Konzeption eines digitalen Gesundheits­projektes im Konzern

Personalmanagement

Digitales betriebliches Gesundheitsmanagement ist spätestens seit der Corona- Pandemie nicht mehr wegzudenken. Vielmehr ist es nun absolut im Trend. Doch gleichzeitig ist nach eineinhalb Jahren digitaler Gesundheitsangebote auch klar geworden, dass diese gewerbliche Mitarbeitende nur bedingt erreichen. Das Unternehmen Strabag jedoch zeigt, wie sich dem effizient entgegenwirken lässt. Nach einer erfolgreichen Pilotphase am Standort Hamburg entwickelt der Konzern mit über 40.000 Mitarbeitenden bundesweit in Zusammenarbeit mit der Mobil Krankenkasse digitale Gesundheitswochen und präsentiert ein umfangreiches Maßnahmenportfolio. Das Resultat kann sich sehen lassen: Mit einer bereichsübergreifenden Teilnahmequote von über 25 Prozent aller Mitarbeitenden steht dieses Projekt stellvertretend für ein neues Zeitalter im betrieblichen Gesundheitsmanagement.

Spezifische Herausforderungen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements in der Baubranche

Eine weitere Herausforderung bildet der Modernitätsaspekt des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Denn während die Abteilung Sicherheit/Gesundheit/Umwelt (kurz SGU), welche auch die Arbeitssicherheitsabteilung des Konzerns beinhaltet, bereits seit Jahrzehnten existiert, wurde das betriebliche Gesundheitsmanagement erst vor ein paar Jahren im Konzern initialisiert, jedoch bereits in zehn Konzernländern ausgerollt. Aus den Arbeitsunfähigkeitsanalysen der gesetzlichen Krankenkassen der letzten Jahre geht hervor, dass die Krankheitsursache mit den meisten Arbeitsunfähigkeitstagen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems sind. Zeitgleich steigt vor allem die Nachfrage nach Gesundheitsangeboten zur Stärkung der psychischen Gesundheit beziehungsweise mentalen Fitness seitens der Belegschaft.

Vorgehensweise und Ablaufplan digitales Gesundheitsprojekt

Mit der Intention, seinen Beschäftigten (digitale) Gesundheitsmaßnahmen – auch und gerade zu Zeiten von Corona anzubieten, ist Strabag einen neuen Weg gegangen. So startete das Unternehmen eine digitale BGM-Offensive, zunächst für alle Mitarbeitenden des Standortes Hamburg. Das Pilotprojekt „Digitale Gesundheitswochen @ STRABAG“ mit einer Kombination aus interaktiven Online-Seminaren und Coachings fand in einem Zeitraum von fünf Wochen statt und sprach aufgrund der Themenvielfalt eine breite Zielgruppe an. Das Feedback war überaus positiv und die Evaluation hat gezeigt, dass digitale Angebote von den Mitarbeitenden nicht nur sehr gut angenommen werden, sondern vor allem funktionieren. Strabag hat daher beschlossen, alle seine Mitarbeitenden von den digitalen Gesundheitsmaßnahmen profitieren zu lassen und das Projekt der digitalen Gesundheitswochen deutschlandweit auszurollen.

Der Ablaufplan des digitalen Gesundheitsprojektes ist in nachfolgender Abbildung dargestellt:

© Strabag

Bedeutende Indikatoren & Aspekte der Zusammenarbeit: digitales Gesundheitsprojekt aus Unternehmenssicht

Die oben genannten Bedarfe werden mit unterschiedlichen Angeboten bedient. Dabei ist für die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Krankenkasse und BGM Dienstleister folgendes von Bedeutung:

  • Einfachheit: Stark erklärungsbedürftige Gesundheitsmaßnahmen verringern die Teilnahmezahlen. Was für Projektbeteiligte mit Fachtermini und BGM-Kennzahlen hinterlegt sein muss, sollte im „Kundenkontakt“ (das heißt der teilnehmenden Zielgruppe im Unternehmen) hingegen vereinfacht und ohne Zugangsbeschränkungen dargestellt und durchgeführt werden.
  • Diversifikation: Sowohl didaktisch als auch inhaltlich! Die Beschränkung auf ein singuläres Handlungsfeld der Gesundheit (zum Beispiel Umstellung des Ernährungsverhaltens) deckt nur eine bestimmte Zielgruppe im Unternehmen ab. Gerade in größeren Gesundheitsprojekten sollten daher möglichst vielfältige Handlungsfelder der Gesundheit (Ernährung, Ergonomie, Bewegung, Mentale Gesundheit und so weiter) enthalten sein. Zudem ist die Wissensaufnahme sehr individuell: Manche bevorzugen den direkten Kontakt mit der Fachkraft innerhalb eines Coachings, andere fühlen sich in Gruppenkonstellationen wie Workshops deutlich wohler. Im besten Falle werden daher beide Aspekte berücksichtig.
  • Projektmanagement: Auch ein digitales Gesundheitsprojekt ist in den Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements eingebettet und unterliegt dem oftmals üblichen PDCA-Managementzyklus. Daher sollten bei einer Zusammenarbeit mit den Akteuren auch alle Projektmanagement-Phasen (Plan, Do, Check, Act) gemeinschaftlich geplant, organisiert und umgesetzt werden.
  • Evaluation: Der Struktur-, Prozess- und Ergebnisevaluation kommt im betrieblichen Gesundheitsmanagement eine erhebliche Bedeutung zu. Gerade in digitalen Gesundheitsprojekten lässt (und sollte) sich via Online-Befragung auch vor, während und nach der Umsetzung der Gesundheitsmaßnahmen sowohl eine Prozess- als auch Ergebnisevaluation durchgeführt werden.

