Was uns in Atem hält

Personalmanagement

Deutschlands Beschäftigte sind gestresst, deutlich sogar. Doch nicht Überstunden und das leidige Smartphone sind allein daran schuld, sondern auch das Arbeitsverhältnis selbst.

In der Bundesrepublik herrscht Stress. Vor allem Deutschlands Arbeitnehmer stehen unter verhältnismäßig hoher Anspannung. Ein großes Arbeitspensum, ständige Überstunden und das ewige Aufblinken beruflicher Mails auch nach Feierabend – nur unterbrochen vom Klingeln des Arbeitshandys – dies alles hat sicherlich Anteil daran, doch nicht nur.

Wie der aktuelle Gesundheitsbericht der Techniker Krankenkasse (TK) nahelegt, sind es vor allem auch die Verhältnisse, in denen die Beschäftigten arbeiten, die sie unter Stress setzen. Gemeint sind hier nicht die Größe des Schreibtisches oder des Büros, sondern das Arbeitsverhältnis generell. So leiden vor allem diejenigen unter psychischen Belastungen, die befristet, in Teilzeit oder in Leiharbeit beschäftigt sind. Betroffen sind auch diejenigen, die durch Familie und Beruf mehrere Rollen gleichzeitig ausfüllen müssen, heißt es weiter.

Der Stress entsteht also auch durch die jeweilige Lebenssituation.

Beispielsweise arbeiten in Deutschland rund 40 Prozent der berufstätigen Frauen und 7,4 Prozent der Männer in Teilzeit. Teilzeitbeschäftigte Männer sind mit rund 11,1 Fehltagen zwar etwas „gesünder“ als ihre Vollzeitkollegen (11,8 Tage), jedoch entfallen dabei 1,9 Tage auf psychische Erkrankungen, in Vollzeit nur 1,4. Deutlicher wird es bei den verschriebenen Medikamenten. Zwar bekommen die Männer in Teilzeit insgesamt rund 10 Prozent weniger Medikamente als jene in Vollzeit, aber der Anteil an Antidepressiva dabei liegt 53 Prozent über dem der Vollzeitbeschäftigten. Bei Frauen liegt dieselbe Diskrepanz erstaunlicher Weise bei nur 8 Prozent.

Diesen Unterschied führen die Autoren des Reports vor allem darauf zurück, dass Beschäftigte selten freiwillig in Teilzeit, in befristeten oder Leiharbeitsverhältnissen arbeiten und dass es für Männer in diesen Arbeitsformen schwierig ist, dem tradierten und anscheinend noch präsenten Bild des Mannes als Haupternährer der Familie zu entsprechen.

So ist dann auch die Depression inzwischen auf Platz eins der Ursachen für Fehlzeiten. Eine Krankschreibung aufgrund dieser Diagnose dauert im Schnitt 58 Tage. Für ein Unternehmen mit 350 Mitarbeitern schlagen nach Berechnung der TK bei jährlich fünf Krankheitsfällen rund 75.000 Euro Folgekosten zu Buche. Deutlich weniger, als ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement kosten würde, heißt es weiter.

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Sven Pauleweit

Sven Pauleweit

Ehemaliger Redakteur Human Resources Manager

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