HR-Start-ups: Der Innovationsmotor für die Arbeitswelt von morgen

Start up, HR!

Aktuell steht Deutschlands Wirtschaft vor einer Vielzahl von Herausforderungen, darunter auch ihre Innovationskraft. Diese gilt es voranzutreiben. Ein Blick auf die Gründungsquote zeigt, dass Start-ups diese Aufgabe nur schwer allein stemmen können. Laut dem Global Entrepreneurship Monitor 2023/2024 liegt Deutschland im internationalen Vergleich im Mittelfeld. Diese Zahlen machen deutlich, dass es neue Impulse und vor allem starke Partnerschaften braucht, um die Innovationskraft nachhaltig zu stärken. In jüngerer Vergangenheit waren es oft Start-ups, die bahnbrechende Innovationen hervorgebracht haben. Denken wir an Beispiele wie Aleph Alpha und Flip.

HR-Start-ups denken Personalentwicklung komplett neu: Kontinuierliches Lernen, flexible Weiterbildungsformate und individuelle Karrierepfade ersetzen die teils veralteten Hierarchiemodelle. Sie schaffen echte Entwicklungschancen statt Warteschleifen. Auch der Future of Jobs Report des World Economic Forum unterstreicht die Bedeutung dieser Entwicklungen, indem er „Education & Workforce-Technologien“ als zweithöchste Tech-Investitionen von Unternehmen identifiziert.

Ein wesentlicher Beitrag zur Zukunft Deutschlands liegt in starken Partnerschaften – insbesondere zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen. Durch partnerschaftliche Zusammenarbeit kann das Innovationspotenzial noch besser ausgeschöpft werden. Solche Partnerschaften ermöglichen es, vielversprechende Ideen schneller zu skalieren und global zu etablieren. Große Unternehmen bieten Start-ups Zugang zu Ressourcen, Netzwerken und Marktkenntnissen, während sie gleichzeitig von deren Agilität, Kreativität und technologischen Innovationen profitieren. Diese Zusammenarbeit kann Innovationen beschleunigen und einen entscheidenden Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands leisten.

Die Zukunft der Personalarbeit


Die Zukunft der Personalarbeit in Deutschland ist im Wandel – und das ist gut so! HR-Start-ups sind nicht nur ein Trend, sondern eine dringend benötigte Disruption, die unsere Wettbewerbsfähigkeit wieder stärken kann. Mit dem rasanten Veränderungstempo der Arbeitswelt können große Unternehmen aufgrund ihrer strukturellen Komplexität kaum schritthalten. Moderne Rekrutierungsmethoden, Bewerbungsprozesse und adaptive Unternehmensstrukturen entstehen selten in Konzernen. HR-Start-ups bringen hier den dringend benötigten Innovationsschub.

Technologie wird zum Gamechanger

Junge HR-Tech-Unternehmen setzen auf künstliche Intelligenz und datenbasierte Analysen. Sie revolutionieren das Recruiting mit modernen Matchingverfahren, indem sie nicht mehr nur Lebensläufe, sondern Potenziale und Kompetenzen in den Mittelpunkt stellen. Algorithmen finden Talente, die Menschen eventuell übersehen hätten.

Von KI-gestützten Tools für Talentgewinnung und -entwicklung über innovative Onboarding-Prozesse bis hin zu Analytics, Metaverse-Anwendungen und hyperpersonalisierten People-Plattformen: Die Ideen der HR-Start-ups sind revolutionär und haben Potenzial, traditionelle Ansätze grundlegend zu verändern.

Die Vorteile der Zusammenarbeit zwischen HR und Start-ups


Für große Unternehmen bietet die Zusammenarbeit mit Start-ups zahlreiche Vorteile. Start-ups zeichnen sich neben ihrer Innovationskraft durch Agilität und Risikobereitschaft aus – Eigenschaften, die in etablierten Strukturen nicht immer in derselben Ausprägung zu finden sind. HR-Verantwortliche wählen Start-ups anhand ihres Innovationsgrads, ihres klaren Mehrwerts und ihrer Lösungen für aktuelle Herausforderungen wie Fachkräftemangel, skalierbare KI-Anwendungen und Skill-basierte Anwendungen aus. Weitere wichtige Kriterien für die Auswahl sind Kundensegmente, Nutzenversprechen, Marketingkanäle, Innovationsgrad, Einnahmequellen und die Kostenstruktur.

Für Akteure in Unternehmen heißt das konkret: Nutzen Sie Ihre Netzwerke und Ressourcen, um gezielt Start-ups zu fördern! Überlegen Sie, welche konkreten Herausforderungen Ihr HR-Bereich lösen muss und identifizieren Sie Start-ups, die diese Probleme mit innovativen Ansätzen adressieren. Schaffen Sie schnelle und unkomplizierte Inkubationsstrukturen. Nicht jede neue HR-Tech-Lösung kann und sollte unmittelbar in die Produktivprozesse eines Großunternehmens integriert werden.

