Diverse Teams verfügen über besondere Potenziale. Prozesse im Recruiting und Onboarding müssen die Vielfalt spiegeln, sagt Goran Barić von der Page Group.
Der Kandidatenmarkt wird immer vielfältiger: ältere Bewerber, Menschen mit Migrationshintergrund, Quereinsteiger oder Mütter und Väter, die nach der Elternzeit wieder in den Job zurückkehren. Unternehmen müssen auf diese Entwicklung reagieren. Um sich bei den verschiedenen Kandidaten als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, müssen sie eine offene Unternehmenskultur etablieren. Davon profitieren alle. Denn gleichzeitig steigt die Bedeutung von diversen Teams.
Um Vielfalt zu fördern und einen breiteren Kandidatenpool anzusprechen hat die Hälfte der Unternehmen, die wir 2018 im Rahmen unserer PageGroup Diversity Management Studie befragt haben, deshalb bereits ihre Einstellungsverfahren neu strukturiert – von der Neuformulierung von Stellenausschreibungen bis hin zur Anpassung des Bewerbungsprozesses sowie des Auswahlverfahrens.
Das Thema Diversity im Recruiting-Prozess zu berücksichtigen, ist der richtige erste Schritt, reicht jedoch nicht aus. Vielmehr geht es grundsätzlich darum, den richtigen Mix im Team zu schaffen und die neuen Mitarbeiter mit ihren individuellen Hintergründen gleich von Beginn an gut zu integrieren.
Der erste Eindruck entscheidet
Nach unserer Erfahrung hat der Onboarding-Prozess einen entscheidenden Einfluss darauf, ob ein Mitarbeiter langfristig im Unternehmen bleibt. Arbeitgeber müssen von Beginn an Überzeugungsarbeit leisten und neue Angestellte bei ihrem Einstieg bestmöglich begleiten. Das Gefühl der Unzufriedenheit lässt ansonsten meist nicht lange auf sich warten und innerlich wird schon nach kurzer Zeit mit dem Gedanken an eine Kündigung gespielt.
Die Belegschaft sensibilisieren
Die Basis aller Onboarding-Maßnahmen in vielfältigen Teams ist die Entwicklung von Diversity-Richtlinien. Bei der PageGroup ist Diversity kein Schlagwort, sondern zentraler Bestandteil der Unternehmenskultur. Wir haben ein globales Diversity-Versprechen entwickelt, aus welchem sich Maßnahmen und Initiativen ableiten. Bei uns beziehen sich diese auf die Handlungsfelder Gender, sexuelle Orientierung, Alter, kulturelle Vielfalt und Handicap. Übergreifend finden bei uns darüber hinaus Trainings zum Thema „Diversity & Inclusion“ statt. Durch die Sensibilisierung unserer Mitarbeiter schaffen wir gegenseitiges Verständnis und stellen sicher, dass unser Diversity-Versprechen im Arbeitsalltag auch gehalten wird.
Onboarding startet vor dem ersten Arbeitstag
In diversen Teams kommt dem Onboarding eine besondere Bedeutung zu. Schon heute sehen wir, dass es mehr umfassen muss als die reine Einarbeitung der neuen Mitarbeiter in ihren Aufgabenbereich. Vielmehr liegt das Hauptaugenmerk auf einer erfolgreichen Integration der Angestellten in die Teams und in die Unternehmenskultur selbst. Im Austausch mit unseren Kunden stellen wir fest: Hierbei kann nicht nach einem Standardprozess verfahren werden. Die individuellen Biografien und Persönlichkeiten der neuen Arbeitnehmer müssen berücksichtigt werden. Damit sich neue Mitarbeiter zum Beispiel schon im Vorfeld mit ihrem neuen Arbeitgeber vertraut machen können, empfiehlt es sich, ihnen bereits vor dem offiziellen Arbeitsbeginn Informationsmaterialien zu senden. Hier ist natürlich Fingerspitzengefühl gefragt, damit auf keinen Fall der Eindruck entsteht, neue Arbeitnehmer müssen bereits in ihrer Freizeit mit der Arbeit starten. Zudem sollten die Unterlagen für jeden Mitarbeiter personalisiert werden – beispielsweise indem auf passende Unterstützungsangebote, wie Kinderbetreuung, Family Days oder Sportangebote hingewiesen wird.
Die neuen Kollegen an die Hand nehmen
Nur Unternehmen, die eine offene Arbeitsatmosphäre schaffen, vermitteln den neuen Kollegen von Anfang an das Gefühl, dass sie willkommen sind. Das Eis ist zum Bespiel schnell gebrochen, wenn am ersten Arbeitstag Blumen und kleine Aufmerksamkeiten auf dem komplett eingerichteten Arbeitsplatz liegen. Unsere Erfahrung zeigt, dass der Einstieg auch durch ein Mentorenprogramm vereinfacht wird. Hier fungiert ein Kollege aus dem Team als Ansprechpartner für den neuen Kollegen, an den er sich bei Fragen wenden kann. Wenn möglich, sollte man einen Mentor mit ähnlichem Hintergrund wählen. Mentoren können ihre eigenen Erfahrungen teilen und ihren Mentee ermutigen, aktiv die persönliche Perspektive in die Teams einzubringen.
Natürlich sind auch Arbeitgeber und Führungskräfte gefragt, neuen Mitarbeitern Möglichkeiten zur Entfaltung und Beteiligung zu geben. Für Führungskräfte kann dies bedeuten, sich zum Beispiel in Meetings zurückzuhalten und ihre Mitarbeiter eine aktivere Rolle übernehmen zu lassen – natürlich nach Abstimmung. Nur so können die Unternehmen auch von den verschiedenen Sichtweisen profitieren.
Raum für Austausch und Information bieten
Zudem haben wir festgestellt, dass Einführungsveranstaltungen oder Informationstage neuen Mitarbeitern die Orientierung erleichtern. Bestenfalls sind diese auf das jeweilige Level und die Position zugeschnitten. Neben dem Informieren ist es wichtig, sich regelmäßig Zeit für den gegenseitigen Austausch zu nehmen. So können zum Beispiel Kritikpunkte frühzeitig angesprochen werden. Ein Mittel hierfür sind kontinuierliche Feedbackgespräche. Eine neue Teamkonstellation braucht Zeit, um zusammenzuwachsen. Ganz klassisch eignen sich hier zum Beispiel Teambuilding-Maßnahmen.
Investitionen ins Onboarding lohnen sich
Auch wenn es Unternehmen teilweise vor Herausforderungen stellt – der Aufwand und die Zeit, die Unternehmen darauf verwenden, diverse Teams zu bilden und mit gezieltem, individuellem Onboarding zu fördern, zahlen sich langfristig aus. Ein effektives Onboarding führt zu einer langfristigeren Bindung der neuen Mitarbeiter an das Unternehmen. Wenn die Mitarbeiter sich integriert und dem Unternehmen zugehörig fühlen, zeigen sie eine höhere Motivation und erbringen schneller ihre volle Leistung.
Vielfältige Teams verfügen über besondere Potenziale. Die Ergebnisse unserer Diversity Management Studie belegen: Die verschiedenen Erfahrungen und Persönlichkeiten der Teammitglieder führen laut mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen zu einem Wandel der Unternehmenskultur (55 Prozent), schaffen ein spannenderes Arbeitsumfeld (44 Prozent) und damit ein ideales Umfeld für die Entstehung von Innovationen (21 Prozent).