist Business Trainerin & Coach und Mimikresonanztrainerin. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Führungskraft im Bereich Personalauswahl und Personalentwicklung gründete sie 2009 die Firma Vogel Perspektiven.

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(c) Nena Zimmermann

Toni Spangenberg

Toni Spangenberg ist Online-Redakteur des Magazins pressesprecher. Von 2017 bis 2019 arbeitete für das Print- und Online-Magazin Move36. Zuvor volontierte er – im Anschluss an sein Studium der Angewandten Medienwissenschaften an der TU Ilmenau – bei Osthessen News, einem regionalen Nachrichtenportal.

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