Chief Health Officer in der Pandemie und danach

Personalmanagement

Hat sich ihre Position in der Pandemie geändert und inwieweit beeinflussen Chief Health Officer auch strategische Entscheidungen im Hinblick auf die Gesundheit der Mitarbeitenden? Auf diese Fragen hat die International SOS Foundation in ihrer Studie CHO 2030 – Adressing the Employee Health Needs of the Future Antworten gesucht.

In einer Umfrage ermittelte die Stiftung, welche Auswirkungen der Pandemie auf Gesundheit und Wohlbefinden ihrer Beschäftigten Unternehmen jetzt und in den nächsten zehn Jahren sehen. Die Umfrage wurde bei Personen aus dem Gesundheitsmanagement oder in Kontakt mit diesem durchgeführt, Expertenmeinungen aus aller Welt wurden zusätzlich eingeholt.

Eines hat die Studie vor allem gezeigt: Die Covid-19-Pandemie war ein großer Weckruf für das Thema Gesundheit. Entscheidungstragende sowohl im öffentlichen und privaten Sektor erkannten, dass viele getroffenen Vorbereitungen plötzlich aufgrund unbekannter Herausforderungen abgeändert werden mussten. Ein flexiblerer und agilerer Ansatz für das Management von Gesundheitsrisiken wurde erforderlich, wofür Menschen mit Expertise notwendig sind.

Betriebliches Gesundheitsmanagement muss weit über formale arbeitsmedizinische Vorsorge und Pandemiethemen hinausgehen. Viele Gesundheitsfragen, einschließlich der psychischen Gesundheit, bedürfen dringender Aufmerksamkeit. Chronische Krankheiten wie Diabetes und Krebs erfordern einen strategischen Ansatz zur Gesundheitsprävention. Andere globale Themen, die tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit haben – wie der Klimawandel – erfordern ebenfalls dringende Maßnahmen.

Viele Unternehmen hatten operative Maßnahmen für die Mitarbeitergesundheit bereits eingeführt – die Pandemie hat diesen Prozess beschleunigt. Andere haben begonnen, umzudenken und Gesundheitsfragen auch strategisch anzugehen. Das führt dazu, dass die Rolle des Chief Health Officer (CHO) – zu gut Deutsch der leitende Betriebsarzt beziehungsweise die leitende Betriebsärztin – als wichtiger Teil des Führungsteams eines Unternehmens angesehen werden muss. In der Studie werden die Vorteile, die ein CHO für jedes Unternehmen – unabhängig von seiner Größe – bringen kann, aufgezeigt. Dazu gehört zum Beispiel, dass diese Person sich an der idealen Position befindet, um als Bindeglied zwischen Mitarbeitenden und Führungsteam zu wirken. Ein CHO ist im besten Fall sogar eine weitere Person neben dem betriebsärztlichen Dienst, die den messbaren Mehrwert von Gesundheitsmaßnahmen an die Geschäftsleitung vermitteln kann.

Steuerung unternehmensrelevanter Gesundheitsthemen

Die Person in der Rolle des Chief Health Officer kann dabei helfen, die jeweils vor Ort geltenden rechtlichen Gesundheitsbestimmungen rund um die Pandemie einzuhalten. Dies ist oft eine Herausforderung, da diese auf globaler, nationaler, regionaler und lokaler Ebene unterschiedlich sind. Verlässliche und aktuelle Informationen, die ein CHO entweder selbst aus verschiedenen Quellen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), dem Robert-Koch-Institut (RKI), anderen wissenschaftlichen Instituten, den Berufsgenossenschaften oder über einen externen Gesundheitsdienstleister einholen kann, sind hierzu der Schlüssel.

