Teilzeit ist kein Thema für deutsche Manager

Leadership

Ein Viertel der Deutschen arbeitet in Teilzeit. Die wenigsten davon sitzen allerdings in den Führungsetagen. Dort ist eine reduzierte Arbeitszeit immer noch die Ausnahme.

Teilzeitarbeit ist – zumindest zeitweise – für viele Erwerbstätige eine gute Möglichkeit, um Job und Privatleben miteinander zu vereinbaren. Für den Bereich des Managements werden daher Modelle wie Doppelspitzen immer öfter diskutiert. Doch in der Praxis müssen sie sich anscheinend kaum bewähren, denn die Teilzeitarbeit ist unter Führungskräften nicht weit verbreitet. In Deutschland arbeiten nur fünf Prozent der Manager weniger als dreißig Stunden in der Woche, im europäischen Vergleich befindet man sich mit dieser Zahl im Mittelfeld. Spitzenreiter dieses Rankings, das auf eine Studie des Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) zurückgeht, ist die Niederlande, wo zwölf Prozent aller Manager nicht voll arbeiten, Schlusslicht die Slowakei mit zwei Prozent.

Die Untersuchung zeigt auch, dass weit mehr weibliche als männliche Manager in Deutschland in Teilzeit arbeiten. 14,6 Prozent der Führungsfrauen stehen 1,2 Prozent bei den Männern gegenüber. Unterschiede sind auch hinsichtlich der Branchen sichtbar: Mit 9,3 Prozent sind Teilzeitmanager in den Bereichen Bildung, Gesundheit und öffentliche Verwaltung vertreten, in den verarbeitenden Gewerben sind es nur 1,2 Prozent.

Insgesamt scheinen die deutschen Manager aber auch kein großes Bedürfnis nach einer verringerten Arbeitszeit zu haben. Nur fünf Prozent möchten ihre Stunden reduzieren. In Ländern wie Tschechien, Luxemburg, Österreich und Griechenland sind es zwischen 25 und 35 Prozent der Führungskräfte.

Als Gründe für die sehr unterschiedlichen Quoten der Teilzeit-Manager in Europa nennen die Forscher des WZB unter anderem die länderspezifische Arbeitskultur. Ein Aspekt dieser Kultur ist die Akzeptanz und die Verbreitung von Teilzeit insgesamt. Denn in Ländern, in denen Teilzeitarbeit insgesamt üblicher ist, steigt auch die Anzahl der Führungskräfte, die ihre Arbeitszeit reduzieren. Die Niederlande ist hier das herausragende Beispiel der Studie. Dort sind vierzig Prozent aller Beschäftigten außerhalb der Führungsebene in Teilzeit tätig und zwölf Prozent aller Manager. Wichtig erscheint den Forschern außerdem, welches Geschlechterbild eine Gesellschaft hat. Je aufgeschlossener man beispielsweise gegenüber der Erwerbstätigkeit von Müttern ist, desto eher reduzieren Führungskräfte dieses Landes ihre Arbeitsstunden.

Für die Studie zur Teilzeitbeschäftigung im Management legten die Wissenschaftler des WZB Daten der europäischen Arbeitskräfteerhebung von 2009 zugrunde.

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Kathrin Justen

Kathrin Justen ist Verantwortliche für People and Culture bei der Digitalberatung Digital Dna und arbeitet nebenberuflich als freie Journalistin.

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