Urlaub vorbei, Stress zurück?

Personalmanagement

Kaum aus dem Urlaub zurück, geht der Stress von vorne los. Es fühlt sich an, als wäre man nie weg gewesen. Ein paar Tipps und Tricks, wie Sie sich die Urlaubserholung erhalten können.

Neuere Studien zeigen, dass bei immer mehr Menschen die Erholung eines Urlaubs bereits nach weniger als einer Woche verflogen ist. Weg ist das Gefühl des Nicht-gehetzt-seins und des Durchatmen-könnens. Doch warum ist das so und was können wir dagegen machen?

Das menschliche Gehirn reagiert auf jede nicht kontrollierbare Situation oder Person mit Stress. Zeitdruck oder zu viele Aufgaben sagen dem Gehirn, dass ein Verlust oder Ärger droht. Daraufhin wird sofort eine Stressreaktion ausgelöst, als laufe ein hungriger Grizzlybär hinter einem her. Gleichzeitig werden die Gehirn-Areale für Denken abgeschaltet. So kocht man dann im Stress hoch und wird gleichzeitig auch noch ineffektiver.

Biologischer Oldtimer

Der Grund dafür liegt in unserer evolutionären Vergangenheit. Der Mensch ist zoologisch betrachtet nämlich ein Mitglied der Familie der großen Menschenaffen und hat sein letztes funktionales genetisches Update vor mehr als 40.000 Jahren erhalten. Deswegen ist auch der vermeintlich moderne Mensch eigentlich eher ein biologischer Oldtimer. Er ist auch heute immer noch gebaut, sich als Jäger und Sammler in einer rauen Natur zu behaupten. Und alles, was da nicht unter Kontrolle ist, kann ziemlich schnell den Tod bedeuten. Deswegen heißt es bei allem nicht kontrollierbaren, wie zum Beispiel der Begegnung mit Raubtieren oder krawalligen Menschen, sich entweder durch Weglaufen oder Bekämpfen körperlich zu retten.

Termindruck, Zeitmangel, Geldsorgen, Arbeitsverdichtung und Pausenmangel, das gibt es in der Natur in der Regel nicht. Das alte Stressprogramm des Menschen macht bei unkontrollierbaren Situationen oder Personen heute deswegen so einen Alarm, weil es jedes Mal denkt, ein Grizzly oder eine keulenschwingender Höhlenmensch sei hinter ihm her.

Zurück aus dem “grizzlyfreien” Urlaub

Kaum sind wir also aus unserem schönen “grizzlyfreien” Urlaub zurück, da geht schon wieder die Post ab. Viele Aufgaben und Mails haben sich während unserer Abwesenheit angestaut. Ab dann flitzen die Stresshormone wieder durch Körper und Geist und saugen den liebevoll aufgeladenen Akku wieder leer.

Je tiefer der Akku nun entladen ist, desto länger brauchen wir unsere Ruhe. Und da liegt bei den meisten Menschen das Problem im Alltag. Wer viel Stress hat, der hat meistens auch wenig Zeit zum Regenerieren. Wenn wir also nach dem Urlaub sofort wieder Vollgas geben und die dann nötigen längeren Regenerationszeiten nicht einhalten, dann ist der Akku schon in wenigen Tagen wieder leergesaugt. Denn der Akku kann genau wie ein Tank im Auto nicht mehr als vollgemacht werden. Und dann hält der menschliche Akku im vollen Ladezustand stets immer nur ein paar Tage, bevor er wieder an das Ladegerät muss.

Sollten Sie sich gerade hier wiederfinden, dann bekommen Sie jetzt schon einmal eine ganz wichtige Information. Sie verbrauchen mehr Energie als der Energiespeicher Ihres Körper zur Verfügung stellt. Normalerweise sollte ein Leben eine Balance zwischen Belastung (Stress) und Erholung bieten. Natürlich gibt es immer Phasen wie Kinder, Hausbau, Jobwechsel oder Projekte, die an den Kräften zehren. Das aber sollte die Ausnahme sein, nicht die Regel.

