Die Nachwehen der Corona-Pandemie

Personalmanagement

Die Devise vieler Unternehmen in den letzten Monaten war simpel: überleben. Damit haben sich auch die Anforderungen an HR-Teams enorm verändert. Nie waren sie mehr gefordert. Nie waren ihre Aufgaben anspruchsvoller. Kein Wunder also, dass manche personalstrategischen Themen vorerst auf der Strecke blieben. Jetzt, in Zeiten der Impfkampagne und Diskussionen um die Abschaffung von Homeoffice und der Maskenpflicht, heißt es für Unternehmen, wieder volle Fahrt aufzunehmen. Doch sind sie dafür gewappnet oder müssen sie nun ausbaden, was in den letzten Monaten zu kurz kam? Drohen in den kommenden Monaten gar Kündigungswellen und Produktivitätsflauten?

Um herauszufinden, wie es nach der Krise für Unternehmen weitergeht, hat Personio 500 Personalentscheider:innen und 2.000 Arbeitnehmer:innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Dabei wurden teils große Unterschiede in der Wahrnehmung und damit auch mögliche Folgen der Pandemie deutlich.

Unterstützung während der Krise: So unterschiedlich ist die Wahrnehmung

Das Thema mentale Gesundheit hat im Zuge der Pandemie Aufwind bekommen. Plötzlich wurde viel offener über Ängste oder gar Burnout gesprochen. Und so sind auch 65 Prozent der Personaler:innen der Meinung, ihr Unternehmen habe die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden ausreichend unterstützt. Die Mitarbeitenden sehen dies jedoch weniger positiv: Nur 48 Prozent stimmen dem zu. Auch in Sachen Kinderbetreuung und Work-Life-Balance zeigen sich Unterschiede in der Wahrnehmung: Immerhin jede:r zweite Personaler:in meint, ihr Unternehmen hätte ausreichend Unterstützung bei der Kinderbetreuung geboten (53 Prozent). Dem stimmt jedoch nur ein Drittel zu (36 Prozent). Zudem bewerten 63 Prozent der Personaler:innen die Unterstützung in Bezug auf Work-Life-Balance als gut. Von den Mitarbeitenden sieht das nur jede:r zweite so.

HR-Abteilungen sei also empfohlen, noch mehr den Austausch zu suchen. Regelmäßige Mitarbeiterbefragungen sowie informelle Gespräche haben sich in der Vergangenheit bewährt, um den Kontakt zu den Mitarbeitenden nicht zu verlieren und so rechtzeitig Maßnahmen ergreifen zu können, um schlimmere Folgen für das Unternehmen abzuwenden.

Die Pandemie als Produktivitätskiller

Die vergangenen Monate stellten die meisten von uns vor private wie berufliche Herausforderungen. Kein Wunder also, dass darunter auch die Produktivität der Mitarbeitenden litt. Fast ein Drittel gab an, weniger produktiv gewesen zu sein (29 Prozent). Die Gründe: eine schlechte körperliche oder seelische Verfassung (24 Prozent), sinkende Motivation (23 Prozent) sowie ineffiziente Kommunikation mit Kolleg:innen (20 Prozent). Damit laufen Unternehmen Gefahr, nicht schnell genug wieder Fahrt aufnehmen zu können, was zu Geschäftseinbußen führen kann. Ein weiteres Produktivitäts-Hindernis sehen Angestellte in der Nutzung zu vieler Tools. 36 Prozent sagen, das ständige Hin- und Herspringen zwischen Lösungen würde ihren Arbeitsfluss unterbrechen.

Auch hier spielen HR-Teams eine wichtige Rolle: Durch eine effektive Personalstrategie gilt es, negativen Folgen vorzubeugen. Dafür muss sich HR Freiräume für strategische Themen schaffen. Doch leider sind Personalabteilungen nach wie vor viel zu oft mit Administration überlastet und es fehlen ihnen Zeit und Ressourcen für strategische HR-Arbeit (je 20 Prozent).

Drohende Kündigungswelle

Die wohl fatalste Folge der Pandemie für Unternehmen steht wohl erst noch an: Fast jede:r Zweite will in den kommenden Monaten den Job wechseln (45 Prozent). Doch nur 39 Prozent der Arbeitgeber:innen sind sich dessen bewusst. Mitarbeiterbindung hat gerade einmal bei 34 Prozent der HR-Teams hohe Priorität. Um noch rechtzeitig gegensteuern zu können, ist es wichtig, dass Personalverantwortliche die Gründe für den Wunsch verstehen. Doch auch hier zeigt sich Uneinigkeit. So denken Personaler:innen, dass vor allem Entlassungen von Kolleg:innen (27 Prozent), Kurzarbeit (24 Prozent) und eine schlechte Work-Life-Balance (23 Prozent) die Gründe für anstehende Kündigungen wären. Mitarbeitende beklagen sich hingegen neben der schlechten Work-Life-Balance (24 Prozent) hauptsächlich über fehlende Aufstiegsmöglichkeiten (30 Prozent) und mangelnde Wertschätzung für die eigene Arbeit (25 Prozent).

Auch hier gilt: Nur Unternehmen, die wissen, was in den Köpfen der Mitarbeitenden vor sich geht, können entsprechende Maßnahmen einleiten und einer Kündigungswelle entgegenwirken.

Drei Empfehlungen gegen Fluktuation und sinkende Produktivität

Doch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Denn sind die Herausforderungen der nächsten Monate erst einmal identifiziert, ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, die Personalstrategie auf Erfolgskurs zu trimmen.

So geht’s:

  • Setzen Sie einen klaren Fokus auf Mitarbeitende, Kultur und HR-Strategie. Beziehen Sie die Mitarbeitenden ein, hören Sie Ihnen zu und wertschätzen Sie ihr Feedback.
  • Schaffen Sie sich Zeit für strategische Themen, indem Sie zum Beispiel Prozesse automatisieren.
  • Gestalten Sie interne Prozesse so, dass Ablenkungen vermieden werden, zum Beispiel mit einer reibungslos aufeinander abgestimmten Software-Landschaft.

Nach Monaten des Ausnahmezustandes ist es für HR-Teams spätestens jetzt an der Zeit, den Kurs neu zu justieren und den Fokus auf ihre wertvollste Ressource zu setzen: die Mitarbeitenden, um gestärkt aus der Krise zu kommen und optimistisch in die Zukunft blicken zu können.

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Martina Ruiß, Head of HR bei Personio

Martina Ruiß

Martina Ruiß ist Director Talent bei Personio, der ganzheitlichen HR-Software für kleine und mittelständische Unternehmen.

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