Vorbild Bundesliga: Drei Lektionen für Personaler

Personalmanagement

Fußballmanager müssen die umkämpftesten Talente der Welt für sich gewinnen und halten. Eine Situation, die Personalabteilungen von Unternehmen nur zu gut kennen. HR kann einiges von den Ballprofis lernen.

Stellen Sie sich vor, Sie würden Ihr Unternehmen so leiten, als wären Sie der Manager eines Bundesligaklubs. Dann hätte plötzlich jeder Mitarbeiter einen in Euro bezifferten Marktwert und Sie befänden sich in einem ununterbrochenen Konkurrenzkampf um die besten Talente. Was wären Sie bereit zu zahlen, um die besten Mitarbeiter der Konkurrenz abzuwerben? Ohne Zweifel: Ein neuer Projektleiter würde kein sechsstelliges Wochengehalt verlangen. Und anders als für Messi und Ronaldo müssten Sie für einen neuen Vertriebsleiter auch nicht 100 Millionen Euro an Ablösesumme hinblättern. Aber trotzdem hält das Gedankenexperiment einige interessante Lektionen bereit. Unternehmen können in den folgenden drei Bereichen von den Bundesligaklubs lernen, wie sie Talente besser aufspüren, gewinnen und halten:

1. Kultur macht Unternehmen attraktiv

Auch in der Bundesliga gibt es die Großen und die Kleinen. Bayern München und Borussia Dortmund können sogar ihren Nachwuchsspielern Gehälter bezahlen, die beim Zweitliga-Aufsteiger Hannover 96 noch nicht mal der Mannschaftskapitän oder der Top-Torjäger kassieren. Darüber hinaus winken diese Vereine mit der Aussicht auf Titel – ein weiteres wichtiges Argument im Werben um gefragte Spieler.

Wie aber überzeugen die kleinen Klubs neue Talente? Wie gelingt es Mainz 05 trotz eines kleinen Etats in augenfälliger Regelmäßigkeit Potenzialträger wie Yunus Malli oder Shinji Okazaki zu verpflichten? – Indem der Verein ein attraktives Arbeitsumfeld bietet, in dem die Spieler sich wohlfühlen und wachsen können.

Dem eigenen Unternehmen ein konsistentes kulturelles Profil zu geben, wird immer wichtiger. Der Deloitte-Studie Global Human Capital Trends 2016 zufolge sind 84 Prozent der Personaler und Unternehmensentscheider überzeugt, dass „Kultur ein potenzieller Wettbewerbsvorteil ist“. Dennoch geben nur 28 Prozent der Befragten an, dass sie ihre Unternehmenskultur verstehen, nur 19 Prozent sind überzeugt, dass es in ihrem Unternehmen die „richtige Kultur“ gibt.

2. Mitarbeiter finden selbst ihre beste Position

Verträge in der Bundesliga sind befristet – Vereine müssen ihre Leistungsträger also immer wieder von Neuem überzeugen, dass sie der richtige Arbeitgeber sind. Das gilt auch für Unternehmen: Mitarbeiterbindung ist eine der größten Herausforderungen für Personalverantwortliche.

Wie lassen sich Mitarbeiter binden? Finanzielle Kompensation motiviert meist nur kurzfristig. Selbst die bestbezahlten Fußballer wechseln den Verein, um mehr Spielzeit zu bekommen oder um bessere Aussichten auf Titel zu haben. Ähnliches gilt für die Geschäftswelt. Willis Towers Watson hat in einer Studie Mitarbeiter mit hohem Absprungrisiko befragt. Mehr als 70 Prozent gaben an, den Arbeitgeber wechseln zu wollen, um ihre Karriere voranzubringen.

Fußballklubs versuchen solche Abgänge zu vermeiden, indem sie Leihgeschäfte abschließen. Spieler erhalten dann in anderen Vereinen Spielpraxis und können sich weiterentwickeln. Für Unternehmen ist das in der Regel kein gangbarer Weg. Sie können der Belegschaft jedoch die Möglichkeit eröffnen, intern zwischen unterschiedlichen Abteilungen zu rotieren. Mitarbeiter erweitern auf diese Weise ihren Horizont, erwerben neue Fähigkeiten und lernen mehr darüber, welche Rolle am besten zu ihnen passt.

3. Datenwissen revolutioniert das Personalwesen

Der Markt für Profifußballer ist einer der am heißesten umkämpften Personalmärkte überhaupt. Wie viele Innenverteidiger gibt es auf der Welt, die gegen Robert Lewandowski einen Zweikampf gewinnen? Wie viele Torhüter können einen Freistoß von Marco Reus abwehren? Manager in den führenden Fußballclubs der Welt haben Antworten auf diese Fragen.

Big Data und Analytics sind im Profisport längst zu Selbstverständlichkeiten geworden. Viele erfolgreiche Fußballklubs greifen auf neueste Technologie zurück, um verborgene Talente aufzuspüren und deren Stärken und Schwächen zu evaluieren. Datenwissen hat das Spieler-Scouting von Grund auf verändert. Die Vereine setzen gezielt Software ein, die sämtliche Attribute aller potenziellen Neuzugänge erfasst. Das datenbasierte Scouting ist ein Teilbereich des sogenannten „Soccer Analytics“. Nicht nur Branchenriesen wie Bayern München und Borussia Dortmund, sondern zum Beispiel auch der Hamburger SV haben entsprechende Lösungen im Einsatz.

Als Personaler kommt Ihnen dieses Vorgehen vielleicht bekannt vor. Wie in der Sportwelt setzen auch in der Geschäftswelt mehr und mehr Personalverantwortliche auf Daten: Sie wollen genauer erkennen können, welche Stärken und Verbesserungspotenziale die Kandidaten für eine Stelle auszeichnen. Systematische Analysen stellen Mitarbeiterbindung und Personalbeschaffung auf eine bessere Grundlage. Allein nach dem Bauchgefühl zu gehen, ist weder zukunftsfähig noch zielführend. In einer Zeit, in der technologische und kulturelle Faktoren für ein Klima beständiger Veränderung sorgen, können Unternehmen von der Bundesliga viel lernen – gerade was das Finden und Halten von Talenten betrifft.

Zu diesem Thema findet auf demdiesjährigen Personalmanagementkongress auch einer Expert Session mit dem Titel: „Bessere Entscheidungen treffen in einer demokratisierten, agilen Arbeitswelt. Erkennen, was Unternehmen nach vorne bringt – Weitblick mit HR Analytics“ statt. Die Session findet im Panel I von 11:00 bis 12:00 Uhr am zweiten Kongresstag (Freitag, 30. Juni 2017) statt.

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Christoph Kull, Foto: Privat

Christoph Kull

Geschäftsleiter Marketing und Vertrieb DACH
Workday
Christoph Kull leitet bei Workday als Geschäftsleiter DACH ganzheitlich die Geschäfte in dieser Region. Er verfügt über mehr als 18 Jahre Erfahrung in der Software Branche. Vor seiner jetzigen Position bei Workday war er acht Jahre bei SAP als Vice President Database & Technology DACH sowie in verschiedenen anderen Führungsrollen im Vertrieb tätig. Davor gründete und leitete Herr Kull eine Management Beratungsfirma (alsus).

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