Fehlender Dialog schürt Angst vor KI und Automatisierung

Personalmanagement

KI verändert die Arbeit in den Unternehmen. HR begleitet diesen Wandel im Zusammenspiel mit den Mitarbeitern und macht sie fit für die neuen Anforderungen.

Einer kürzlich vom Workforce Institutedurchgeführten globalen Umfrage zufolge glauben vier von fünf Mitarbeitern, dass Künstliche Intelligenz (KI) die Arbeit positiv beeinflussen könnte, indem Routineaufgaben vereinfacht werden. Trotzdem wird eine große Angst vor den Auswirkungen der neuen Technologie auf die Arbeit deutlich. Diese erstreckt sich bis hin zum befürchteten Verlust des Arbeitsplatzes. Die Mehrheit der Befragten gibt an, dass das Schweigen der Arbeitgeber zu diesem Thema ein Hauptgrund für ihre Angst und Besorgnis ist. Laut der Studie haben sich 58 Prozent der Organisationen noch nicht gegenüber ihren Mitarbeitern über die möglichen Auswirkungen von KI auf ihre Belegschaft geäußert.

Mitarbeiter in den technologischen und kulturellen Wandel einbeziehen

Organisationen, die das Potenzial von Automatisierung und KI nutzen wollen, sollten daher auf keinen Fall außer Acht lassen, die Mitarbeiter in den technologischen und kulturellen Wandel miteinzubeziehen, um Ängsten vor dem Unbekannten entgegenzuwirken und den Weg für die digitale Transformation frei zu machen. Hier sind neben den Führungskräften vor allem auch die HR-Verantwortlichen gefragt. Moderne Lösungen, die Talent Management und Lernangebote integrieren, bieten heute wertvolle Einblicke in die Qualifikationen und Interessen von Mitarbeitern mit deren Hilfe man ihnen mögliche Karrierewege aufzeigen kann.

Dies ist auch bei der Kommunikation von Digitalisierungs- oder Automatisierungsinitiativen mithilfe von künstlicher Intelligenz ein entscheidender Faktor, um Mitarbeitern die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust zu nehmen. Stattdessen können HR-Verantwortliche aufzeigen, welche Fähigkeiten für Job-Rollen der Zukunft besonders gefragt sein werden und wie sich die Mitarbeiter auf diesen Wandel vorbereiten können.

Fünf wichtige Schritte für die Transformation am Arbeitsplatz

Unternehmen, die in der Ära der vierten industriellen Revolution gedeihen und überleben wollen, müssen etliche potenzielle Stolpersteine überwinden. Dazu gehört vor allem, die Belegschaft zu motivieren, Lösungen auf Basis künstlicher Intelligenz zu privilegieren und ihre Vorteile zu verstehen. Nur so kann das Engagement der Mitarbeiter mithilfe der neuen Arbeitsweisen gesteigert werden. Das bedeutet, dass sich das Management und Personalverantwortliche im Vorfeld über mögliche Auswirkungen auf die Mitarbeiterschaft klar sein sollten.

1. Offener Dialog, um zu informieren und Ängste abzubauen

Es ist entscheidend, einen Dialog mit den Mitarbeitern aufzunehmen, um Angst zu reduzieren und damit die Chancen für die erfolgreiche Einführung von KI-Funktionen zu erhöhen. Die Kommunikation sollte den Mitarbeitern dabei helfen zu verstehen, was der Einsatz der Lösungen in der täglichen Arbeit verändert, sowie die vielen Möglichkeiten aufzeigen, in denen KI ihre Job-Rollen erweitern und viele Aufgaben erleichtern kann.

2. Hierarchien neu überdenken

Mitarbeitern die Chance zu geben, sich mit den neuen Anwendungen und Arbeitsabläufen vertraut zu machen und deren Auswirkungen auf ihren Arbeitsalltag zu verstehen, ist nur der erste Schritt. Unternehmen müssen darüber hinaus auch Mitarbeiter in verschiedensten Bereichen (zum Beispiel im direkten Kundenkontakt) befähigen, die neuen Anwendungsmöglichkeiten der Technologie zu nutzen. Denn diese sind am ehesten in der Lage, Geschäftsmöglichkeiten zu erkennen, die sich durch den Einsatz der neuen Funktionen ergeben werden.

Das kann bedeuten, dass die Hierarchien in Unternehmen umgestellt werden müssen – hin zu einer stärker teambasierten Kultur. Um die Vorteile vieler KI-basierter Lösungen optimal nutzen zu können, müssen Unternehmen in der Lage sein, flexibel auf die Möglichkeiten zu reagieren, die sich aus der Kombination von menschlichen Fähigkeiten und künstlicher Intelligenz ergeben. Am wichtigsten ist jedoch, dass die Mitarbeiter weiterqualifiziert werden, damit sie neue KI-Technologien nutzen können, um ihre Rollen im Unternehmen zu erweitern oder kreativere Ansätze zu entwickeln.

Personalverantwortliche sollten dazu bereits heute damit anfangen, neue Mitarbeiter und ihre Fähigkeiten nach diesen Gesichtspunkten auszuwählen und bestehende Mitarbeiter unter Berücksichtigung der zukünftigen Anforderungen zu fördern. Neben fachlichen Qualifikationen bezieht sich dies auch auf die sogenannten Soft-Skills, die auch bei der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung entscheidende Faktoren für eine funktionierende Zusammenarbeit bleiben.

