Wachstum von Innen: Chancen und Herausforderungen von Achtsamkeitsprogrammen in Unternehmen

Future of Work

Ein Unternehmen ist mehr als die Summe seiner Teile. Ein erheblicher Teil sind die Mitarbeiter. Für sie bringen die Veränderungen rund um die Digitalisierung in besonderer Weise Herausforderungen mit sich, die als Bedrohung oder Chance wahrgenommen werden können. Ein Weg, dies zu kanalisieren, kann Achtsamkeit sein.

Komplexität und Unsicherheit – Inhärente Systemmerkmale

Viele deutsche Unternehmen sind unter dem Schlagwort der vierten industriellen Revolution getrieben von der Vision einer vollautomatisierten und technologie-orientierten Produktion. Neben abgeschlossenen Unternehmensbereichen, in denen das Risiko kalkulierbar ist, führt die zunehmende Vernetzung von Mensch, Material und Maschinen aber zu einem höchst volatilen Markt, der sich einer vollautomatisierten Kontrolle entzieht. Dieser Markt produziert, auf Grund seiner inhärenten Komplexität, Mehrdeutigkeiten und Unsicherheiten. Unternehmen, die es nicht schaffen, die aktuellen Marktveränderungen aus möglichst vielen Perspektiven zu betrachten, alte Reaktionsmuster abzulegen und kreativ tätig zu werden, werden schon bald vom Markt verdrängt werden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass agile Prozesse und Strukturen in Organisationen weltweit eingeführt werden, die es ermöglichen sich fortwährend an neue Marktbedingungen anzupassen.

Ein Unternehmen ist stets mehr als die Summe seiner Teile. Ein Teil davon, sind gewiss Strukturen und Prozesse, doch der viel erheblichere Teil sind die Mitarbeiter, sind die Menschen im Unternehmen. Für jeden einzelnen Mitarbeiter bringen die aktuellen Veränderungen in besonderer Weise Herausforderungen mit sich, die sowohl als Bedrohung oder Chance wahrgenommen werden können. Es sind die Mitarbeiter, es sind wir selbst, die es schaffen müssen alte Gewohnheiten abzulegen und sich für Neues zu öffnen. Die Veränderung beginnt bei jedem selbst!

Achtsamkeit ist Wachstum von Innen

Gerne verschieben wir Veränderungen auf Morgen, auf nächste Woche, auf die Zeit nach dem Urlaub. Doch wann haben wir tatsächlich Zeit uns selbst und unsere Umgebung zu verändern? Es ist der aktuelle Moment, in dem wir tätig werden können. Es ist der gegenwärtige Augenblick, in dem wir wieder beginnen können zu agieren anstatt zu reagieren. Achtsamkeit stellt einen Weg dar, um ein Bewusstsein für die Bedeutung des gegenwärtigen Momentes zu entwickeln. Es geht darum, im Durcheinander der heutigen Welt einen Ort zu finden, der uns Halt gibt. Unsere Atmung, wie auch unser Körper, eignen sich hervorragend als feste Anker, um uns in den gegenwärtigen Augenblick zurückzubringen.

Die Neurowissenschaften haben gezeigt, dass unser Gehirn, vergleichbar mit unseren Muskeln, formbar ist und durch bestimmtes Training ganz spezifische Bereiche verändert werden können. Zustände wie innere Ruhe, Gelassenheit und Mitegfühl können gezielt trainiert werden. Achtsamkeit ist also ein in jedem Moment zugängliches und wesentliches Merkmal des menschlichen Geistes und nicht einer bestimmten Ideologie, Kultur oder Glaubensrichtung zugehörig. Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, dass Achtsamkeit eher eine Seinsweise als eine Technik ist. Der verkrampfte Wunsch innere Ruhe zu erreichen ist kontraproduktiv: Achtsamkeit bedeutet nicht sich zu zwingen glücklich zu sein, wenn man unglücklich ist, arbeiten zu können, wenn man erschöpft ist. Es geht darum eine neue Haltung gegenüber unseren Gefühlen und Erfahrungen zu entwickeln – eine Haltung die selbst negative Erfahrungen zunächst gelassen hinnimmt.

