Wenn die Corona-Krise eines verdeutlicht hat, dann, dass Unternehmen das Büro zu lange als sicheren Rückzugsort genutzt haben, um eine bestimmte Arbeitsweise am Leben zu halten. Das Büro schreibt vor, dass sich Menschen von 9 bis 17 Uhr zur Arbeit versammeln, Entscheidungen am Vorstandstisch getroffen werden und die Unternehmenskultur innerhalb der Mauern des Firmensitzes stattfinden muss. Der plötzliche Wechsel zu Remote Work zwingt uns, dieses gewohnte Konstrukt zu hinterfragen. Schließlich hat sich gezeigt, dass viele Unternehmen auch ohne die Infrastruktur eines physischen Büros gut funktionieren können.
Um diese neue Arbeitswelt besser zu verstehen, hat Slack das Future Forum gegründet. Das Future Forum ist ein Konsortium, das Unternehmen dabei helfen soll, in einer von Digitalisierung geprägten Welt erfolgreich zu sein. Wir glauben, dass die aktuelle Krise eine Gelegenheit bietet, Arbeitskultur und -normen zu überdenken sowie digitale Werkzeuge so zu nutzen, um das Potenzial von Teams freizusetzen. Dabei stellen wir Erkenntnisse basierend auf Forschungsergebnissen zur Verfügung und organisieren Veranstaltungen, die Raum für einen Ideenaustausch zwischen den führenden Köpfen aus Wirtschaft und Wissenschaft bieten. Zum Start des Future Forums haben wir den Remote Employee Experience Index ins Leben gerufen, der künftig vierteljährlich erscheinen soll. Der Index basiert auf einer Befragung von mehr als 9.000 Arbeitnehmern aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Japan und Australien, die zwischen dem 30. Juni und 11. August 2020 durchgeführt wurde.
Der Index zeigt, dass Arbeitnehmer grundsätzlich zufriedener sind, wenn sie mobil arbeiten. Auf einer Skala von -100 bis +100 sind die Befragten in folgenden Bereichen glücklicher: Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (+25,7), Zufriedenheit mit der Arbeitsorganisation (+20,1), Umgang mit arbeitsbedingtem Stress und Angstzuständen (+17,3) und Produktivität (+10,7). Das einzige Element der Arbeit, bei dem die Menschen weniger positiv eingestellt sind, ist ihr Zugehörigkeitsgefühl im Job (-5,0). Daher ist es nicht verwunderlich, dass nur 12 Prozent der Arbeitnehmer wieder fünf Tage die Woche ins Büro zurückkehren wollen. Mehr als zwei Drittel (72 Prozent) bevorzugen hybrides Arbeiten, also eine Kombination aus Büroarbeit und Remote Work.
Ein genauerer Blick auf die Ergebnisse zeigt, welche Vorteile verschiedene Gruppen von Arbeitnehmern im mobilen Arbeiten erkennen. Die drei wichtigsten Trends sind:
Gewinn an Flexibilität
Arbeitnehmer, die nach einem flexiblen Zeitplan arbeiten können, schneiden in jedem Element des Indexes besser ab als solche, die weiterhin „Nine-to-Five” arbeiten. Bei der Produktivität ist die Zufriedenheit fast doppelt so hoch (+13,1 gegenüber +7,1) und beim Zugehörigkeitsgefühl deutlich besser (-0,2 gegenüber -5,8). Zudem fühlen sich Arbeitnehmer, die an wöchentlichen Status-Meetings teilnehmen müssen, weniger zugehörig (-2,7) als solche, die Statusaktualisierungen asynchron über digitale Kanäle erhalten (+5,8).
Um neue Formen flexibler, asynchroner Kommunikation zu ermöglichen, müssen Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Zugang zu modernen Tools gewähren. So haben Arbeitnehmer, die in Unternehmen arbeiten, die neue Kommunikationstechnologien frühzeitig einsetzen, wesentlich höhere Werte beim Zugehörigkeitsgefühl: +4,7 im Vergleich zu -8,5 bei Befragten in Unternehmen, die solche Technologien nur langsam einführen.
Durchbruch für Diversität
Einer der ermutigendsten Befunde ist, dass historisch unterrepräsentierte Arbeitnehmer in den USA höhere Gesamtindexwerte vorweisen als ihre weißen Kollegen: Schwarze (+10,1), Asiaten (+16,6), Hispanoamerikaner (+10,5), Weiße (+8,9). Dieser Unterschied zeigt sich auch beim Zugehörigkeitsgefühl: Schwarze (+8,4), Asiaten (+7,6), Hispanoamerikaner (+5,2), Weiße (-1,3).
Diese Daten werden noch eine genauere Untersuchung erfordern. Haben weiße Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an mehrheitlich weißen Arbeitsplätzen schon immer ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl empfunden? Empfinden Angehörige von Minderheiten so, weil sie ihrer Familie und Gemeinschaft näher sind? Die Normen für den digitalen Arbeitsplatz müssen noch geschrieben werden. Das gibt uns die Möglichkeit, neu anzufangen, alten Ballast abzuwerfen und die neue Arbeitswelt integrativer zu gestalten.
Verlust sozialer Verbindung
Das problematischste Element des mobilen Arbeitens ist das mangelnde Zugehörigkeitsgefühl (-5,0). Besonders ausgeprägt ist dieses Gefühl bei Führungskräften, die einen niedrigeren Gesamtindexwert (+10,5) vorweisen als ihre Angestellten (+15,2) und einen dramatisch niedrigeren Wert beim Zugehörigkeitsgefühl (-7,0 im Vergleich zu -0,6).
Die digitale Arbeitswelt erfordert einen neuen Ansatz für den Aufbau und die Pflege persönlicher Beziehungen. In der Remote-Work-Welt hat sich die Rolle des Managers vom Gatekeeper hin zum Coach und sozialen Bindeglied verschoben. Organisationen müssen nun Zeit und Ressourcen dafür aufwenden, um Führungskräften neue Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, die es ihnen ermöglichen, ihre Teams zu coachen und mit ihnen in Verbindung zu bleiben.
Die nächsten Schritte in der neuen Arbeitswelt
Die Pandemie hat ohne Zweifel verheerende Folgen. Aber sie gibt Unternehmen auch die Chance, sich von den Fesseln des physischen Büros zu lösen und eine neue digitale Arbeitswelt zu kreieren. Sie bietet die Chance, alte Muster in Frage zu stellen und Teams zu bilden, die wirklich repräsentativ sind für die Gesellschaft, in der wir heute leben. Und sie kann ein Moment sein, um neue Stärken aufzubauen, die es uns ermöglichen, miteinander verbunden zu sein und uns gegenseitig zu unterstützen, auch wenn wir nicht am gleichen Ort sind.