Berufliche Weiterbildung hat in Deutschland Konjunktur. Hoch im Kurs steht dabei das Seminar – ganz anders als im internationalen Vergleich.
Dass deutsche Arbeitnehmer ein Interesse an Weiterbildung haben, ist zunächst nicht unbedingt überraschend, wird doch der rasante Wandel in der Arbeitswelt und die Notwendigkeit, mit selbigem Schritt zu halten, recht häufig postuliert. So sind dann auch 22 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland gezielt auf der Suche nach Möglichkeiten für Trainings oder andere Weiterbildungsmaßnahmen. Und immerhin weitere 35 Prozent denken über eine Optimierung ihrer Kenntnisse nach.
Insgesamt ist also, so schlussfolgern die Autoren des Kelly Global Workforce Index, deutlich mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer stark an Weiterbildung interessiert. Deutschland liegt damit im internationalen Vergleich eher im Durchschnitt. Die Unterschiede liegen interessanterweise an anderen Stellen – in der Weiterbildungsform, der Zielsetzung und der Zufriedenheit mit bestehenden Angeboten.
Die populärste Weiterbildungsform bei deutschen Arbeitnehmern ist das Seminar und hier ist die Diskrepanz zum internationalen Vergleich besonders deutlich. Favorisiert in Deutschland mit 63 Prozent die Mehrheit diese Form, sind es weltweit gerade einmal 26 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit dem Prinzip „Lernen durch Erfahrung“ – nur mit umgekehrten Vorzeichen. Sind international 70 Prozent der Befragten der Meinung, dass Berufserfahrung elementar dafür ist, um Kompetenzen zu entwickeln, liegt dieser Wert in Deutschland bei 58 Prozent.
Unterschiede gibt es auch in der Zielsetzung, aus der heraus eine Weiterbildung angestrebt wird. Für 61 Prozent der Deutschen ist es wichtig, sich innerhalb des Unternehmens weiterzuentwickeln und neue Arbeitsgebiete für sich zu erschließen. In Europa sind es nur 44, weltweit sogar nur 42 Prozent. An eine Qualifikation zur Selbstständigkeit denken in Deutschland hingegen nur 14 Prozent, global ist es ein Fünftel.
In der Bewertung der bestehenden Weiterbildungsangebote zeigten sich die Befragten aus Deutschland deutlich skeptischer. Sind in Europa und weltweit über 50 Prozent zufrieden und 14 Prozent unzufrieden mit den Angeboten ihres Arbeitgebers, so halten in Deutschland nur 23 Prozent die Angebote für geeignet, den eigenen Werdegang im Unternehmen zu beschleunigen. 36 Prozent waren dagegen sogar vom Gegenteil überzeugt.
Für den aktuellen Kelly Global Workforce Index wurden zwischen November 2012 und Januar 2013 rund 120.000 Menschen in 31 Ländern befragt. In Deutschland waren es über 1.400.