Die große weite Welt: Davon träumen viele Studenten und Absolventinnen. Schade für die vielen Hidden Champions in den ländlichen Regionen – denn die suchen häufig verzweifelt nach neuen Mitarbeitenden. Viele mittelständische Unternehmen in Deutschland sind in der Öffentlichkeit unbekannt, haben jedoch einen großen Anteil am wirtschaftlichen Aufschwung. Der Fachkräftemangel trifft sie besonders stark. Doch das muss nicht sein. Es gibt Wege, die High Potentials anzusprechen und von sich zu überzeugen.
Werte, Philosophie und Partys: Alles muss stimmen
Wissbegierig, technologieaffin und motiviert: Diese Eigenschaften sagt man den jüngeren Generationen nach. Die High Potentials können viel und fordern entsprechend auch viel: Von Work Life Balance über soziales Engagement hin zu Diversität. Das Arbeitsumfeld muss mit den persönlichen Werten übereinstimmen. Und da sind wir schon beim ersten Thema: dem Betriebsklima. Etwas, mit dem vor allem kleinere und familiäre Unternehmen punkten können. Im Vergleich zu großen Konzernen kennt man fast die gesamte Belegschaft und feiert auch gemeinsame Erfolge – von Sommer- bis Weihnachtsfeiern. Besonders für Generation Y und Z ist es entscheidend, sich auch privat mit ihren Kolleginnen und Kollegen zu verstehen. Und das ist nicht immer einfach. Lebensphilosophien und Werte müssen übereinstimmen oder zumindest nah beieinander liegen. Matcht es, sollte man den Kontakt nicht verlieren. Das bedeutet für Unternehmen: einen Talente-Pool an ehemaligen Werkstudentinnen und Praktikanten aufbauen. Den neuen Job also schon vor der eigentlichen Ausschreibung besetzen können. So spart man sich auch die teuren Headhunter-Kosten.
Aufgaben, Weiterentwicklung und Remote Work: Standards und Möglichkeiten bieten
Das Menschliche ist das eine, auch inhaltlich muss es passen. Vielfältige Aufgaben und Weiterbildungsangebote überzeugen die High Potentials von morgen. Statt Kopieren und profane Aufgaben wie Excel-Tabellen befüllen sollten sie direkt einsteigen und eigene kleine Projekte übernehmen können. Das steigert ihr Commitment und schafft eine langfristige Bindung. Und das erwarten jüngere Generationen auch: ein abwechslungsreiches Arbeitsumfeld, in dem sie sich weiterentwickeln können. Ob als Abteilungsleiterin oder Fachexperte; durch flache Strukturen und schnelle Prozesse geht das bei mittelständischen Unternehmen einfacher und unkomplizierter. Dazu gehört auch das Bereitstellen von allen Arbeitsmitteln und moderner IT. Auch wenn es komisch klingt: Das ist noch kein Standard in vielen Unternehmen. Vor allem für den ländlichen Raum gilt: Remote Work muss möglich sein. Natürlich möchten die jungen Talente ihr Team auch mal persönlich treffen und sich austauschen. Aber muss es wirklich fünfmal die Woche sein? Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass es auch anders geht und daraus sollte man lernen. Als New Normal gestartet, ist Remote Work jetzt nicht mehr wegzudenken. Und sollte als Chance begriffen werden, nicht als Risiko.
Social Media, Anschreiben und Prozesse: Der Mensch zählt
Mitarbeitende an sich zu binden klingt gut, doch wie kommt es so weit? Wie findet man überhaupt erst neue Beschäftigte? Nicht über klassische Recruiting-Kanäle wie Jobbörsen. Bei großen, bekannten Unternehmen mag das funktionieren. Doch Hidden Champions auf dem Land sollten Jobinteressierte dort ansprechen, wo sie sich am meisten aufhalten: in sozialen Netzwerken, auf dem Smartphone. Und nicht mit den üblichen Zeitfressern wie Hochladen von Lebenslauf, Anschreiben und dann doch nochmal alle Informationen in einem System hinterlegen. Das führt zu Frustration und Unmut. Den Bewerbungsprozess so unkompliziert und einfach wie möglich machen: Das sollte das Ziel sein. Und dabei sollten Unternehmen auch über den Tellerrand hinausblicken. Denn es muss nicht immer der Master-Abschluss und zig Praktika in dem Tätigkeitsfeld sein. Viel wichtiger ist der Mensch dahinter, seine Interessen und Vorlieben. Damit verschaffen sich Unternehmen einen echten Wettbewerbsvorteil und Mehrwert.