Stressfrei zurück ins Büro – wie gelingt die Umstellung?

Psychologie

Gerade erst sorgt Tesla-Chef Elon Musk mit einem Appell an seine Mitarbeitenden für Aufregung: wer nicht zurück ins Büro kommt, wird gekündigt. Kein Wunder, dass viele Beschäftigte unter diesem Druck leiden. Für jene, die sich einfach nicht wieder daran gewöhnen können, steigt der Stresspegel Tag für Tag. Die Umstellung scheint für viele so unangenehm, dass ein Drittel der Arbeitenden die Zwangsrückkehr ins Büro sogar als Kündigungsgrund ansieht.

Aber woher kommt eigentlich der Stress bei der Rückkehr ins Büro?

Die Gründe dafür, warum vielen die Rückkehr ins Büro schwerfällt, sind divers. Für manche bedeutet diese Veränderung ein Kontrollverlust: zu Hause hatte man Kontrolle darüber, wann man was, wie und wo tut. Im Büro steht man gefühlt unter Beobachtung.  Das kann für viele das Gefühl auslösen, weniger Kontrolle und Selbstbestimmung zu besitzen, die eigene Zeit nicht mehr eigenständig einteilen zu können.

Gleichzeitig kommt das Gefühl auf, kontrolliert zu werden: Im Büro sitzt der oder die Vorgesetzte in der Nähe und sieht, was man tut. Das kann für einige Druck ausüben, da sie fürchten, (mehr) negatives Feedback zu bekommen oder etwas nicht richtig zu machen.

Generell gilt: Ohne eine gesunde Fehlerkultur im Unternehmen fürchten Mitarbeitende, für Fehler bestraft zu werden. Somit wird ein Aufenthalt im Büro doppelt stressig, da hier womöglich schneller Fehler gesehen werden. Mangelndes Vertrauen in das Unternehmen und dessen Führungskräfte führt außerdem dazu, dass das Gefühl, aus Kontrollzwecken im Office sein zu müssen, verstärkt wird. Eventuell gibt es sogar Mitarbeitende, die sich ihrer Rolle im Unternehmen und dem damit verbundenen Workload nicht gewachsen fühlen. Diese befürchten nun, dass ihre vermeintlich schlechte Arbeit auffliegen könnte, sobald sie sich mit ihrer Arbeit transparenter zeigen.

Es gibt allerdings auch Unterschiede in den Persönlichkeiten, die dazu führen können, dass diese sich im Büro unwohl fühlen: Introvertierte Personen fällt es insgesamt schwerer, ständig in Interaktion zu sein, denn sie erleben die Kommunikation mit Anderen eher als energiezehrend. Allein der Gedanke an ein volles Büro, in dem sie viel zwischenmenschlicher Interaktion ausgesetzt sind, kann für introvertierte Menschen Stress bedeuten.

Auch eine mangelnde Teambindung kann ein Grund dafür sein, warum Mitarbeitende lieber von zu Hause aus arbeiten, anstatt ins Büro zurückzukehren. Vor allem diejenigen, die während der Pandemie im Unternehmen gestartet sind, hatten kaum oder wenige Gelegenheiten, um eine echte Beziehung zum Team aufzubauen. Das führt dazu, dass diese sich vor Ablehnung oder potenziellen Konflikten fürchten.

Zuletzt sollten wir uns auch darüber bewusst sein, dass im Büro mehr Ablenkungen auf uns warten können als im ruhigen Zuhause. Die allgemeine Lautstärke, die im Büro herrscht, Personen, die einen ansprechen, klingelnde Telefone und ähnliche Dinge können auch Stress auslösen und die Produktivität verringern.

Doch wie können wir erkennen, wem die Rückkehr ins Büro schwerfällt?

Es ist also umso wichtiger, zu erkennen, wenn Mitarbeitende sich mit der Rückkehr ins Office unwohl fühlen. Erste Anzeichen können hier mehr oder weniger offensichtlich sein: Manche Mitarbeitende äußern eventuell offen, dass sie das Arbeiten im Homeoffice bevorzugen, andere entscheiden sich möglicherweise still dazu, nur noch selten im Office zu erscheinen. Indirekte Zeichen dafür, dass manchen Personen die Rückkehr ins Office zu schaffen macht, können Dinge sein, wie sozialer Rückzug, weniger Kommunikation mit Teammitgliedern und Vorgesetzten oder ein erhöhter Krankenstand.

Was kann man als Führungskraft tun?

Das Beste, was Führungskräfte in dieser Situation tun können ist das Gespräch zu suchen. Hier ist es wichtig, dass nicht nur angegeben wird, dass das Interesse zum Gespräch besteht, sondern, dass aktiv Momente geschaffen werden, die einen offenen Austausch ermöglichen. Dieser Austausch sollte auf Augenhöhe stattfinden. Das kann dadurch gefördert werden, dass man auch als Führungskraft ehrlich Erfahrungen und eigenen Emotionen mit der anderen Person teilt.

Außerdem kann es hilfreich sein, das Team einzubeziehen und zusammenzubringen, denn ein Gefühl von Teamgeist und Zusammenhalt fördert die erfolgreiche Kompensation von negativem Stress. In gemeinsamen Workshops kann gesammelt werden, was Stressauslöser sind und was Forschung und Erfahrungen bezüglich des Umgangs mit Stress rät, um zusammen einen Aktionsplan aufzustellen, der dabei hilft, den wahrgenommenen Stress zu reduzieren.

Zuletzt ist eines enorm wichtig: Sich selbst als Führungskraft und die eigenen Entscheidungen kritisch zu reflektieren. Man sollte sich fragen, ob ein Arbeiten im Office wirklich für alle nötig ist, wenn das Arbeiten von zu Hause aus für viele gut funktioniert. Es kann hilfreich sein, verschiedene Lösungen auszutesten und dann gemeinsam mit dem Team zu entscheiden, was für alle eine gute Lösung darstellt oder ob Lösungen flexibel gestaltet werden können.

Fazit

Klar ist, dass die Rückkehr ins Office sehr unterschiedlich aufgefasst wird: Für manche mag es eine langersehnte Veränderung sein, für andere jedoch ein Stressauslöser. Wir müssen verstehen, dass das Arbeiten in einem gemeinsamen Büro für viele Menschen eine Konfrontation mit unangenehmen Gefühlen bedeutet, die sie am liebsten vermeiden würden. Es liegt also an den Führungskräften, ihren Mitarbeitenden hier eine angemessene Flexibilität einzuräumen und ihnen die Möglichkeit zu geben, offen über Schwierigkeiten zu sprechen. In Zeiten wie diesen ist es wichtiger denn je, dass wir aufeinander aufpassen – zu Hause und im Office.

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Kimberley Breuer, Psychologin und Gründerin von Likeminded

Kimberly Breuer

Kimberly Breuer ist Psychologin und Gründerin von Likeminded. Das Start-up bietet Unternehmen und ihren Mitarbeitenden ganzheitliche Unterstützung für mentale Gesundheit mit dem Ziel, Mitarbeitende hier genauso zu unterstützen wie beim Thema physische Gesundheit.

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