Die digitale Transformation sorgt für viel Bewegung in der Automobilbranche – bei den Modellen und den Fertigungsprozessen selbst. Daher muss auch die Ausbildung digitaler werden. Wie das gelingen kann, zeigt das Beispiel Daimler.
Die zunehmende Digitalisierung wirkt in allen Lebensbereichen, egal ob im Privatleben oder im geschäftlichen Umfeld. Wie jeder technologische Wandel bringt sie Fortschritt, Veränderung und Neues – und das in einem rasanten Tempo. Gerade für die Automobilindustrie schafft die Digitalisierung schon jetzt unzählige neue Chancen.
Themen wie Vernetzung, autonomes Fahren, Car-Sharing, Smart Factories oder auch Elektromobilität werden neue Geschäftsmodelle, aber auch neue Jobprofile, Qualifizierungen und Beschäftigungsfelder bringen. Digitalisierung sollte deshalb fest in jeder Konzernstrategie verankert sein. Die Verschmelzung von realer und virtueller Welt hat bereits heute erhebliche Auswirkungen auf alle Facetten der Geschäftstätigkeit. Die Veränderungen umfassen die gesamte automobile Wertschöpfungskette vom Design, über die Entwicklung, Planung und Fertigung bis hin zum Vertrieb.
Ausbildung, Fortbildung, lebenslanges Lernen
Dadurch verändern sich auch die Qualifikationsprofile für die Beschäftigten: Sozial-kommunikative Kompetenzen, eine systematische Denkweise, Abstraktionsfähigkeit sowie die Fähigkeit zur schnellen Informationsverarbeitung spielen dabei zentrale Rollen. Es wird wichtig sein, dass Unternehmen einen guten Mix aus jungen digitalen Experten und erfahrenen Fachleuten schaffen, die betriebliche Abläufe, Produkte und Netzwerke kennen.
Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Bereitschaft des Einzelnen zu lebenslangem Lernen werden noch wichtiger werden. Digitale Lernsysteme und Lernmethoden machen dabei Lehren und Lernen unabhängig von Ort und Zeit möglich. Über Learning on demand kann Lernen direkt in den Arbeitsprozess integriert werden.
Daimler Trucks nutzt mit dem Projekt AmbiWise, das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, eine digitale und arbeitsplatznahe Qualifizierungsmaßnahme. Mitarbeiter drehen hier mit Datenbrillen Lernvideos aus ihrer eigenen Perspektive. So werden komplexe Arbeitsschritte anschaulich dargestellt. Diese werden auf einer Lernplattform geteilt, damit Kolleginnen und Kollegen von dem Knowhow der anderen profitieren können.
Ausbildung und Studium mit digitalen Inhalten
Schon heute werden Berufsbilder an die veränderten und neuen Anforderungen vieler Fachbereiche angepasst. Durch ein vorausschauendes Personalmanagement und engmaschiges Monitoring von zukünftigen Kompetenzanforderungen werden notwendige Qualifizierungsprozesse angestoßen und entsprechende Technologierbausteine in die betriebliche Aus- und Weiterbildung integriert.
Ein Beispiel dafür findet sich bei Daimler in der Ausbildung. Die Inhalte sind durch zusätzliche Technologiebausteine, wie beispielsweise verbindungsprogrammierbare Steuerungen, und den Einsatz von multimedialen Endgeräten, wie dem ActivPanel so angepasst, dass Auszubildende für die zunehmende Digitalisierung bestmöglich qualifiziert sind. Seit 2014 gibt es für Ausbilder und Auszubildende die Online-Plattform „DAS@web – das Daimler Ausbildungs System“. Die Plattform wird kontinuierlich weiterentwickelt, ermöglicht zeit- und ortsunabhängige Wissensvermittlung und sichert die ständige Aktualität der Inhalte.
Dass Digitalisierung nicht nur eine Möglichkeit bietet, schneller und effizienter, sondern auch nachhaltiger und umweltfreundlicher zu arbeiten, zeigt das Beispiel Virtual Paint. Hierbei handelt es sich um eine digitale Simulation des Lackiervorganges. Dies wird bei Daimler in der Ausbildung eingesetzt, um den Auszubildenden die benötigten Fertigkeiten des Lackierprozesses beizubringen. Die Vorteile sind klar erkennbar: Die Auszubildenden erhalten sofort eine Rückmeldung darüber, wie sorgfältig sie gearbeitet haben und wo Nacharbeit nötig ist. Mit einem herkömmlichen Lackierverfahren dauert dieser Prozess wesentlich länger.
Seit Oktober 2016 bietet Daimler als erstes Industrieunternehmen in Deutschland zudem den dualen Studiengang „Betriebswirtschaftslehre/Industrie 4.0“ an. Darin werden moderne Internettechnologien in Verbindung mit Produktionsprozessen an der Fachhochschule gelehrt und parallel dazu im Praxiseinsatz im Unternehmen angewendet, getestet und weiterentwickelt. Im Vordergrund stehen hier Konzepte, wie Cyber Physical Systems, Digital Enterprise, Cloud Computing und Businees Intelligence und Big Data.
Smart Factories und digitale Verwaltung
Die Weiterentwicklung der intelligenten Fabrik, die so genannte Smart Factory, wird so schon in der Ausbildung künftiger Ingenieure und Facharbeiter verankert. Ein zentraler Aspekt ist dabei die Mensch-Roboter-Kooperation. Durch die intelligente Verbindung von Mensch und Technik lassen sich die kognitive Überlegenheit und Agilität des Menschen optimal mit der Kraft, Ausdauer und Zuverlässigkeit der Roboter verbinden. Der Mensch wird dabei immer im Mittelpunkt stehen – an seine Flexibilität und Kreativität kommt keine Maschine heran.
Neue Produktionsabläufe und das Arbeiten in den vernetzten Strukturen der Smart Factory fordern neue Qualifikationen. Dazu werden Kompetenzen im Umgang mit großen Datenmengen, bei der Durchführung von Datenanalysen und im Bereich Datensicherheit gehören. Gebraucht werden auch ein neues Verständnis der Systeme mit dezentraler Intelligenz, der Umgang mit neuen Produkten wie Elektrifizierung, ein steigendes Softwarewissen, beispielsweise um neue Maschinen und Roboter via Tablet-PC bedienen zu können.
In den Verwaltungsbereichen werden durch Digitalisierung projektorientierte Arbeitsstrukturen und internationale Kooperationen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Moderne Kommunikations- und Kollaborationstechniken bringen also auch im Büro viele Chancen auf neue Arbeitsmodelle sowie mehr Flexibilität für Unternehmen und für die Beschäftigten.