Unser Modell für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit eigenen und beteiligten Start-ups

Innovation ist Teil der „Bosch-DNA“ – und das seit über 130 Jahren. Mit Bosch Ventures wurde bereits in über 100 disruptive Start-ups weltweit investiert. Mein geschätzter Kollege Dr. Ingo Ramesohl, Geschäftsführer von Bosch Ventures, sagt gerne, dass wir als globaler Investor Teil der Gründerszene sind, um die nächste disruptive Innovation zu finden, die ganze Märkte umkrempelt. So arbeiten wir weltweit mit Deep-Tech-Unternehmen zusammen und sichten jährlich Start-ups im dreistelligen Bereich, von denen rund 100 in die engere Auswahl kommen.

Dieses Beispiel zeigt: Etablierte Unternehmen können mehr als nur Kapitalgeber sein. Sie sind die Brücke zwischen Idee und Umsetzung sowie Skalierung – und damit ein essenzieller Treiber für Innovation. Mit dem Venture-Client-Modell „Open Bosch“ wird Bosch Kunde von Start-ups, auch wenn deren Lösungen noch nicht vollständig ausgereift sind. Dabei können Start-ups ihre Lösungen in der realen Anwendung validieren und testen. Gleichzeitig erhalten die Start-ups wertvolle Unterstützung und Marktchancen.

Erfolgreiche externe Start-ups wie Flip sowie interne Start-ups wie die Bosch Sensortec GmbH und Bosch eBike Systems, die sich innerhalb kurzer Zeit zu Marktführern entwickelt haben, zeigen, wie wertvoll diese Zusammenarbeit sein kann. Erfolgsfaktoren sind und waren hier Schnelligkeit, Passion und Teamgeist sowie der Fokus auf zügige Umsetzung und Skalierbarkeit.

Denken und handeln wie ein Investor

Große, etablierte Unternehmen spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, die Innovationskraft Deutschlands zu stärken. Durch gezielte Investitionen in die Gründerszene können sie nicht nur Start-ups fördern, sondern auch die eigene Zukunftsfähigkeit sichern. Es braucht eine Kultur, die unternehmerisches Denken fördert und Mitarbeitende ermutigt, wie Investoren zu handeln – stets mit dem Ziel, die Ertragskraft des Unternehmens als gemeinsame Verantwortung zu betrachten. Wenn Sie Entscheider sind, orientieren Sie sich an der Frage eines geschätzten Kollegen und Venture-Capitalists Thomas Otter: In welche HR-Lösung eines Start-ups würde ich mein eigenes Geld investieren? Und warum? Die wertvollen Eigenschaften von Gründerinnen und Gründern – Leidenschaft, Gestaltungswille und ein Gewinner-Mindset – sind nicht nur für Start-ups essenziell, sondern sollten auch in größeren Organisationen bewusst gefördert und verankert werden. Sie können als Booster für Innovation und nachhaltigen Erfolg wirken, wenn sie gezielt in die Unternehmenskultur integriert werden. Mit der Gründung des HR-Start-up Awards haben Michael Kramarsch und Elke Eller wertvolle Pionierarbeit für die HR-Start-up-Community geleistet, die bis heute anhält.

Wirtschaftsfaktor mit Zukunft

Der Markt für HR-Technologien wächst rasant. Deutsche Start-ups haben in diesem Bereich das Potenzial, global zu skalieren und unseren Arbeitsmarkt zu exportieren. Sie sind nicht nur Hoffnungsträger – sie sind strategische Innovatoren. Wer die Zukunft der Arbeit verstehen will, muss die HR-Start-ups im Blick haben. Sie sind nicht nur eine Option – sie sind der alternativlose Weg in eine moderne, humane Arbeitswelt.

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Erika Rasch

Erika Rasch leitet den globalen Bereich Human Resources der Bosch-Gruppe. Sie ist Betriebswirtin, Psychologin und Soziologin. Zuletzt verantwortete sie den Personalbereich der BSH Hausgeräte GmbH als Head of Global HR. Zuvor war sie in verschiedenen leitenden Positionen bei Bosch tätig, darunter als Head of HR der Regionalgesellschaft China, der Robert Bosch Powertools GmbH und des Geschäftsbereichs für Automatisiertes Fahren. Mit ihrem Engagement als Jury-Mitglied des HR Start-up Awards setzt sie sich aktiv für Innovationen in der Arbeitswelt ein.

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