Zeit, dass wir uns den Lösungen zuwenden!

Stress gehört zu jedem Leben dazu. Viel Stress kostet einfach viel Kraft und fordert deshalb auch viel Erholung. Weil die meisten Menschen aber nicht alle zwei Wochen in Urlaub fahren können, sollte man versuchen den Urlaub in jeden Tag zu integrieren. Bereits wenige Minuten abzuschalten, tankt den Akku wunderbar auf und verhindert die Tiefenentladung. Ein idealer Zeitpunkt dafür ist, wenn wir sowieso müde sind. Das ist in der Regel natürlicherweise ungefähr alle vier Stunden der Fall. Auch nach dem Mittagessen, wenn der Körper alle Energie in die Verdauung investiert, ist ein guter Zeitpunkt für einen Kurzurlaub.

Es gibt viele verschiedene Techniken, um abzuschalten und Kraft zu tanken. Ich werde Ihnen im Folgenden drei Techniken vorstellen, die ich persönlich für besonders gut halte.

1. Einen Baum pflanzen
Machen Sie es sich für diese Technik an einem beliebigen Ort bequem und reservieren Sie sich ein Zeitfenster von fünf bis zehn Minuten.

  • Tageszeitpunkt leichter Müdigkeit wählen
  • Zeitfenster von fünf bis zehn Minuten nehmen und eventuell Wecker stellen
  • Augen schließen
  • In der Phantasie Samenkorn in den Boden drücken
  • Baumstamm wachsen lassen und alle Gedanken und Wahrnehmungen dort reindrücken
  • Blätter wachsen lassen
  • Umgebung entstehen lassen
  • Weitere Eindrücke wie Geräusche, Wahrnehmungen oder Gerüche suchen

2. Die kleine Atempause
Nehmen Sie sich dazu ein Zeitfenster von rund fünf Minuten und stellen Sie ruhig einen Wecker dazu ein. Machen Sie es sich gemütlich. Wenn Sie wollen, können Sie auch noch etwas Musik hören. Dann konzentrieren Sie sich zu Beginn nur auf das Einatmen durch die Nase.

  • Fünf Minuten Zeit nehmen und Wecker stellen
  • Bequem machen
  • Konzentration auf das Einatmen durch die Nase
  • In der Vorstellung wird dann “durch den Bauchnabel” eingeatmet
  • Beim Ausatmen einfach loslassen und durch den leicht geöffneten Mund ausatmen
  • Wenn die Gedanken abschweifen, wieder auf das Einatmen konzentrieren

3. Das Abschaltritual
Körper und Geist entspannen in der Freizeit meist automatisch. Denn in der freien Zeit machen Menschen das, wonach ihnen ist. Ganz egal, ob Sie zum Beispiel Fernsehen gucken, ein Buch lesen, mit anderen Menschen sprechen, im Internet surfen, spazieren gehen oder Sport treiben.

  • Beim Aufschließen so langsam wie es geht durch die Nase einatmen
  • So langsam wie es geht durch den leicht geschlossenen Mund ausatmen
  • Die Wohnung mit einem freundlichen Lächeln betreten und sich bei der Türschwelle vorstellen, eine Linie zu überqueren
  • Sich selbst eine erholsame und schöne freie Zeit wünschen
  • Stresshormone verbrauchen durch körperliche Aktionen und Bewegung
  • Alternativ ein anderes Ritual des Übergangs suchen und üben

Ein Tipp zum Schluss: Wir brauchen gar nicht so viele Techniken. Lieber nur zwei bis drei, aber diese regelmäßig anwenden. Denn mit jeder Wiederholung gelingt eine Technik mit ihrem positiven Effekt immer leichter, bis sie dann fast automatisch läuft. Und das ist gerade in stressigen Zeiten so wichtig. Der römische Philosoph Seneca sagte dazu sehr schön: “Der wahre Steuermann zeigt sich im Sturm.”

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Martin Christian Morgenstern

Freier Berater

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