Im Zuge der Digitalisierung werden mitunter einige Unternehmensbereiche und Jobprofile wichtiger als bisher. Jeder Fünfte erwartet das auch für HR. Und ebenso werden sich die Prioritäten des Personalbereichs verändern. Dies zeigen zwei aktuelle Studien unter Arbeitgebern.
Dass die Digitalisierung für teils gravierende Umbrüche in Unternehmen und in der Art, wie wir arbeiten, sorgen wird, ist inzwischen wohl in den meisten Köpfen angekommen. Viele Unsicherheiten sind damit verbunden. Teils, wenn es darum geht, ob Jobs durch Automatisierung und KI verloren gehen, zum Teil aber auch, wenn es darum geht, wie die Arbeitsplätze, die erhalten bleiben oder neu entstehen, aussehen werden.
Dieses Bild zeichnet zum Teil auch die Studie „Ressource Weiterbildung“ der ManpowerGroup Deutschland nach, für die weltweit 18.000 Arbeitgeber befragt wurden. So gehen die befragten Unternehmen davon aus, dass rund 65 Prozent der Jobs, die die Mitglieder der Generation Z (hier die zwischen 1995 und 2010 Geborenen) haben werden, derzeit noch nicht existieren.
IT, HR und Bereiche mit Kundenkontakt werden wichtiger
Auch wenn die klare Ausformung dieser neuen Arbeitsplätze noch nicht absehbar scheint, so haben die Befragten laut Studie eine klare Vorstellung davon, welche Qualifikationen, Abteilungen und Berufszweige in Zukunft stärker nachgefragt werden. Dass am stärksten wohl IT-Jobs wachsen werden, liegt auf der Hand. 26 Prozent erwarten hier einen deutlichen Anstieg. Und aller Automatisierungen und Algorithmus-gesteuerten Tools zum Trotz werden auch die HR-Abteilungen nicht obsolet. 20 Prozent der Befragten glauben sogar an eine steigende Bedeutung der Personalabteilungen. Gemeint sind hier jedoch weniger administrative Aufgaben, sondern Aufgaben, die Fertigkeiten wie emotionale Intelligenz, Kreativität und flexibles Denken erfordern. Diese Punkte gelten auch für Arbeitsplätze mit Kundenkontakt, denen 15 Prozent der Befragten im digitalen Zeitalter eine hohe Relevanz zusprechen. Allerdings bleibt zu betonen, dass es sich bei den Werten letztendlich um Erwartungshaltungen handelt, die zwar ein Meinungsbild verdeutlichen, jedoch nicht unbedingt von tatsächlich eintretenden Realitäten bestätigt werden müssen.
Mit Blick darauf verdeutlicht die Studie aber auch, dass die Sorgen um den Jobverlust durch Kollege Roboter sich in Grenzen halten. Lediglich 12 Prozent der weltweit befragen Arbeitgeber erwarten, dass die Mitarbeiterzahlen sich verringern werden, und sogar 19 Prozent glauben eher an einen Anstieg. Die große Mehrheit jedoch (64 Prozent) rechnet mehr oder weniger mit keinen Veränderungen.
Weiterqualifizierung intern wie extern
Auf Deutschland bezogen liegt dies vielleicht auch darin begründet, dass das Gros der Unternehmen hierzulande den Schlüssel zum Umgang mit der Digitalisierung nicht im Austausch der Mitarbeiter, sondern eher in deren Weiterqualifikation sieht. Oder wie es Manpower formuliert: „Die Einstellung von perfekt ausgebildeten Mitarbeitern wird immer mehr zur Utopie.“ Aber immerhin 31 Prozent planen auch, bereits vorhandene Beschäftigte durch besser qualifizierte Neueinstellungen zu ersetzen. Und 47 Prozent planen, externe Experten hinzuzuziehen.
In Sachen Weiterqualifizierung für die Digitalisierung setzen die Unternehmen auf lebenslanges Lernen. Fast alle Befragten sehen hier deutlichen Handlungsbedarf. Lediglich zwei Prozent verneinen dies.
Mittel der Wahl für die Qualifizierung sind in Deutschland mit 87 Prozent Zustimmung interne Schulungen. International liegt dieser Wert mit 79 Prozent etwas niedriger. Aber auch externe Schulungen spielen eine große Rolle. So haben 85 Prozent der Befragten in Deutschland und 70 Prozent der international Befragten dies auf dem Plan.
Digitalisierung verschiebt HR-Prioritäten
Mit der Digitalisierung und ihren Auswirkungen auf die Arbeit der Personalabteilungen im Speziellen hat sich auch der „HR-Report 2017“ der Unternehmensberatung Hays AG auseinandergesetzt. Rund 600 Unternehmen wurden hier befragt. Die Studie zeigt eine deutliche Verschiebung in den Prioritäten, die HR in den Unternehmen setzen muss.
Das Top-Thema 2017 wird für HR demnach mit 37 Prozent die Flexibilisierung der Arbeitsstrukturen sein. Im vergangenen Jahr landete dieses Thema mit 27 Prozent nur auf Rang fünf. Hinter der Flexibilisierung folgt die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur – das Top-Thema 2016 fiel von 41 Prozent auf aktuell 36 Prozent. Am drittwichtigsten schätzten die Befragten die Vorbereitung der Mitarbeiter auf die digitale Transformation ein. Dieses Thema hat also auch in dieser Studie einen deutlichen Bedeutungszuwachs erfahren und stieg von 16 Prozent (Rang acht 2016) auf 34 Prozent.
Bei den Dauerbrennerthemen Führung und Mitarbeiterbindung verzeichnet die Studie einen deutlichen Rückgang. So sank Führung von 33 Prozent auf 22 Prozent und die Mitarbeiterbindung von 38 auf 30 Prozent. Wichtig bleiben beide Themen mit diesen Werten aber dennoch.
Zusammenarbeit wird komplexer
Bezogen auf die digitale Transformation und die Gestaltung dieses Wandels sehen die befragten Manager die immer komplexer werdende Zusammenarbeit der Mitarbeiter (58 Prozent) – beispielsweise bei Projekten. Auch der Anpassung der bestehenden Führungskultur an flexible Arbeitsmodelle wird mit 53 Prozent ein großer Stellenwert zugeordnet.
Den größten Handlungsbedarf sehen sie in der Förderung der Bereitschaft der Mitarbeiter, sich auf den digitalen Wandel einzulassen (78 Prozent). Das ist ebenfalls eine Herausforderung, vor allem, da es hier gilt, mentale Fähigkeiten zu stärken. So finden es 61 Prozent der befragten Manager schwierig, ihre Mitarbeiter auf die Veränderungen in der Arbeitswelt vorzubereiten und ihre Eigenverantwortung zu stärken (54 Prozent).
Positive Beschäftigungseffekte erwarten auch die in dieser Studie befragten Manager. Mehr als die Hälfte rechnet mit neuen Tätigkeitsfeldern für ihre Mitarbeiter. Nur jedes fünfte Unternehmen geht von einer Verkleinerung der Belegschaft aus.
Für den HR-Report 2017 wurden auf Basis einer Online-Befragung durch IBE 591 Unternehmen und Organisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt – darunter zu 12 Prozent Geschäftsführer, 20 Prozent HR-Führungskräfte, 45 Prozent Fachbereichsleiter und zu 23 Prozent Mitarbeiter ohne Personalverantwortung.