Zahl der geschlossenen Unternehmen auf Rekordhoch

Unsichtbare Krise

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 176.000 Unternehmen geschlossen. Gegenüber der Schließungszahl von 2022 bedeutet das einen Anstieg von 2,3 Prozent – über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg. Besonders stark betroffen sind die Industrie und das Baugewerbe. Das geht aus dem Schließungsreport 2023 des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Creditreform Wirtschaftsforschung hervor. Die Zahl der Schließungen im Baugewerbe sind um 2,4 Prozent auf 20.000 und im verarbeitenden Gewerbe um 8,7 Prozent auf 11.000 gestiegen – der höchste Wert seit 2004. Nur 11 Prozent dieser Schließungen waren auf Insolvenzanmeldungen zurückzuführen.

Während Einzelhändler, konsumnahe Dienstleister und Gastronomen die Folgen der wirtschaftlichen Verschlechterung zu spüren bekommen, zeigt sich der schleichende Niedergang auch im Baugewerbe und im verarbeitenden Gewerbe. Seit 2021 steigen dort die Schließungszahlen signifikant. „Verwaiste Ladenlokale und leere Schaufenster treffen die Menschen in ihrer Umgebung wirtschaftlich und auch emotional. Die Schließungen in der Industrie aber treffen den Kern unserer Volkswirtschaft“ sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. Diese Entwicklung stellt insbesondere für den Mittelstand eine große Herausforderung dar.

© Quelle Mannheimer Unternehmenspanel

Mehr Schließungen in forschungsintensiven Branchen

In forschungsintensiven Wirtschaftszweigen gab es einen Anstieg der Schließungen von 12,3 Prozent. „In Branchen wie der Möbelherstellung oder der Produktion von Spielwaren und Sportgeräten verzeichnen wir sogar sinkende Schließungszahlen“, berichtet Sandra Gottschalk, Senior Researcher beim ZEW. Im Gegensatz dazu steigen die Schließungszahlen in der Chemie- und Pharmaindustrie, dem Maschinenbau und bei technologieintensiven Dienstleistungen stark an. Dies wird durch stagnierende Gründungszahlen verschärft, wie Gottschalk erläutert: „Wenn der Bestand nicht nachwächst, steigt die Zahl der Schließungen überproportional.“

„Derzeit bestimmen Turbulenzen bei prominenten und großen Unternehmen die Diskussion um eine mögliche De-Industrialisierung“, so Hantzsch. „Das leise Sterben vieler kleinerer Betriebe und hochspezialisierter Unternehmungen ist aber mindestens genauso folgenschwer. Hohe Energie- und Investitionskosten, unterbrochene Lieferketten, Personalmangel und politische Unsicherheit sind für die Wirtschaft ein toxischer Cocktail.“

Die ZEW-Ökonomen nutzten für ihre Untersuchung das Mannheimer Unternehmenspanel, basierend auf der Unternehmensdatenbank von Creditreform.

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Redaktion

Sabine Schritt (Leitende Redakteurin), Charleen Rethmeyer (Redakteurin) und Salome Häbe (Volontärin).

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