„Am Anfang hat man uns nicht so richtig ernst genommen“

15 Jahre HRM

Herr Weilbacher, Sie waren fast sieben Jahre Chefredakteur des Human Resources Manager. Welche HR-Themen standen in dieser Zeit besonders im Fokus?

Wir haben schon damals für jede Ausgabe einen Themenschwerpunkt gewählt. Da war ziemlich alles dabei. Leadership haben wir uns immer mal wieder in verschiedenen Facetten angeschaut. Und natürlich Recruiting, Change-Management. Wir hatten auch, gerade am Anfang, gesellschaftsorientierte Themen wie Macht. Es war damals schon eine große Bandbreite an Themen rund um HR.

In welcher Entwicklung befand sich die Rolle von HR damals?

Genauso wie heute ging es insbesondere um die Frage: Wie kommt HR an den Entscheidertisch? Also raus aus der Verwaltungsrolle, rein in die Gestalterrolle. Das war ein wiederkehrendes Thema. HR sollte auf Augenhöhe mit den Fachbereichen kommen und das wird ja heute noch diskutiert.

Vor dem HRM waren Sie als Redakteur in anderen Themenbereichen tätig. Was hat sie an HR begeistert und an der Position besonders gereizt?

Ich war Redakteur bei einer Tageszeitung und hatte vorher nicht viele Berührungspunkte mit HR. Aber mich haben die Fragen, wie wir arbeiten und was sich wie verändert in der Arbeitswelt, sehr fasziniert. Warum sich so viele Menschen mit ihrer Arbeit identifizieren und wie sehr Arbeit unsere Gesellschaft prägt. Ehrlicherweise war diese Position, die damals ausgeschrieben war, die Gelegenheit, sich näher mit den Themenbereich HR zu beschäftigen. Und dann zeigte sich diese spannende Bandbreite.

Sie kamen zur zweiten Ausgabe, die im Februar 2010 erschien, ab Juni 2010 waren Sie dann Chefredakteur. Was haben Sie Neues auf den Weg gebracht?

Genau, die erste Ausgabe hatte noch Patrick Weißbrod verantwortet, der schon in verschiedenen Positionen bei Quadriga, damals Helios, tätig gewesen war. Zur Produktion der zweiten Ausgabe bin ich dann dazu gekommen. Ab der dritten Ausgabe haben wir den Themenschwerpunkt klarer aufgestellt und ausgeweitet. Zu Beginn bestand das Titelthema nur aus einem Artikel.

Welche publizistischen Akzente waren Ihnen für die Weiterentwicklung des Magazins wichtig?

Es gibt außerhalb des Fachmagazin-Marktes schon Vorbilder, an denen wir uns orientiert haben. Viele Fachmagazine kamen seinerzeit etwas schnarchig daher. Wir wollten einen neuen Schwung reinbringen: kreativer, mehr Bilder, mehr Erlebnis und Betrachtungen der Themen aus verschiedenen Perspektiven. Am Anfang hat man uns nicht so richtig ernst genommen. Aber das hat sich dann geändert. Andere Fachmagazine haben im Laufe der Zeit nachgezogen und haben ihr Layout auch kreativer gestaltet. Ich glaube, dass der HRM darauf schon ein Stück weit Einfluss hatte, in der Hinsicht, dass wir auch Unterhaltung in die drögen Fachthemen hineingebracht haben.

Welches Team hatten Sie damals an Ihrer Seite?

Ich habe mit Sven Pauleweit zusammengearbeitet und dann natürlich mit Marcel Franke, der damals schon das Layout gemacht hat und alle Entwicklungsschritte grafisch begleitet hat. Man muss schon sagen, Marcel war damals schon ein kreatives Genie. Sein Layout hat für den Erfolg des HRM  eine große Rolle gespielt.

Können Sie sich an eine Geschichte oder Begegnung erinnern, die für Sie besonders war?

