Betriebliches Gesundheits­management: 5 Trends für 2022

Employer Branding

Die Anforderungen an die Arbeitswelt beeinflussen auch im Jahr 2022 die Trends im betrieblichen Gesundheitsmanagement. Digitale Transformation, Corona-Pandemie und Fachkräftemangel stellen Unternehmen weiter vor komplexe Herausforderungen und führen zu steigenden psychischen und physischen Belastungen bei Beschäftigten. Die Relevanz des betriebliche Gesundheitsmanagements (BGM) ist auf einem Allzeithoch und wächst stärker denn je. Das sind die Trends für das Gesundheitsmanagement in 2022:

1. BGM als entscheidender Faktor im Employer Branding

Der gesellschaftliche Gesundheitstrend zeigt, dass Themen wie Bewegung, Ernährung oder mentale Gesundheit besonders für die junge Generation von großer Bedeutung sind und immer wichtiger werden. Daher stehen bei der Arbeitgeberwahl heutzutage neue Aspekte im Fokus. War die Bereitstellung eines Firmenwagens in der Vergangenheit von großer Attraktivität, zeigt sich aktuell, dass die emotionale Bindung, die zu einem Unternehmen aufgebaut wird, bei den Bewerbern im Vordergrund steht. Themen wie Sport treiben, Gesunder Schlaf, Entspannungsübungen werden heutzutage als unerlässlich angesehen.

Die Studie „Junge Deutsche“ 2019 zeigt auf, dass Gesundheit für die Generationen Y und Z der wichtigste Wert ist. Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung und der damit vom Arbeitgeber gezeigte Einsatz für die Gesundheit der Mitarbeitenden sind damit ein ausschlaggebendes Entscheidungskriterium für die Wahl des Arbeitgebers. Dies ist auch im Hinblick auf den zunehmenden Fachkräftemangel zu berücksichtigen. Laut einer Studie der BCG werden 2030 ca. 1,4 Millionen Fachkräfte in Deutschland fehlen. Um auch in Zukunft als Unternehmen für potenzielle Bewerberinnen und Kandidaten attraktiv zu bleiben, ist es wichtig auf die Wünsche und Bedürfnisse der Fachkräfte einzugehen und sie mit einem umfassenden und authentischen BGM zu gewinnen. Ein authentisches BGM weckt allerdings nicht nur die Aufmerksamkeit der potenziellen Beschäftigten, sondern führt langfristig auch zu einer höheren Arbeitszufriedenheit sowie einem gesteigertem Arbeitsengagement. Insbesondere die Förderung einer Work-Life-Balance macht nachhaltig glücklicher und zufriedener und ist ein wichtiges Element für die Attraktivität von Arbeitgebern.

2. Hybride und personalisierte BGF-Maßnahmen für maximales Engagement

War die Nachfrage nach digitalen Gesundheitsangeboten im Jahr 2021 sehr hoch, wünschen sich die Menschen im Jahr 2022 vermehrt persönliche Erlebnisse zurück. Ziel muss es sein, die richtigen und persönlichen Touchpoints der Zielgruppe zu identifizieren. Aufgrund mobiler Arbeitsmodelle, die sich immer mehr etablieren werden, geht der Trend im Jahr 2022 weiter zu hybriden Gesundheitsangeboten, um sowohl mobil Arbeitende als auch Mitarbeitende vor Ort zu erreichen. Neben Online-Formaten, die flexible Teilnahmemöglichkeiten bieten und eine nachhaltige Wissensvermittlung fördern, ist darüber hinaus der persönliche Moment für eine erfolgreiche Gesundheitsmaßnahme unabdingbar.

Ergänzend zu den Online-Formaten sollten daher vereinzelt Präsenzangebote genutzt werden, bei denen Emotionen und Interaktionen mit den Beschäftigten im Vordergrund stehen und persönliche Erlebnisse geschaffen werden. Dadurch kombiniert man das Beste aus beiden Welten. So kann ein klassischer Gesundheitstag seine Renaissance erleben, wenn er als Kickoff-Veranstaltung genutzt und durch digitale Selbstlernangebote oder Video- und Audioformate ergänzt wird. Neben hybriden Maßnahmen sind kurze, aber prägnante Impulse ein weiterer Erfolgsfaktor für Gesundheitsmaßnahmen im Jahr 2022. Statt stundenlangen Seminaren, in denen die Mitarbeitenden eine Flut an Informationen erhalten und diese nicht langfristig umsetzen können, werden kurze Wissensimpulse, die einfach im Alltag integriert werden, immer beliebter. Im Trend sind daher Podcasts oder Videoreihen, die zu jeder Zeit und an jedem Ort abgerufen werden können. Bei Gesundheitsangeboten gilt außerdem zu beachten, dass diese so personalisiert und zielgruppengerecht wie möglich angeboten werden sollten. Nur durch auf die Zielgruppe zugeschnittene Maßnahmen können Beschäftigte für BGM-Maßnahmen langfristig gewonnen werden.

