Die Automatisierung des Geistes

Future of Work

Algorithmen und Softwarelösungen drängen immer mehr in unsere Arbeitswelt. Sie sollen Prozesse vereinfachen, Kosten sparen – kurz: Raum für Wichtigeres schaffen. Doch erhöhen sie auch den Takt, in dem wir uns auf Neues einstellen müssen.

Wer sich für den Wandel der Arbeitsgesellschaft interessiert, dem sei das Buch “Arbeitsfrei” von Constanze Kurz und Frank Rieger empfohlen. Es setzt sich sehr anschaulich mit der fortschreitenden Automatisierung der Arbeitswelt auseinander. Und dabei geht es – wie mancher vielleicht denken könnte – nicht nur um den Produktionsbereich. Schon längst hat auch die Automatisierung des Geistes eingesetzt. Bekannte Beispiele finden sich im Bankensektor. Nicht nur, dass Überweisungen online getätigt werden. Auch Kreditentscheidungen werden unter anderem von immer ausgefeilteren Algorithmen vorbereitet. Aber haben Sie schon mal von Narrative Science gehört? Die Software dieser Firma erzählt Geschichten. Und bietet unter anderem algorithmisch generierte Quartalsberichte und Sportberichterstattung an. Sogar die menschliche Kreativität ist also maschinell ersetzbar.

Auch das Personalmanagement ist natürlich von der Automatisierung betroffen – und diese kostet Stellen. Es gibt kaum ein großes Unternehmen, das nicht einen Shared Service Center hat und stark auf Self Service setzt. Die Zunahme des Self Service ist ein Trend, der noch nicht zu Ende ist. Mitarbeiter und Führungskräfte sollen vermehrt Zugriff auf ihre Daten haben und die relevanten Prozesse selbst bearbeiten können. Die Idee dahinter ist neben dem Sparen von Kosten eigentlich, dass den Personalern aufgrund der Automatisierung mehr Zeit für strategische Arbeit bleibt. Das ist allerdings oftmals lediglich Theorie.

Nichtsdestotrotz gilt für die Personaler – wie für uns alle -, dass die Entwicklung per se nicht zu verteufeln ist. Doch klar ist auch, dass in Zukunft wohl nicht für alle ausreichend Jobs auf dem freien Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen werden. Immense gesellschaftliche Fragen sind also mit dem Trend der Automatisierung verbunden.Denn wie Kurz und Rieger völlig zurecht sagen, ist nicht jeder Mensch in der Lage, dem im Kern inhumanen Ideal vom voll flexiblen, hochmobilen und anpassungsfähigen Arbeitnehmer jederzeit zu entsprechen. “Selbst wenn das Bildungs- und Weiterbildungssystem perfekt und nicht wie heute die Umschulungsmaßnahmen zielsicher für ein Technologieniveau ausgelegt wären, das jetzt schon oder ganz sicher demnächst obsolet ist.”

Die technologischen Entwicklungen bieten auch Chancen. Zum Beispiel wenn man die Trends schneller erkennt als andere. Hier sei wieder der Personalbereich erwähnt. Auf dem Human Resources-Markt tummeln sich unzählige Beratungen, die von ihrem Wissensvorsprung gegenüber den Personalern profitieren. Doch nicht wenige der Solo-Selbstständigen krebsen mit niedrigem (Umsatz-)Niveau herum. Denn schnell verkürzt sich der Wissensvorsprung und das eigene Know-how gehört alsbald zum digitalen Alltag. Und gleichzeitig strömen immer mehr Berater auf den Markt, die meinen, sie hätten eine Super-Idee, wenn sie sich mit ihrer “Employer-Branding-Social-Media-Beratung” selbstständig machen.

Die einzigen, die wirklich zuversichtlich in die Zukunft gucken können, sind die Softwareentwickler. Denn sie schaffen die Innovationen von morgen. Obwohl: Auch sie sind Getriebene der Dynamik der technologischen Entwicklungen.

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Jan C. Weilbacher

Jan C. Weilbacher

Head of Communications
HRpepper
Jan C. Weilbacher ist Senior Consultant und Kommunikationsmanager bei HRpepper Management Consultants. Davor war er sieben Jahre Chefredakteur des Magazins Human Resources Manager. Vor kurzem erschien sein Buch „Human Collaboration Management. Personalmanager als Berater und Gestalter in einer vernetzten Arbeitswelt“. Twitter: @JWeilbacher

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