Die Pandemie hat Europas größte Volkswirtschaft in eine Rezession gestürzt. Obwohl die wirtschaftliche und gesundheitliche Entwicklung der kommenden Monate und Jahre unsicher ist, werden wir den Weg zurück in eine neue Normalität beschreiten müssen.
Es lässt sich heute nicht sicher voraussagen, ob beziehungsweise wann es zu einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen kommen wird. Betriebe sind gefordert, die wichtigsten betrieblichen Abläufe für den erneuten Katastrophenfall zu sichern und die Mitarbeiter nachhaltig zu schützen. Dabei hilft eine systematische Betriebliche Pandemieplanung. Verstaubten solche Pläne in der Vergangenheit in vielen Unternehmen nur in den Schubladen, kommen ihnen in Zukunft eine viel größere Bedeutung zu. Eine Vielzahl von Institutionen, darunter das Bundesministerium für Gesundheit, das Robert Koch-Institut (RKI) und der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW), bieten durch die Herausgabe von Checklisten Hilfe an.
Doch was viele außer Acht lassen: Auch das Betriebliche Gesundheitsmanagement kann einen entscheidenden Beitrag leisten.
Wie BGM die Betriebliche Pandemieplanung unterstützen kann
Das Betriebliche Gesundheitsmanagement hat die Stärkung, Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zum Ziel. Es sollte sich nicht auf punktuelle Einzelmaßnahmen beschränken, sondern nachhaltig in die Unternehmensstrategie eingebunden sein – nur dann rechnen sich Investitionen in diesem Segment auch finanziell. Die Corona-Pandemie hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, über ein Bewusstsein des eigenen Gesundheitszustands zu verfügen und damit die eigenen Risikofaktoren zu kennen. So kann man sich einerseits bestmöglich schützen und andererseits das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs gezielt und nachhaltig minimieren. Gesundheits-Check-ups am Arbeitsplatz im Rahmen eines BGM helfen, genau diese medizinischen Risikofaktoren zu identifizieren.
Können diese Check-ups im Moment nicht angeboten werden, kann das individuelle Risiko behelfsweise auch auf Basis von Fragebögen analysiert werden. So kommen Arbeitgeber ein Stück weit ihrer Fürsorgepflicht nach und ermöglichen den Mitarbeitern die schrittweise und sichere Rückkehr an den Arbeitsplatz. Der Arbeitgeber sollte auch soziale Belange der Mitarbeiter berücksichtigen; so zum Beispiel die Verlängerung von Homeoffice für Eltern, die ihr Kind noch wegen der Schul- oder Kitaschließung selbst betreuen müssen. Nicht vergessen sollte man in dem Zusammenhang auch die mit einer dauerhaften Isolation im Homeoffice verbundene psychische Belastung.
Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) empfiehlt, dass gefährdete Mitarbeiter weiterhin von zuhause arbeiten sollen. BGM muss folglich auch zunehmend in dezentralen Strukturen funktionieren. Dabei helfen digitale Angebote, die ortsunabhängig von den Arbeitnehmern in Anspruch genommen werden können. Neben der Möglichkeit einer ärztlichen Videokonsultation, erhalten Mitarbeiter idealerweise personalisierte Empfehlungen und wirkungsvolle Angebote aus den Bereichen Ernährung, Bewegung, mentale Gesundheit und Suchtprävention. Konkret können das Tipps für sportliche Aktivitäten im Alltag, gesunde Rezepte oder Übungen zu mehr Achtsamkeit sein. Gemeinsame, virtuelle Team-Challenges können darüber hinaus das Wir-Gefühl stärken – auch abseits des Büros. So halten Arbeitgeber auch in Krisenzeiten den wichtigen Kontakt zu ihren Mitarbeitern aufrecht und bieten ihnen wertvolle, gesundheitliche Hilfestellung.
Zu den wirksamsten Präventionsmaßnahmen zählen zudem die empfohlenen Schutzimpfungen der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts. Es empfiehlt sich, Mitarbeitern die Überprüfung des aktuellen Impfstatus und gegebenenfalls nötige Auffrischungen anzubieten. Die Ständige Impfkommission veröffentlicht dazu regelmäßig einen Impfkalender mit allen empfohlenen Impfungen. Das Robert-Koch-Institut betont in diesem Zusammenhang außerdem die besondere Bedeutung des Impfschutzes für Personen mit gesundheitlichen Risikofaktoren und geschwächter Immunabwehr, wofür auf den Seiten des RKI weitere Informationen zur Verfügung stehen. Der betriebsärztliche Dienst sollte sinnvollerweise in das Betriebliche Impfmanagement eingebunden werden.
Gerade in Krisenzeiten kommt der Gesundheit eine ganz besondere Rolle zu. Die richtige Verzahnung der betrieblichen Pandemieplanung, der Arbeitsmedizin und des BGM entscheidet darüber, wie groß die wirtschaftlichen Folgen einer erneuten Pandemie für das eigene Unternehmen sind.