Der Fortschrittsbericht des Arbeitsministeriums zeigt, dass Personaler und Mitarbeiter teils deutlich unterschiedliche Vorstellungen von einer altersgerechten Arbeitswelt haben.
Für Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen sind die Erwerbszahlen der 55- bis 64-Jährigen in Deutschland in erster Linie positiv zu werten. „Ältere Arbeitnehmer bleiben die Gewinner auf dem Arbeitsmarkt der vergangenen Jahre“, wird die Ministerin zum zweiten Fortschrittsreport „Altersgerechte Arbeitswelt“ zitiert, der kürzlich vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) vorgelegt wurde.
So ist die Zahl der Erwerbstätigen in dieser Altersgruppe seit 2005 um rund 1,8 Millionen gestiegen. Insgesamt sind damit 60 Prozent der 55- bis 64-Jährigen heute erwerbstätig – weit über dem EU-Schnitt, wie es in dem Report heißt. Diese Zahlen schließen jedoch auch nicht-sozialversicherungspflichtig entlohnte Arbeit, wie beispielsweise Minijobs, mit ein. Allein auf sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bezogen beläuft sich der Anstieg seit 2005 auf 1,3 Millionen. Damit gehen derzeit 42 Prozent der 55- bis 64-Jährigen einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nach. Im Jahr 2000 waren es nur 25 Prozent.
Dementsprechend sieht Ursula von der Leyen die Arbeitgeber immer noch in der Pflicht, einerseits „die große Chance zu nutzen, um die Rahmenbedingungen für längeres Arbeiten zu verbessern“ und andererseits das Potenzial von Älteren zu nutzen, die eine Beschäftigung suchen.
An der Umsetzung hapert es
Wie unterschiedlich mitunter das Bild vom Arbeiten im Alter ist, zeigt, dass das die Wünsche von älteren Arbeitnehmern zur Arbeitsgestaltung und die Vorstellungen der Personalverantwortlichen teils deutlich auseinander liegen.
Entspricht die Umsetzung von Teilzeitangeboten (57 Prozent) und innerbetrieblicher Rotation (34,1 Prozent) noch in etwa den Wünschen der Arbeitnehmer (61,4 Prozent beziehungsweise 34,9 Prozent), so setzen nur 37,7 Prozent der Unternehmen eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsumfeldes um. Für die große Mehrheit der älteren Beschäftigten (84,2 Prozent) ist dies jedoch ein wichtiger Punkt. Deutlicher noch wird es beispielsweise bei Lebensarbeitszeitkonten. Hier liegen Wunsch (73,5 Prozent) und Umsetzung (17 Prozent) über 55 Prozentpunkte auseinander. Auch spezielle Weiterbildungsangebote für Ältere werden kaum angeboten. Während sich 69,3 Prozent solche Angebote wünschen würden, werden sie tatsächlich nur in 13,5 Prozent der Unternehmen umgesetzt.
Der Fortschrittsreport „Altersgerechte Arbeitswelt“ erscheint halbjährig und ist mit dem Bericht zur Anhebung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre verknüpft, der 2010 erstmals erschien. Der Report vereinigt dabei, basierend auf aktuellen Studien, aktualisierte statistische Daten zur Beschäftigung Älterer.