Der HRM wurde ja von Anfang an vom Bundesverband der Personalmanager herausgegeben. Ich lernte den damaligen Präsidenten, Joachim Sauer,  kennen, der nach außen eher ein bisschen hart wirkte. Aber wenn man ihn besser kannte, merkte man, dass er ein großes Herz hatte. Uns beiden war klar, dass der Verband im Magazin auftauchen sollte, aber es war sichergestellt, dass wir redaktionell völlig frei agieren konnten. Wir wollten kein Verbandsmagazin machen. Kurz bevor er als Präsident zurückgetreten ist, hatte ich noch ein Interview mit ihm gemacht. Er war großer Fußballfan und kam gut gelaunt mit einem Dortmund-Schal.  Während des Gesprächs war er sehr nahbar und offen. Es hat viel Spaß gemacht.

Was macht für Sie ein gutes Fachmagazin aus?

Ein Fachmagazin ist ein Begleiter für die jeweilige Profession. Diese Zielgruppe muss man im Blick haben. Das Magazin muss für deren Job einen Mehrwert bieten. Aber es sollte auch unterhalten. Und es muss multimedial aufgestellt sein. Nichtsdestotrotz glaube ich immer noch an den Nutzen und den Unterhaltungswert, an das Haptisches eines gedruckten Magazins. Doch es muss schon mit viel Leidenschaft gemacht werden.

Welche Bedeutung hatten die Jahre beim HRM  für Ihren weiteren beruflichen Weg?

Eine sehr große. Nach meiner Zeit beim HRM stieg ich ja in eine Beratung mit HR-Schwerpunkt ein. Die Arbeit als Chefredakteur hat mir die Tür zu einem großen Netzwerk aufgemacht.

Bist du dem HRM als Leser treu geblieben?

Ich muss ehrlich sagen, nicht mehr regelmäßig, weil ich so viele andere Dinge lese.

Was wünschst du dem HRM zu seinem 15-jährigen Bestehen?

Erstmal freue ich mich ganz ehrlich über dieses Jubiläum und dass der HRM das geschafft hat. 15 Jahre sind eine lange Zeit. Dass das Magazin soweit gekommen ist, war keine Selbstverständlichkeit damals. Es ist eine starke Marke geworden. Ich wünsche dem HRM auf jeden Fall weitere 15 Jahre und dass er immer Mehrwert stiftet und den Leserinnen und Lesern Spaß macht. Dazu gehört unter anderem eine tolle visuelle Sprache.  Weiterhin viel Kreativität und aber auch immer wieder Mut, neue Wege zu gehen und nicht stillzustehen!

Über den Gesprächspartner

© privat

Jan C. Weilbacher ist Chefredakteur des Magazins changement,  das für die Handelsblatt Media Group herausgegeben wird. Zudem ist er Senior Berater Change-Management bei der DB In-fraGO. Zuvor war er fünf Jahre bei der Transformationsberatung HRpepper tätig, zuletzt als Senior Consultant. Von Juni 2010 bis Februar 2017 war er Chefredakteur  des Human Resources Manager. Er ist Autor von Human Collaboration Management: Personalmanager als Berater und Gestalter in einer vernetzten Arbeitswelt (Schäffer Poeschel, 2017).

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Sabine Schritt ist leitende Redakteurin beim Human Resources Manager.

Sabine Schritt

Sabine Schritt ist leitende Redakteurin des Magazins Human Resources Manager. Sie war zuvor 25 Jahre als freie Journalistin tätig. Nach verschiedenen Stationen im Tagesjournalismus und bei Ratgeber- und Lifestyle-Publikationen, beschäftigt sie sich seit über 15 Jahren intensiv mit Themen rund um die Arbeitswelt, HR und Führung. Die gebürtige Kölnerin war zudem bis 2012 stellvertretende Chefredakteurin des Schweizer Fachmagazins HR Today in Zürich. Anschließend war sie zehn Jahre als freie Redakteurin für das Fachmagazin Personalführung tätig. Sabines besonderes Interesse gilt den Aspekten:  Zusammenarbeit, Kommunikation, digitale Transformation, Kulturwandel in Unternehmen, Rollenverständnis von HR, Persönlichkeitsentwicklung.

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