Ein CHO sollte maßgeblich zur Verbesserung des Wohlbefindens und der Gesundheit (auch der psychischen) am Arbeitsplatz beitragen und das Unternehmen beraten, Maßnahmen zum Beispiel hinsichtlich einer ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, der Vermeidung von Schadstoffen oder der Reduzierung der psychischen Belastung einzuführen. Das physische und psychische Wohlbefinden von Mitarbeitenden ist entscheidend, um deren Motivation und damit auch die Produktivität zu optimieren und die Geschäftskontinuität sicherzustellen. Das Wohlbefinden am Arbeitsplatz wird heute auch als Hebel und Wettbewerbsvorteil bei der Rekrutierung und Bindung der Belegschaft gesehen.

Nicht unwichtig ist auch, dass ein CHO sehr klar machen kann, welche Kosten einem Unternehmen durch unterlassene Präventionsmaßnahmen letztlich entstehen können.

Die notwendigen Qualifikationen

  • Idealerweise ist ein CHO Fachärztin für Arbeitsmedizin oder approbierter Arzt mit der Zusatzbezeichnung „Betriebsmedizin“
  • Mehrjährige Erfahrung in der betriebsärztlichen Betreuung von Unternehmen sowie im betrieblichen Gesundheitsmanagement mitbringen sowie Management-Erfahrung aus der Arbeit mit multinationalen Unternehmen und über Branchen hinweg ist wünschenswert
  • Branchenkenntnisse über Best Practices und Benchmarking im Unternehmenssektor gehören idealerweise ebenfalls zur Vita

Die wichtigsten Aufgaben eines Chief Health Officer

  • Unterstützung der Unternehmensführung, gesundheitliche Aspekte in allen Bereichen des Unternehmens zu einem festen Bestandteil werden zu lassen
  • Unterstützung der Unternehmensführung, physisches und psychisches Wohlbefinden am Arbeitsplatz sicherzustellen.
  • Koordination unterschiedlicher nationaler und regionaler regulatorischer Gesundheitsvorgaben und Durchsetzen einer firmeneinheitlichen Gesundheitsstrategie (international oft als Corporate Health Policy bekannt).
  • Sicherstellung des Zugang zu faktenbasierten Gesundheitsinformationen aus zuverlässigen Quellen und Verantwortung der firmeninterne Auslegung und Deutung: hierzu gehören zum Beispiel Informationen zu neuesten Erkenntnissen aus der Forschung, Gesundheitstrends und branchenrelevante Entwicklungen im Bereich Gesundheitsmanagement

Die Covid-19-Pandemie hat als Katalysator dabei gewirkt, dass viele Unternehmen die Notwendigkeit erkannt haben, sich stärker als bisher mit der Gesundheit und dem Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden zu befassen. Das Bewusstsein war bereits vorhanden, sei es durch das traditionelle betriebliche Gesundheitsmanagement oder durch weitergehende Angebote für psychische Gesundheit und Wohlbefinden.

Jetzt ist das Thema Gesundheit zu einer Priorität für die Führungsetage geworden. Denn: Die meisten Kosten eines Unternehmens entstehen durch das Personal – daher ist die Gesundheit der Beschäftigten von entscheidender Bedeutung. Unabhängig von den vorhandenen lokalen öffentlichen Gesundheitssystemen können und müssen die Arbeitgeber eine immer wichtigere Rolle für die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden spielen. Nicht nur, um die Auswirkungen einer künftigen Pandemie abzumildern, sondern auch, um andere Fragen der Nachhaltigkeit anzugehen. Dazu zählen der Klimawandel und die unzähligen anderen Faktoren, die die Gesundheit von Beschäftigten beeinflussen. Um dies zu bewältigen, braucht es strategische Beratung, eine Vision und langfristige Pläne.

Hier können Sie das Whitepaper zur Studie kostenlos herunterladen.

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Stefan Eßer, Ärztlicher Leiter für Zentraleuropa bei International SOS.

Stephan Eßer

Dr. Stephan Eßer ist Ärztlicher Leiter für Zentraleuropa bei International SOS.

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