Diese Art und Weise mit unseren Gefühlen und uns selbst umzugehen, ermöglicht es auf unsere inneren Ressourcen zurückgreifen und schließlich Hindernisse überwinden zu können. Achtsamkeit ist keine Psychotherapie, sie wirkt aber ohne Zweifel von Innen heraus verändernd. Es geht um Wandel durch Selbsterkenntnis. Wenn es uns gelingt vollkommen präsent zu sein, können wir klar erkennen, was unseren Geist beschäftigt. Durch Achtsamkeit lernen wir uns selbst besser kennen und in dieser Selbsterkenntnis liegt aller Ursprung von Veränderung und Wachstum.

Achtsamkeit im Unternehmen

Die meisten Unternehmen haben die dringende Notwendigkeit einer achtsamen Geisteshaltung in unserer komplex gewordenen Welt erkannt. Des Weiteren erhoffen sie sich durch eine Implementierung von Achtsamkeitskonzepten eine Reduzierung von Krankheitstagen, eine Steigerung der Produktivität, kurz einen erhöhten Return on Invest. Es ist nichts Verwerfliches daran zu finden, dass Achtsamkeitspraktiken sowohl dem einzelnen Mitarbeiter als auch dem Erfolg des Unternehmens zugutekommen. Es ist wünschenswert, wenn Mitarbeiter einen hochleistungsfähigen Geist, der zutiefst glücklich, friedlich und mitfühlend ist, entwickeln. Gleichwohl darf Achtsamkeit nicht als ein effizientes Werkzeug zur ständigen Optimierung eingesetzt werden. Unternehmen müssen ein aufrichtiges Anliegen daran haben, das Potenzial eines jeden Mitarbeiters zu fördern, ihn bei seiner Selbsterkenntnis zu unterstützen, so dass er für sich selbst und für das Unternehmen Zukunftsoptionen sehen kann, die er zuvor noch nicht erkannt hat.

Digitale Wege zum Selbst

Nun stellt sich die Frage wie Führungskräfte, stellvertretend für das Unternehmen, ihre Mitarbeiter bei der Kultivierung von Achtsamkeit unterstützen können. Durch flexible Arbeitszeitmodelle, Job-Sharing, mobiles Arbeiten und der Zeitverschiebung rund um den Globus, ist es nur schwer möglich sich gemeinsam in Achtsamkeit zu üben.

Gelingt das Zusammenkommen, beispielsweise in Form von Achtsamkeitsretreats, besteht die Gefahr, dass der positive Impuls bereits nach kurzer Zeit an Kraft verliert. Daher fällt es oftmals schwer die Praktiken langfristig in den Alltag zu integrieren. Wie bei der Arbeitszeit gilt es auch bei Achtsamkeitprogrammen individuelle Rahmenbedingungen und Bedürfnisse des Mitarbeiters zu achten und zu berücksichtigen. Hier kann eine digitale Lösung von enormem Vorteil sein. Individuell in den Alltag integrierbar, zugeschnitten auf die Bedürfnisse des einzelnen Nutzers und leicht skalierbar bieten digitale Konzepte Unternehmen die Möglichkeit, Achtsamkeit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter zum wichtigen Wettbewerbsvorteil werden zu lassen.

Robin Maier von Mindance spricht zu diesem Thema auch auf der Tagung Mindfulness am 19. Februar in Berlin. Hier finden Sie weitere Informationen.

 

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Robin Maier, Foto: ERIC-KEMNITZ.com

Robin Maier

Gründer
Mindance
Zusammen mit Lukas Stenzel gründete Robin Maier 2017 Mindance, mit der Mission Mentaltraining nachhaltig als Teil der betrieblichen Gesundheitsförderung zu etablieren. Als CEO kann er hier auf seine sechsjährige Berufserfahrung bei der Daimler AG, seinen MBA-Abschluss an der WHU und auf viele Jahre persönlicher Meditationspraxis zurückgreifen.
Lukas Stenzel, Foto: ERIC-KEMNITZ.com

Lukas Stenzel

Gründer
Mindance
Lukas Stenzel studierte Psychologie und Verhaltensökonomie an den Universitäten Regensburg und Heidelberg (M. Sc.). Er ist zertifizierter Sportpsychologe für den Leistungssport und absolvierte das zweijährige Trainee Programm der Robert Bosch GmbH im Bereich HR. Er ist Mitgründer und COO der Mindance GmbH.

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