Zwischen Utopie und Dystopie

BPM Jahresthesen 2025

Der Bundesverband der Personalmanager*innen (BPM) setzt sich für eine konsequent menschenzentrierte Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) ein: Im Zweifelsfall muss der Mensch die letzte Entscheidung treffen, nicht die Maschine. Doch mit der zunehmenden Komplexität von Algorithmen wird auch die Verantwortung für Entscheidungen anspruchsvoller. Studien prognostizieren, dass bis 2030 rund 55 Prozent der Arbeitskräfte in Deutschland neue technische Kompetenzen erwerben müssen, insbesondere im Bereich KI.

Ein Jahr der Entscheidungen für HR? – Die Serie zu den HR-Thesen 2025

Wie bleibt HR in turbulenten Zeiten am Puls der Veränderung? Die HR-Thesen des Bundesverbands der Personal­manager*innen liefern klare Antworten und beleuchten die drängendsten Herausforderungen, vor denen modernes Personalmanagement heute steht – praxisnah, zukunftsorientiert und realistisch. In der zweiten Folge geht es um den Einsatz neuer Technologien.

Der Digitalverband Bitkom hat in seiner Studie Künstliche Intelligenz in Deutschland: Perspektiven aus Bevölkerung & Unternehmen untersucht, wie KI verantwortungsvoll und im Sinne der Menschen eingesetzt werden kann. Die Studie betont die Notwendigkeit von Transparenz, Nachvollziehbarkeit und der Einbindung von Mitarbeitenden bei der Implementierung von KI-Systemen, um Vertrauen und Akzeptanz zu fördern.

Der Future of Jobs Report 2025 des World Economic Forum prognostiziert, dass bis 2030 etwa 55 Prozent der Arbeitskräfte in Deutschland neue technische Kompetenzen erwerben müssen, insbesondere im Bereich der KI. Dies unterstreicht die Dringlichkeit von Weiterbildungsmaßnahmen und Umschulungen, um den Anforderungen des sich wandelnden Arbeitsmarktes gerecht zu werden.

Diese Studien verdeutlichen die doppelte Herausforderung: Einerseits muss der Einsatz von KI so gestaltet werden, dass der Mensch im Mittelpunkt steht und die letzte Entscheidungsinstanz bleibt. Andererseits erfordert die zunehmende Integration von KI in Arbeitsprozesse eine proaktive Anpassung der Kompetenzen der Beschäftigten.

Technologie ist immer mehr an den Bedürfnissen der Menschen auszurichten. Der Trend „Human Centricity“ betont, dass technologische Entwicklungen nicht nur funktional, sondern auch sozial gerecht und inklusiv sein müssen. Hierzu gehören auch „Responsible AI“ und „Open Source AI“, die Transparenz, Fairness und ethische Grundsätze in der Technologieentwicklung fördern. Diese Prinzipien stärken das Vertrauen der Gesellschaft in technologische Innovationen.

Nicht nur eine technologische Frage

Der erwartete Produktivitätsschub durch KI ist nicht nur eine Frage der Technologie, sondern auch ein People-Thema. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die Implementierung von KI kulturell zu begleiten. Dabei müssen auch Unsicherheiten und Ängste der Mitarbeitenden abgebaut und die Mitarbeitenden für den Umgang mit KI befähigt werden. Hierfür braucht es neben Weiterbildungsmaßnahmen eine neue Lernkultur.

Die Einführung von KI-Technologien erfordert eine sorgfältige Vorbereitung. Die HR-Profession muss umfassende Qualifizierungs- und Upskilling-Angebote im Bereich neuer Technologien bereitstellen und gleichzeitig jeden Mitarbeitenden ermutigen, sich aktiv um die eigene Employability zu kümmern, da im rasanten technologischen Wandel Selbstverantwortung unerlässlich ist. Die technologischen Umbrüche und Veränderungen betreffen dabei gleichermaßen große Konzerne wie kleine und mittlere Unternehmen. Genauso wie jeden Einzelnen von uns als Anwender, Nutzer sowie Arbeitnehmer.