3. Das Paradox der Automatisierung überwinden

Viele Arbeitsumgebungen werden bereits neu ausgerichtet, da die Automatisierung alle Branchen – von der Fertigung bis hin zu bankfachlichen Aufgaben – betrifft und Arbeitsabläufe verändert. Mitarbeiter auf allen Ebenen der Organisation müssen sich KI-Kenntnisse aneignen und lernen, wie sie mit diesen Fähigkeiten kompetent umgehen können. Angesichts der ständigen Weiterentwicklung des Arbeitslebens, bis hin zur Neuerfindung von Berufsbildern, müssen Unternehmen sicherstellen, in ihrer Belegschaft die richtige Zusammensetzung an Wissen und Fähigkeiten zu haben. Es wird von entscheidender Bedeutung sein, Lern- & Entwicklungs-Strategien zu entwickeln, um Personal, dessen Aufgabenfelder durch Automatisierung und den Einsatz von KI beeinflusst werden, zu unterstützen. Gezielte Schulungen sind dabei unerlässlich.

Mit der Weiterentwicklung der beruflichen Rollen müssen die Mitarbeiter besser qualifiziert werden, um das sogenannte „Paradox of Automation“ zu überwinden. Dies besagt, dass wir, je mehr wir uns auf Technologie verlassen, desto weniger in der Lage sind, Ausnahmefälle zu kontrollieren, wenn die Technologie versagt. Es wird immer wichtiger, menschliche Fähigkeiten auf dem neusten Stand zu halten, damit Mitarbeiter wissen, wann und wie sie in automatisierte Prozesse eingreifen können.

4. Neue Kompetenzen entwickeln und fördern

Da KI die Arbeitsanforderungen von Mitarbeitern verändert, wird ein neues Set an Skills zunehmend in den Vordergrund treten. Wir wissen noch nicht, wie viele der zukünftigen beruflichen Aufgaben und Rollen genau aussehen werden. Allerdings ist zu erwarten, dass sie entscheidende Fähigkeiten nutzen, die Menschen den Maschinen voraushaben.

Laut dem World Economic Forum werden die wichtigsten Kompetenzen für unsere zunehmend automatisierte Welt komplexe Problemlösungsfähigkeiten, kritisches Denken, kognitive Flexibilität und Personalmanagement umfassen. Mit anderen Worten, technische Fähigkeiten werden in vielen Positionen in den Hintergrund treten. Die Entwicklung von starken sozialen Kompetenzen sowie die Fähigkeit, aktiv zu lernen, werden einen hohen Stellenwert einnehmen, da Nachfrage nach Eigenschaften besteht, die Maschinen nicht einfach abbilden können: wie Kreativität, emotionale Intelligenz oder die Fähigkeit zur Zusammenarbeit und Kommunikation.

Dies ist eine Entwicklung, auf die sich HR-Teams bereits heute vorbereiten sollten, sowohl in Bezug auf die Fähigkeiten neuer Mitarbeiter als auch bei der Förderung der bestehenden Belegschaft.

5. Lernen als Schlüssel zur beruflichen Nachhaltigkeit verstehen

Es ist klar, dass leicht zugängliche Fortbildungsmöglichkeiten für digitale Kompetenzen ein Muss für Unternehmen sein werden, die die Einführung einer KI-basierten Lösung ermöglichen wollen. Ebenfalls unabdingbar wird die Schaffung einer Kultur des kontinuierlichen Lernens als Bestandteil des internen Talent Managements sein. Denn dadurch wird es den Arbeitnehmern ermöglicht, sich auf den nächsten organisatorischen Wandel vorzubereiten und sich in einer zunehmend komplexen Organisationsstruktur zurecht zu finden, in der traditionelle funktionale Silos und Grenzen nicht mehr existieren.

In einer Welt, in der sich die Anforderungen am Arbeitsplatz alle 18 Monate ändern, wird das Lernen zum Schlüssel für die berufliche Nachhaltigkeit. Es ist also naheliegend, dass die Gewinnung und Bindung von Talenten auch davon abhängt, dass Mitarbeiter ausreichend Möglichkeiten haben, ihre digitalen und sozialen Fähigkeiten sowie beruflichen Talente kontinuierlich weiter zu entwickeln.

Vorausschauende Unternehmen erkennen, dass Technologien zur Automatisierung dann am effektivsten sind, wenn sie Menschen ergänzen und nicht ersetzen. Dies auch den Mitarbeitern zu vermitteln, sie bei der Implementierung einzubeziehen und neue Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich das Potenzial der neuen Möglichkeiten entfalten kann, ist eine für jedes Unternehmen wichtige Aufgabe, die letztlich über Erfolg oder Misserfolg entscheiden kann.

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Steve Wainwright

Steve Wainwright

Steve Wainwright ist Managing Director EMEA von Skillsoft und SumTotal. Er ist in erster Linie für die Steuerung der Vertriebskanäle des Unternehmens in der Region verantwortlich. Dazu gehört es auch, dass er Marktveränderungen und die somit entstehenden Bedürfnisse von Unternehmen und Arbeitnehmern für die Bereiche Weiterbildung und Talent Management beobachtet, um die Angebote des Unternehmens entsprechend weiterzuentwickeln.

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