Technische Hilfe für fokussiertes Arbeiten

Personalmanagement

Das Smartphone versetzt viele Nutzer in andauernde Alarmbereitschaft. Ideen zum besseren Umgang damit gibt es viele. Eine kommt vom Start-up Offtime, das mithilfe einer App personalisierte Auszeiten ermöglichen will. Ein Interview mit Mitgründer Matthias Fellner über Interventionen im Arbeitsalltag und Selbstdisziplin.

Herr Fellner, warum brauchen wir technische Hilfe, wenn es darum geht, Pausen zu machen oder konzentriert zu arbeiten?
Da geht es um einen ähnlichen mildernden Effekt wie bei einem Anrufbeantworter oder bei einer Abwesenheitsnachricht während des Urlaubs. Wenn man weiß, dass Anfragen nicht einfach ins Leere laufen, sondern von einem System professionell gemanagt und gegebenenfalls auch beantwortet werden, kann man mit besserem Gewissen abschalten und sich den wichtigen Aufgaben widmen. Denn psychologische Studien zeigen, dass sich durch konkrete Interventionen in den gestressten Arbeitsalltag sowohl die Arbeitszufriedenheit als auch die Work-Life-Balance und die Produktivität wesentlich steigern lassen – genau um solche Interventionen geht es uns.

Brauchen so etwas nicht nur Menschen, die sich nicht hinreichend selbst organisieren können oder die nicht selektieren können, was wann wichtig ist?
Es hängt natürlich stark von der Disziplin jedes Einzelnen ab, wie wichtig Offtime für ihn ist. Fakt ist jedoch, dass durch Smartphones die Anzahl der Informationsangebote immer weiter ansteigt, genauso die Zahl der geschäftlichen E-Mails, so dass früher oder später wohl jeder nach erprobten Lösungen suchen wird, um trotz Informationsflut den Überblick und eigene Freiräume zu behalten.

Viele Menschen kontrollieren alle paar Minuten auf ihrem Smartphone, ob es etwas Neues gibt. Das können sie doch auch tun, wenn sie Ihre App aktiviert haben. Geht es daher nicht vielmehr darum, einen vernünftigen Umgang mit dem Smartphone zu erlernen und es auch einfach mal zu ignorieren?
Eine wichtige Funktion der App ist es tatsächlich auch, den Nutzer davon aktiv abzuhalten, während seiner Auszeit immer wieder die Neuigkeiten zu checken. Solche Versuche werden durch Offtime wahlweise eingeschränkt oder sogar komplett verhindert – je nachdem wie sich der Benutzer selbst einschätzt. Durch die transparente Darstellung der eigenen Ablenkungs- und Nutzungsmuster tragen wir aber hoffentlich mittelfristig auch zu einem bewussteren Umgang mit dem Smartphone bei.

Wie funktioniert Ihre App ansonsten?
Unsere Lösung soll wirklich per Knopfdruck ohne komplizierte Einstellungen funktionieren. Man legt erstens fest, wie lange man konzentriert arbeiten möchte. Zweitens, was währenddessen blockiert werden soll – Apps oder Anrufe von Freunden und Bekannten beispielsweise – oder was noch durchkommen soll, wie Anrufe vom Chef oder von Team-Kollegen. In der Antwort-Nachricht für blockierte Anrufer wird dann automatisch die Uhrzeit eingeblendet, zu der man wieder erreichbar ist, zum Beispiel in der Form „Vielen Dank für ihre Nachricht, ich bin um 12.30h wieder am Arbeitsplatz“.

Offtime ist ja nicht die erste App, die sich das Ziel setzt, die Work-Life-Balance zu erleichtern. Sende.Pause oder Freedom machen ähnliches. Was ist bei Offtime anders?
Sende.Pause und Freedom sind noch sehr rudimentär in Punkto Funktionalität und bauen nicht auf psychologischem Wissen auf. Sie blockieren lediglich ein paar Funktionen auf einzelnen Geräten – während wir fundierte Komplettlösungen für Unternehmen auf mehreren Gerätetypen anbieten können.

Die Apps zum Thema Work-Life-Balance und Gesundheit werden immer zahlreicher. Offtime ist ein weiterer Anbieter auf diesem Gebiet. Aktuell testen die Berliner die erste Version der App mit rund 200 Personen.

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Kathrin Justen

Kathrin Justen ist Verantwortliche für People and Culture bei der Digitalberatung Digital Dna und arbeitet nebenberuflich als freie Journalistin.

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