Verschmelzung von Systemen

Um das Potenzial von KI zu maximieren, müssen wir eine konstruktive Haltung gegenüber neuen Technologien entwickeln. KI ist nicht per se eine Bedrohung, sondern ein Werkzeug, das – richtig eingesetzt – unsere Arbeitswelt bereichern kann. Unternehmen und Mitarbeitende müssen frühzeitig lernen, mit KI zu arbeiten und sie gezielt zu steuern. Die Verschmelzung von Technologie und sozialen Systemen verändert die Arbeitswelt grundlegend. Trends wie die „technosoziale Arbeitswelt“ sind entscheidend, um mit den schnellen technologischen Veränderungen Schritt zu halten. Führungskräfte müssen partizipative Methoden fördern, um sicherzustellen, dass technologische Entwicklungen den tatsächlichen Bedürfnissen ihrer Mitarbeitenden und Kunden gerecht werden. Dies lässt sich durch regelmäßige Feedback-Schleifen und die Einbindung verschiedener Nutzergruppen in Entwicklungsprozesse erreichen. Künstliche Intelligenz revolutioniert die Arbeitswelt. Für Personalerinnen und Personaler heißt das: Mitgestaltung fördern, Skills von morgen durch gezielte Lernangebote stärken und eine Kultur schaffen, die Technologie als Chance begreift – immer mit dem Menschen im Mittelpunkt.

Lernen, neu zu lernen

Eine der größten Herausforderungen ist es auch, Lernen neu zu definieren. Wissen veraltet immer schneller, daher ist kontinuierliche Weiterentwicklung essenziell. Es reicht nicht mehr, Wissen zu konservieren, sondern es müssen dynamische Lernkulturen etabliert werden, in denen das Erlernen neuer Fähigkeiten selbstverständlich wird.

Die Demokratisierung des Lernens ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Unternehmen sollten Lernangebote schaffen, die flexibel in den Arbeitsalltag integriert werden können. KI kann dabei eine wichtige Rolle spielen, indem sie personalisierte und adaptive Lernpfade bietet. Gleichzeitig müssen HR-Abteilungen ihre Schulungs- und Weiterbildungsstrategien dahingehend anpassen, die digitalen Kompetenzen der Mitarbeitenden zu fördern und sie für die neuen Technologien zu befähigen. KI verändert unsere Arbeit, über alle Branchen hinweg. Kein Grund, um die Köpfe in den Sand zu stecken. Sondern vielmehr ein Weckruf. Für Personalerinnen und Personaler bedeutet das, in sich verändernden Arbeitswelten neue Perspektiven zu fördern und Möglichkeiten zum Mitgestalten zu schaffen. Mit Lernangeboten, die Ängste abbauen, Chancen erkennen lassen und die Skills von morgen in den Mittelpunkt rücken.

Die Veränderungen durch KI betreffen alle Branchen. Anstatt diese Entwicklung als Bedrohung zu sehen, sollten wir sie als Weckruf verstehen. Personalverantwortliche haben die Aufgabe, neue Perspektiven aufzuzeigen, Mitarbeitende zu befähigen und die Transformation aktiv zu gestalten. Die wichtigste Ressource eines Unternehmens ist nicht die Software, sondern sind die Menschen. Indem wir eine positive Lernkultur etablieren und Zukunftsängste abbauen, können wir das Potenzial von KI optimal nutzen. Der Wandel ist da – gestalten wir ihn!

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Struktur. Das Heft können Sie hier bestellen.

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Felicitas von Kyaw

Vodafone
Felicitas von Kyaw ist Change Consultant und Gründerin von The Change Shapers. Die Diplom-Volkswirtin vereint mehr als drei Jahrzehnte Expertise aus Führung, Transformation und strategischer HR-Arbeit. Ihre Karriere zeichnet den Bogen von Start-ups, innovativen Beratungsunternehmen wie Capgemini Consulting bis zu globalen Konzernen. Zuletzt war sie Managing Director HR & Labour Relations und Arbeitsdirektorin bei Vodafone. Von Kyaw ist Präsidiumsmitglied des Bundesverbands der Personalmanager*innen (BPM).

Tobias Schröder

Tobias Schröder ist Labor Relations Lead bei Takeda Deutschland. In dieser Rolle ist er für kollektivrechtliche Angelegenheiten verantwortlich, einschließlich der Entwicklung und Umsetzung von Richtlinien und Prozessen mit arbeitsrechtlichem Bezug. Sein Fokus liegt auf der Implementierung von komplexen HR-/IT-Lösungen. Schröder ist Präsidiumsmitglied des Bundesverbands der Personalmanager*innen (BPM).

Anke Brinkmann

Anke Brinkmann ist Head of Personal und Organisation bei der HH2E AG. Zuvor war sie als Head of Health and Safety bei der Autobahn GmbH tätig und leitete den Bereich Health and Safety bei der Berliner Stadtreinigung (BSR). Ihre berufliche Laufbahn begann sie 2000 als Beraterin im Bereich Finance und Professional Development. Brinkmann engagiert sich ehrenamtlich als Präsidiumsmitglied im Bundesverband der Personalmanager*innen (BPM).

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