3 Unternehmen für Equal-Pay-Konzepte ausgezeichnet

German Equal Pay Awards

Über Geld muss gesprochen werden! Diese Botschaft zog sich durch den ganzen Abend der Verleihung des German Equal Pay Awards. Zum dritten Mal verlieh Bundesgleichstellungsministerin Lisa Paus am 25. Juni die Auszeichnung für Unternehmen, die sich für gleiche Bezahlung zwischen Frauen und Männern einsetzen. Rund zwei Kilometer trennten die Räumlichkeiten der taz Kantine von der Berliner Fanmeile der Fußball-EM. Dass es am Abend zahlreiche Fußballmetaphern gab, hatte aber noch einen anderen Grund.

Vorbilder und Allyship

Vorletzte Woche lehnte die dänische Fußballnationalmannschaft eine Gehaltserhöhung ab – um der Nationalmannschaft der dänischen Frauen die finanzielle Gleichstellung zu ermöglichen. Diese Einigung tritt nach der EM in Kraft. Ein Schritt, der in Deutschland noch weit entfernt scheint.

In seiner Keynote Male Allyship und Entgeltgleichheit adressierte Robert Franken, Experte für Organisationskultur, Transformation und Diversity, männliche Fragilität und die Angst vor Statusverlust, die mitunter eine starke Gegenwehr provoziere. Dabei plädierte er auch für ein Verständnis von patriarchalen Strukturen und ein Eingeständnis: Männer haben aktuell die größere politische und finanzielle Macht. Daher brauche es bei Equal Pay nicht nur die Bemühungen von Frauen, sondern auch gerade auch von den Männern, die an den stärksten Hebeln sitzen und Türen öffnen können. Vor allem Männer müssten die Notwendigkeit gleicher Bezahlung anerkennen, meinte Franken. Fair Pay sei zwar eine zentrale Lösung, müsse aber systemisch eingebettet werden.

Bis 2026 muss die EU-Richtlinie zur Entgeltgleichheit in nationales Recht umgesetzt werden. Bis dahin sind es nach Franken also noch „zwei Gehaltsrunden, für manche Unternehmen dürfte es nicht einmal genug Zeit sein, sich einen Überblick zu verschaffen.“ Umso wichtiger sind innovative Konzepte, um Entgeltgleichheit zu fördern. Dafür brauche es laut Lisa Paus eben auch die Firmen, „die unserer Gesellschaft einen Schritt voraus sind.“ Dazu gehören auch die an dem Abend ausgezeichneten Unternehmen.

Ausgezeichnete Unternehmen

1. Barilla Deutschland

„Barilla gewinnt den German Equal Pay Award für ein konsequentes und transparentes Vergütungskonzept, das den Gender Pay Gap umfassend und nachhaltig bekämpft“, lautete die Jurybegründung. Bei der deutschen Tochtergesellschaft des Barilla Konzerns werden im Vergütungssystem neben dem Geschlecht noch weitere persönliche und organisatorische beziehungsweise arbeitsplatzbezogene Merkmale einbezogen. Claus Butterwegge, President der Region Central und Northern Europe sowie Geschäftsführer von Barilla Deutschland verkündete an dem Abend, dass der Frauenanteil im oberen Management mittlerweile im Unternehmen bei 50 Prozent liege. Eine Aussage, die ein Raunen durch den Raum gehen ließ.

2. Metafinanz Informationssysteme

Metafinanz Informationssysteme erhielten den Award für „ein innovatives und nachhaltiges Vergütungssystem“, das neue Wege der Transparenz und Mitbestimmung für alle Beschäftigten geht.“ Zudem gibt es bei der Business- und IT-Beratung vom Team gewählte Compensation Responsibles, die im Sechs-Augenprinzip und mit externen Gehalts-Benchmarkingdaten Transparenz und Mitbestimmung sicherstellen sollen. Staff Development Manager Thorsten Kolwe hob zudem hervor, wie wichtig der Rückhalt beim Thema Entgeltgleichheit aus der Führungsebene ist und das Veränderungswille von der Spitze her vorgelebt werden muss.

3. Oper Leipzig

Mit der Oper Leipzig erhielt auch eine öffentliche Institution eine Auszeichnung. Die Jury hob bei der Bewerbung das Bewusstsein für die hohe Komplexität des Gender Pay Gaps hervor, der in der Kulturbranche noch einmal stärker ausfällt als die durchschnittlich 18 Prozent (unbereinigt). „Die Jury würdigt den eingeleiteten Veränderungsprozess, um Entgeltgleichheit durchzusetzen, trotz schwieriger Ausgangsbedingungen, wie zum Beispiel zahlreicher unterschiedlicher Vertragstypen sowie eines geringen zur Verfügung stehenden Budgets.“ Lydia Schubert, Verwaltungsdirektorin der Oper Leipzig, betonte noch einmal, dass sich Institutionen und Unternehmen nicht auf der Tarifbindung ausruhen sollen, die mitnichten ein Garant für gleiche Bezahlung sei. Zudem dürfe „das Verhandlungsgeschick nicht im Vordergrund stehen“, sondern die Kompetenzen der jeweiligen Mitarbeitenden.

Über den German Equal Pay Award

Der German Equal Pay Award wurde zum dritten Mal verliehen. Der Wettbewerb findet im Rahmen des Unternehmensprogramms „Entgeltgleichheit fördern – Unternehmen beraten, begleiten, stärken“ statt und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vergeben.

Mitglieder der Jury sind:

Prof. Dr. Miriam Beblo, Universität Hamburg
Inga Dransfeld-Haase, Präsidentin des Bundesverbands der Personalmanager, Vorstand Arbeit und Soziales BP Europa SE
Evelyne de Gruyter
, Geschäftsführerin Verband der Unternehmerinnen
Thomas Fischer
, Leiter des Referats 412 „Arbeitsmarkt“ im BMFSFJ
Sven Franke
, Geschäftsführer Co:x,  Autor zu „New pay“
Lisa Jaspers
, Gründerin des Fair-Trade-Unternehmen FOLKDAYS, Autorin „Starting a Revolution“
Marie Zeisler,
Leitung Kommunikation Allbright Stiftung
Lena Marbacher, Mitgründerin des Neue Narrative Magazins

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Charleen Rethmeyer

Charleen Rethmeyer

Charleen Rethmeyer ist Redakteurin beim Magazin Human Resources Manager. Dort absolvierte sie zuvor ebenfalls ihr Volontariat. Die Berlinerin hat einen Bachelorabschluss in Deutsche Literatur sowie Kunst- und Bildgeschichte und arbeitete mehrere Jahre freiberuflich für mehrere Berliner Verlage. Sie schreibt mit Vorliebe Features und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Zukunft der Arbeitswelt.

Salome Häbe

Salome Häbe ist Volontärin beim Magazin Human Resources Manager. Sie hat im Bachelorstudiengang Internationale Kommunikation in den Niederlanden studiert und nebenbei freiberuflich für Magazine und Start-ups im Bereich der Nachhaltigkeit geschrieben.

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