Bedeutende Indikatoren & Aspekte

Die Krankenkasse unterstützt Strabag in der Umsetzung von Gesundheitsmaßnahmen im digitalen Bereich. Die Krankenkasse hat ihr digitales Unterstützungsangebot im betrieblichen Gesundheitsmanagement seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich erweitert. In Zusammenarbeit mit BGM-Dienstleistern wurde so ein breitgefächertes Portfolio entwickelt, um auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Unternehmen optimal reagieren zu können. Doch was genau benötigt die Mobil Krankenkasse, um Partner für eine umfassende digitale BGM-Maßnahme zu sein?

Bevor ein gemeinsames Projekt beginnen kann, müssen die entsprechenden Rahmenbedingungen festgelegt werden. Hierzu gehört z. B. ein/e feste/r BGM-Ansprechpartner/in im jeweiligen Unternehmen, eine gemeinsame schriftliche Vereinbarung sowie ein eigenes BGM-Budget, das das Unternehmen zur Verfügung stellen kann. Die Krankenkasse orientiert sich bei der Umsetzung nach §20b SGB V sowie an den Vorgaben aus dem Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbands.

Das Augenmerk wird nicht nur auf strukturelle Gegebenheiten gelegt, sondern insbesondere auch auf die Zielgruppe:

  • Ist das digitale Angebot niedrigschwellig und für alle Mitarbeitenden verfügbar?
  • Werden alle Zielgruppen angesprochen?
  • Wird die Maßnahme verständlich erläutert und ist sie bei Bedarf in mehreren Sprachen verfügbar?
  • Erfüllt das Angebot die technischen Voraussetzungen?
  • Kann die Maßnahme auf das jeweilige Unternehmensdesign angepasst werden?
  • Besteht die Möglichkeit, die digitalen Maßnahmen im Nachgang zeitlich unabhängig in einer Mediathek zu nutzen?
  • Ist eine Vielfalt an Angeboten gewährleistet?
  • Ist das digitale Angebot barrierefrei?
  • Sind alle datenschutzrechtlichen Anforderungen erfüllt?

Die digitale Welt ist schnelllebig. Genau deswegen ist es umso wichtiger, die umgesetzten Maßnahmen und das erlernte Wissen in den Köpfen der Mitarbeitenden zu festigen. Daher wird der Punkt der Nachhaltigkeit bei gemeinsamen digitalen Maßnahmen großgeschrieben. Mittels der langfristigen Bereitstellung einer Mediathek, monatlichen Specials oder der Schnittstelle zu anderen Angeboten wird das Thema der digitalen Maßnahmen immer wieder in Erinnerung gerufen und neuer Input gegeben. Ebenso wie Strabag zieht die Mobil Krankenkasse wichtige Erkenntnisse aus den Angeboten durch eine gezielte Evaluation. Auf diese Weise können zukünftige Projekte noch effektiver gestaltet werden.

Fazit

Wer von Anfang an klar kommuniziert, dem stehen in einem digitalen Gesundheitsprojekt eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung, um innerhalb des Unternehmens eine breitgefächerte Zielgruppe zu erreichen. Die Einbindung einer Mediathek ermöglicht und vereinfacht es den Mitarbeitenden zudem, selbst zu entscheiden, wann, wo (in welchem digitalen Rahmen) und wie diese sich mit ihrer individuellen Gesundheit beschäftigten möchten.

Aufgrund der sehr positiven Resonanz im Konzern und dem hohen Wiedererkennungswert wird die URL des digitalen Gesundheitsprojektes beibehalten. Die Vision liegt hierbei in der Schaffung einer dauerhaften digitalen Gesundheitsplattform, welche gemeinsam mit Move-up und der Mobil Krankenkasse stetig ausgebaut wird.

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Jan-Frederik Kolthoff, Geschäftsführer von Move Up

Jan-Frederik Kolthoff

Geschäftsführer
Move UP Gesellschaft für Gesundheitsmanagement mbH
Jan-Frederik Kolthoff ist Geschäftsführer bei Moveup, dem Anbieter von Yoga connects, Ergonomie Coach und Eat2b.

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