3. Handlungsfeld „Mentale Gesundheit“ und „Sucht“ auf Allzeithoch

Mentale Belastungen haben in den vergangenen Jahren weiter zugenommen und der Anteil an Langzeitausfällen und Krankschreibungen aufgrund mentaler Belastungen wächst. Besonders die Dauer der Krankheitsausfälle durch psychische Erkrankungen ist alarmierend. So zeigt der BKK Gesundheitsreport 2021, dass bespielsweise Depressionen eine überdurchschnittlich hohe Ausfallzeit verursachen. Im Jahr 2020 lag dieser Wert bei 64,6 Tagen je Fall. Studien zeigen außerdem, dass durch die hybriden und mobilen Arbeitsmodelle die mentale Arbeitsbelastung zu nimmt. Daher steigen auch die Bedarfe nach Gesundheitsangeboten im Bereich mentaler Gesundheit und Suchtprävention deutlich und es zeigt sich, dass diese die Trendhandlungsfelder im Jahr 2022 sind. Um sich den (digitalen) Herausforderungen zu stellen, sind Maßnahmen im Bereich mentale Gesundheit und Sucht von enormer Bedeutung. Aufgrund der zunehmenden Belastungen steigt gleichzeitig auch der Bedarf an individuellen Coachings. Beschäftigte wünschen sich eine auf sie zugeschnittene Gesundheitsberatung und Unternehmen sollten dies unbedingt unterstützen.

4. 2D-Führungsrolle für nachhaltige Kommunikationsprozesse

Dass Führungskräfte eine entscheidende Rolle im BGM spielen und die Gesundheit der Mitarbeitenden maßgeblich beeinflussen, ist unbestritten. Somit nehmen Führungskräfte Einfluss auf die Leistungsfähigkeit, die Motivation und das Gesundheitsverhalten Ihrer Beschäftigten. Damit stehen sie allerdings immer mehr vor einer anspruchsvollen Aufgabe: Führungskräfte müssen sensibler und kanalübergreifender agieren. Denn durch die sich entwickelnde hybride Arbeitswelt braucht es Führungskräfte, die sich bewusst sind, dass die Dimension aus mobiler Arbeit und der Arbeit im Unternehmen komplexer geworden ist. Führungskräfte stehen vor der Herausforderung, zweidimensional zu denken. Wie erreiche ich die Mitarbeitenden zu Hause? Wie erreiche ich die Beschäftigten vor Ort? Hierbei sollte außerdem die Frage beantwortet werden, wie eine optimale Vernetzung beider Zielgruppen gelingt. Dafür benötigt es zum einen eine komplexe und anspruchsvolle Kommunikationsstrategie und zum anderen geschulte und gestärkte Führungskräfte, die es schaffen, die unterschiedlichen Welten miteinander zu verzahnen. Unternehmen sollten in die Weiterbildung von Führungskräften investieren, um so einen gesunden Führungsstil zu fördern.

5. Customer Journey als Erfolgsrezept innerhalb der Vermarktung/Kommunikation

Für eine erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen im BGM braucht es eine durchdachte Kommunikationsstrategie und Unternehmen müssen erkennen, mit welchen Kanälen sich ihre Zielgruppe ansprechen lässt. Das Erfolgsrezept dafür ist die Customer Journey. Unternehmen sollten die Customer Journey ihrer Zielgruppen kennen, um mit betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen möglichst viele Mitarbeitende zu erreichen. Customer Journey angewendet auf das BGM meint die „Reise“, die eine Person vom ersten Kontakt bis zur Teilnahme an Gesundheitsangeboten durchläuft. Mehr zum Thema Customer Journey enthält der Artikel „Customer Journey im BGM: Komplexe Zielgruppen erreichen“. Die richtige Kommunikation und eine klare Vermarktung der Gesundheitsangebote gewinnen also stark an Bedeutung. Durch die Flut an Medien, insbesondere soziale Medien, werden Informationen immer selektiver wahrgenommen. Aus diesem Grund müssen Unternehmen mithilfe der Customer Journey ein Verständnis für die Bedarfe, die Probleme und das Interesse der Mitarbeitenden erlangen und mit Hilfe dieser Ergebnisse die Teilnahme an BGM-Angeboten optimieren. Es gilt herauszuarbeiten, zu welchem Zeitpunkt man sich mit welchem Medium an den Beschäftigten wendet. Nur so lässt sich eine klare und optimale Vermarktung erzielen, sodass die richtige Kommunikation ein Trendthema im BGM sein wird.

Fassen wir die Trends für das Jahr 2022 zusammen, lässt sich sagen, dass durch die entstandenen gesellschaftlichen Veränderungen aufgrund der Corona-Pandemie das Thema Gesundheit so relevant wie nie zu vor ist. Die Bedeutung von BGM-Maßnahmen, insbesondere im Rahmen der mentalen Gesundheit erreicht einen neuen Rekordwert. Wir benötigen geschulte Führungskräfte und nachhaltige Kommunikationsprozesse, um uns den Anforderungen der Arbeitswelt zu stellen. Schaffen wir es, hybride und zielgruppengerechte Gesundheitsmaßnahmen im Jahr 2022 weiter auszubauen, können wir die Arbeitgeberattraktivität erhöhen und gleichzeitig einem potenziellen Fachkräftemangel entgegenwirken.

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Jan-Frederik Kolthoff, Geschäftsführer von Move Up

Jan-Frederik Kolthoff

Geschäftsführer
Move UP Gesellschaft für Gesundheitsmanagement mbH
Jan-Frederik Kolthoff ist Geschäftsführer bei Moveup, dem Anbieter von Yoga connects, Ergonomie Coach und Eat2b.

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