1. Ideologien statt Theorien
Auch wenn sich im umgangssprachlichen Gebrauch der Begriff Verschwörungstheorien durchgesetzt hat, gibt es nur eine kleine Handvoll von denen, die auch tatsächlich die Ansprüche einer Theorie erfüllen. Vielmehr handelt es sich um Glaubenskonstrukte, in welchen der oder die Schuldigen bereits im Vorfeld feststehen und die sich selbst gegen Fakten immunisieren nach dem Credo: „Sie wollen nur, dass wir ihnen glauben.“ Treffendere Bezeichnungen sind daher Verschwörungsideologien oder Verschwörungserzählungen.
2. Verschwörungen sind real
Verschwörungsideologien entgegen steht die Disziplin der Verschwörungshypothese, die sich auf faktenbasierter Ebene mit der Möglichkeit einer real existierenden Verschwörung auseinandersetzt. Verschwörungshypothesen können verifiziert oder falsifiziert werden. Dieses Arbeiten kann wissenschaftlich, kriminologisch oder journalistisch sein, wie die Recherche der Süddeutschen Zeitung im Beispiel der Panama Papers gezeigt hat.
3. Verschwörungsglaube wird sichtbarer
Krisenzeiten waren schon immer ein Beschleuniger kruder Theorien und so wundert es nicht, dass sich auch im Angesicht der Corona-Pandemie immer mehr Menschen öffentlich zu ihnen bekennen. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass damit eine Zunahme an Verschwörungsglauben unter der Bevölkerung einhergeht. Eine repräsentative Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung aus den Monaten vor der Pandemie zeigte bereits, dass knapp ein Drittel der befragten Personen daran glaube, die Welt würde von geheimen Mächten gesteuert.
4. Sie funktionieren über Emotionen
Viele Menschen sind von Natur aus anfällig für fantastische Geschichten, die ihnen einfache Antworten auf komplexe Vorgänge bieten. Wünsche, Hoffnungen, Ängste, Nöte, Zorn und Empörung sind gern genutzte Einfallstore für verschwörungsideologisches Gedankengut. Wut über eine vermeintliche Diktatur oder Impflicht, Zorn über Geflüchtete oder berechtigte existenzielle Nöte können uns im wahrsten Sinne den Verstand verlieren lassen. Umso wichtiger ist es, in diesen Situationen besonnen zu reagieren und zuerst zu prüfen, was es mit der vermeintlichen Meldung auf sich hat.
5. Fakten checken – Fakes erkennen
Stammt die Meldung von einem seriösen Medium, einem privaten Blog oder einem Satiremagazin? Welche Portale teilen die Meldung noch? Führt die entsprechende Seite ein Impressum? Wer steht dahinter und welche anderen Inhalte teilt die Seite? Mit einfachen Fragen wie diesen kann man sich bereits einen guten Überblick verschaffen, ob man es mit Falschmeldungen oder seriösen Nachrichten zu tun hat. Nutzen Sie Tools wie die Google-Bilderrückwärtssuche oder den Youtube-Dataviewer von Amnesty International, um Medieninhalte auf ihre Quellen zu überprüfen. Seiten wie Mimikama, Correktiv oder der Faktenfinder der Tagesschau bieten bereits umfassende Faktenchecks zu Falschmeldungen an.
6. Verbote sind keine Lösung
Mit dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz, Uploadfiltern und stärkeren Reglementierungen der Sozialen Medien soll die Reichweite von Fake News und Verschwörungsideologien eingedämmt werden. Jedoch entzieht sich die Problematik so auch dem öffentlichen und forschenden Auge, da sich betroffene Communities auf private oder ausländische Server und geschlossene Systeme zurückziehen. Die medienpädagogische Bildung und Aufklärung voranzutreiben sowie Fake News und Verschwörungserzählungen als solche beim Ausrollen im Newsfeed zu markieren, ist langfristig zielführender als die reine Symptombekämpfung, indem Inhalte gelöscht werden.
7. Keine harmlose Spinnerei
Angriffe auf die freie Presse, das Erstürmen der Reichstagstreppe und der offen gelebte Widerstand gegen die Staatsgewalt prägen die Nachrichten dieser Zeit. Die zunehmende Radikalisierung der Gruppierungen sowie das antisemitische und rechte Grundnarrativ von Verschwörungsideologien, stellen eine reale Gefahr für Demokratie und Gesellschaft dar. Leisten Sie daher Gegenrede zu menschenfeindlichem Gedankengut und stellen Sie Falschmeldungen richtig, wann immer Sie ihnen begegnen.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Vernetzung. Das Heft können Sie hier bestellen.